12|Warum ich meinen Besten Freund rauswerfe und meine Mutter besuchen gehe

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Liz

Ein bisschen bereue ich meine Antwort, aber Noahs Erleichterung lässt dieses Gefühl wieder verschwinden.

"Bin gleich wieder da!", murmelt er und huscht aus dem Zimmer.

Ich bete inständig, dass ihm niemand im Bad begegnet!

Es dauert eine gefühlte Ewigkeit bis Noah wieder zurückkommt. Und ich atme erleichtert auf, dass ihn niemand erwischt hat.

Er hat eine Wundheilsalbe und einen Verband in der Hand:"Okay, dann mal los."

Zögernd schiebe ich den Ärmel meines Pullis nach oben und gebe freie Sicht auf die neuen Blutergüsse. Wenn ich nur hinsehe, kommen die Erinnerungen an die vergangenen Stunden wieder zurück und ich beginne zu zittern.

Noah setzt sich neben mich und streicht mir beruhigend über den Rücken:"Hey, ich bin jetzt da. Es passiert nichts mehr! Das war das letzte Mal.", wir wissen beide, dass das nicht stimmt, aber gerade tut es gut es sich zumindest einzubilden.

Noah schraubt den Deckel der Creme auf und beginnt sie vorsichtig auf meine Verletzungen zu tupfen. Es tut weh, obwohl er versucht mich so wenig wie Möglich zu berühren. Ich versuche mir den Schmerz nicht anmerken zulassen, balle meine Hände aber zu Fäusten um mich von dem Brennen abzulenken. Meine Fingernägel bohren sich fest in meine Handflächen.

Mein Bester Freund streift den Ärmel meines Shirts wieder runter und dreht mein Gesicht zu ihm:"Geht es?"

Ich nicke mit zusammengebissenen Zähnen.

Er löst sanft meine Finger voneinaner:"Du tust dir ja selbst weh."

Wir schauen Beide auf die roten Schriemen die meine Nägel in meiner Hand hinterlassen haben. Einige Augenblicke sagt niemand ein Wort, wir starren einfach weiter auf meine Hand, aber dann räuspert sich Noah:"Lizi?"

Ich schaue auf:"Ja?"

Er zögert kurz, ehe er weiter redet:"Ich weiß, dass du es nicht willst, aber so kann das nicht weiter gehen! Du musst es jemandem sagen."

Ich weiß insgeheim, dass er Recht hat, aber ich sage mir, dass ich es bis jetzt auch ausgehalten habe und, dass ich das meiner Mutter nicht antun kann. Ich weiß, alles Ausreden:"Nein! Ich habe dir das im Vertrauen gesagt und das geht sonst niemand anderen etwas an!", meine Stimme klingt stärker, als sie eigentlich ist.

Noah seufzt:"Ja, aber das ist echt vrdammt ernst, Lizi!"

"Ich sagte, dass ich nicht will, dass jemand anderes davon erfäht!", jetzt schreie ich fast.

Hoffentlich hören mich meine Eltern nicht!

"Das ist nicht mehr zum Spaßen, verdammt nochmal! Das geht schon ewig so und wird nur schlimmer. Jetzt mach die Augen auf und kapier endlich, dass das nicht so weiter gehen kann!", er wirkt echt sauer.

Aber ich verschränke nur die Arme vor der Brust und funkle in an:"Ich denke du solltest jetzt gehen!", es fällt mir schwer das zu sagen, aber ich muss!

Er starrt mich entsetzt an, steht dann aber auf und geht zum Fenster. Noch nie habe ich Noah rausgeschmissen!

"Schlaf gut, Lizi.", dann ist er weg.

Ich schreie ihn an, werfe ihn raus und er wünscht mir trotzdem eine gute Nacht! Ich bereue sofort was ich getan habe, aber ich kann es nicht mehr rückgängig machen. Wütend auf mich selbst gehe ich Richtung Bad, dabei komme ich an der Schlafzimmertüre vorbei. Aus einem plötzlichen Impuls heraus, drücke ich leise die Klinke hinunter und schlüpfe ins Zimmer.

In der Dunkelheit brauche ich einen Moment bis sich meine Augen daran gewöhnen. Die dunklen, schwarzen Vorhänge sind wie immer zugezogen, sodass nicht das kleinste bisschen Licht ins Zimmer kommt. Der Boden ist mit einem flauschigen Teppich bedeckt. An den Wänden hängen keine Bilder. An der einen Wand steht ein großer Kleiderschrank, an der Anderen ein offenes Regal in welchem sich hunderte Tablettenschächtelchen, Spritzen und Salben befinden. Alle fein säuberlich sortiert, nach Wichtigkeit und Alphabet.

Ich schaue zum Bett. Die eine Hälfte ist leer. Eine weiße Decke liegt darauf und auf dem Nachttisch daneben, liegt ein Buch. Die andere Hälfte des Bettes liegt Höher und hat eine verstellbare Lehne. Darin liegt meine Mutter. Unter dem Deckenberg ist sie kaum zu erkennen. Ich trete näher heran. Ihr längliches Gesicht liegt auf dem Kissen und ihre faltrige Haut, sieht noch fahler aus als sonst. Die wenigen Haare die sie noch hat liegen strähnig auf dem Kissen. Meine Mutter hatte mal richtig schöne, blonde Haare.

Ohne groß nachzudenken greife ich nach einer ihrer dünnen Hände. Sie sind so schmal und knochig, dass ich beinahe Angst habe, dass sie in meiner zerfällt. Trotzdem drücke ich sie kurz. Lange war ich meiner Mutter nicht mehr so nahe!

Plötzlich öffnet sie die Augen:"Elizabeth.", ihre Stimme ist rau und man hört ihr die Schmerzen an.

"Ähm, hey Mum."

Sie lächelt schwach:"Es ist schön, dass du da bist."

Ich nicke unruhig:"Ich...ähm sollte gehen."

Sie versucht den Kopf zu schütteln:"Nein, bitte. Wie läuft es mit Noah?"

Ich lasse ihre Hand los und entferne mich ein paar Meter:"Gut. Gute Nacht!", dann gehe ich so schnell ich kann aus dem Raum. Ich packe das nicht!

Ich kann einfach nicht mehr!

Sterben Muss Man SowiesoWo Geschichten leben. Entdecke jetzt