27: Der Weg ist das Ziel

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Das Bett war schon leer, als sie am nächsten Morgen erwachte, deswegen beeilte sie sich im Bad umso mehr. Ihr flüssiges Gold prasselte auf sie herab, die heiße Luft blies ihr entgegen, als sie endlich angezogen und trocken war, flitzte Alenia die Treppen hinunter.

Ihr erster Abstecher führte sie in die Küche, wo sie auch sogleich einige Handgriffe übernahm. Ella bedankte sich überschwänglich und erzählte geheimnistuerisch davon, dass Vater sowie Sohn im Arbeitszimmer waren um die letzten Vorbereitungen für heute zu treffen.

Alenia deckte den Tisch, sie fand es etwas schade für einen weniger zu decken, aber anscheinend frühstückte Colin heute bei seiner eigenen Familie. Hatte er eigentlich schon seine Mate gefunden? Al bemerkte in dem Moment, dass sie sowohl von Colin als auch Avan nicht viel wusste. War der Freund von Freya zum Beispiel, immer schon in diesem Rudel gewesen? Wieso war Colin Florins bester Freund, obwohl er um einige Jahre jünger war?

Der Lockenschopf nahm sich fest vor, ihren Freund demnächst darüber zu interviewen, oder vielleicht direkt Colin. Hoffentlich wurde Florin nicht eifersüchtig, vielleicht war das ein weiteres Indiz dafür, dass der Braunhaarige keine Freundin hatte. Obwohl, bei Avan war Florin auch einmal eifersüchtig gewesen, als sie ihn so lange beobachtet hatte.

Wie weit betraf dies alles die Mate-Sache, seine tierische Seite und inwieweit kam es von Florin? Alenia gefiel der Gedanke, dass sie füreinander bestimmt waren, dass sie die Auserwählte für ihn war. Diese Anziehungssache war keine Illusion, die herbeigezaubert wurde. Al war nicht für ihn geboren worden, sie war ein eigenständiger Mensch selbst für ihre Entscheidungen verantwortlich, sie könnte sich genauso gut gegen Florin entscheiden, aber warum sollte sie?

Wie das Schicksal es eben so wollte, passte sie perfekt zu Florin und sie wäre dumm, würde sie diese Gefühle fallen lassen, nur weil er es vom ersten Moment an, durch eine höhere Macht, gewusst hatte. Aber hatte sie es nicht ebenso gewusst? Immerhin war sie diejenige gewesen, die seit seinem ersten Kuss Fernweh hatte, und zwar nach ihm. Nun könnte sie es locker Heimweh nennen, denn sie war sich sicher, würde sie in den nächsten Wochen alleine in London sitzen, während er in Schottland war, würde sie nicht die schöne Landschaft vermissen.

Dass Talos Seite sie so begehrte, besitzergreifend war, leicht dominant und so euphorisch auf sie wirkte, bereitete ihr Angst und Aufregung zugleich. Al könnte sich gegen das alles entscheiden, immerhin wurde sie von niemanden gezwungen.

Aber auch wenn sie keiner dazu zwang, war es trotzdem ihr eigenes inneres Bedrängnis, das sie dazu brachte an seiner Seite zu bleiben. Er machte sie glücklich, er vervollständigte sie und es wäre verschwendete Zeit diese Gefühle nicht zu genießen. Denn was wollte ein Mensch mehr als bedingungslose Liebe, was könnte einen mehr erfüllen?

Von ihren Gedanken so eingenommen, hatte sie den ganzen Tisch gedeckt. Einige Speisen standen schon am Tisch, nur die warmen Kochkünste von Ella mussten noch etwas warten. Alenia füllte noch einen Krug Wasser auf, stellte einige Säfte auf den Tisch und huschte dann ins Wohnzimmer.

Isabella und Sebastian saßen auf dem Sofa, Al unterhielt sich letzten Endes mit Isa, die ihr Buch zur Seite legte. "Wie alt bist du jetzt?", wollte sie gerade wissen. Das hübsche Mädchen schenkte ihr ein freundliches Lächeln "13, ich freu mich schon richtig auf meinen 17 Geburtstag, knapp darauf kann ich endlich meinen Mate finden. Manchmal kann ich mir gar nicht vorstellen, dass es jemand aus unserem Rudel ist, die Jungs in meinem Alter sind allesamt komisch."

Die nächsten Minuten hörte sie Isabella dabei zu, wie sie in kreativer Form den Doofheitsgrad der Jungs ausschmückte. Auch wenn sie körperlich, besonders als Wolf wie es schien, wirklich gut drauf waren, schien Isa ihnen im geistlichen Niveau überlegen, zu ihrem Leidwesen.

Opalgrün wie Mr. Forest Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt