5: Zufälle oder Determinismus

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Als sich Alenia und Freya am nächsten Tag am Ende von der Strecke erneut trafen, akzeptierte Al die höhere Macht die im Spiel war und fragte Freya um ein Lauf-Date. Sie joggten nun regelmäßig zusammen und tauschten nach kurzer Zeit die Nummern aus.

Die Hemme, die eher einem großem Wald glich dessen Name zufällig Mr. Forest war, hielt sie davon ab, sich vollständig zu öffnen und auf die entstehende Freundschaft einzugehen. Deswegen traf sie sich auch dieses Wochenende mit Paula und offenbarte ihr endlich alle Gefühle die sie diesem fremden Mann entgegenbrachte.

"Und deine Studentin, mit der du dich anfreundest, weil ihr euch so gut versteht, ist seine Freundin? Oh man Elchen, in welche Gefühlswelt hast du dich denn da hineingeritten?", fasste Paula ihre Erklärung kurz zusammen und nahm sie über den Tisch hinweg, umständlich in den Arm.

Da Alenia ihre Zeit meist in London verbrachte und nur selten auf Oxford, hatten sich die beiden eine gefühlte Ewigkeit nicht in ihrer Freizeit gesehen. Jetzt saßen sie sich mit einer dampfenden Tasse Tee gegenüber und schauten aus dem Fenster. Der Regen trommelte in ruhigem Takt gegen die Scheibe und eine vorweihnachtliche Stimmung machte sich in Al breit.

"Was soll ich denn machen?", verzweifelt wendet sie sich ihrer Freundin zu. Normalerweise war Al niemand der um Ratschläge bat, oder um eine neutrale Ansicht, da sie das meist alleine auch schaffte. Aber in dieser Angelegenheit fühlte sie sich hellauf überfordert, dies schien auch Paula zu bemerken, da sie sie aus großen Augen ansah.

"Oh, ich zähle mal die Vorschläge auf, die Freundinnen normalerweise aufzählen, die aber sowieso nicht ausgeführt werden, da sie viel zu komisch, blödsinnig und nicht umsetzbar sind. Also, du vergisst ihn einfach, du schießt seine Freundin (oder mittlerweile deine) dorthin wo der Pfeffer wächst, du sagst Freya dass ihr Freund ein Arsch ist, der mit anderen rum macht oder schickst von ihrem Handy eine Nachricht an seines, was er sich eigentlich einbildet. Nun da wir die alle durchgekaut haben kommen wir zur wirklichen Vorgehensweise.", mit verschränkten Fingern und aufgestützten Armen auf denen Paulas Kopf lag, fuhr sie fort.

"Du überlegst dir, wie du zu ihm stehst. Welche Chancen du hast, inwieweit du mit ihm abschließen kannst und willst. Im weiteren Sinne fühlst du in dich hinein, ob du eine Freundschaft zu Freya aufbauen kannst oder willst und dann, überlegst du dir ob du ihr von deinen Gefühlen erzählen willst."

Vollkommen in Gedanken versunken fuhr Alenia zurück nach London. Die letzten Worte von Paula schwirrten ihr noch im Kopf umher: "Ich hab dich lieb Elchen, und wenn du denkst er ist deine große Liebe dann kämpfe um ihn, denn ich bin immer da, um dich im Falle aufzufangen."

Erst als der Verkehr zunahm, beschloss Al mehr auf ihre Umwelt zu achten und kam zugleich darauf, dass sie noch einkaufen gehen musste. Etwas näher im Zentrum als ihre Wohnung es war, fand sie direkt bei einem Lebensmittelgeschäft einen Parkplatz, so als hätte sie ihn bestellt. Ihre Mutter handhabte das auch so. Wenn sie einen Parkplatz brauchte, dann sprach sie zuvor laut aus, wo sie ihn haben wollte und wie als wäre es Bestimmung, fand sie immer den perfekten.

Diese Gabe schien ihre Tochter geerbt zu haben. Mit einem Einkaufskorb, den sie im Kofferraum verstaut hatte, marschierte sie in das Geschäft und bahnte sich durch die Reihen zu ihren gewünschten Lebensmitteln eine Weg. Trotz ihrer 1,70 schaffte es Al nicht ganz zu den Nudeln, die dort oben gelagert wurden, zu gelangen. Normalerweise waren die eine Reihe weiter unten, aber wie das in Supermärkten so üblich war, räumten sie ständig um.

"Alenia? Hey, schön dich hier zu treffen!" Al gab den Versuch auf und drehte sich zu der bekannten Stimme um. Nach Paulas Worten war es schwer, ihr jetzt schon wieder gegenüber zu stehen. "Hallo Freya. Ist dein Kühlschrank auch so leer wie meiner?"

Opalgrün wie Mr. Forest Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt