24: Der Wendepunkt

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Als sie langsam zu Bewusstsein kam, lag Florin noch neben ihr. Al beobachtete eine Weile seine entspannten Gesichtszüge, erst als ihre Blase drückte, stahl sie sich aus dem Bett. Sie machte sich im Bad fertig, zog sich an und entschied nach einem Blick auf die Uhr, hinunter zu gehen. Florin lag noch schlummernd im Bett, es war zwar schon 10 Uhr, aber sie hatten ja auch lange geredet, oder Florin hatte lange gesprochen und Al hatte gelauscht.

Der ganze Haushalt schien schon wach zu sein. Im Wohnzimmer saßen alle bei einem Kartenspiel zusammen, als Al eintrat, wurde das Spiel automatisch unterbrochen. Es tönten einige Guten Morgen durch den Raum, sie zupfte an ihrem Pullover herum. "Mhm, ich wollte mich für gestern entschuldigen. Ich habe vielleicht ein bisschen über reagiert!"

James meldete sich mit einem warmen Lächeln und sanften grauen Augen zu Wort: "Al, du brauchst dich wirklich für nichts zu entschuldigen. Ich finde, für diese Art von Neuigkeit, hast du ziemlich entspannt reagiert, neben der anfänglichen Panik. Wo wir schon dabei sind, wie bist du eigentlich drauf ge-" Er wurde von der Tür unterbrochen, die aufgeschwungen war, Colin rief eine Begrüßung vom Flur aus.

Sie setzte sich neben Freya, froh darüber, dass die Aufmerksamkeit nicht mehr auf ihr lag. "Ist Florin noch gar nicht wach?", war seine erste Frage. Al schüttelte den Kopf zur Antwort, sie wartete schon auf einen spitzbübischen Kommentar wegen ihrer Locken, aber Colin sah nur irritiert drein. "Das ist ja komisch, für den werten Herr."

"Wieso?", wollte Al sofort neugierig wissen. Florin war meist erst nach ihr wach, für sie schien Florin wie ein typischer Morgenmuffel, nur nicht den ersten Tag hier im Haus. "Der ist meist am frühesten von uns auf!", erklärte Isabella, sie starrte ihre Karten an und legte schließlich eine blaue neun auf den Stapel, wer liebte Uno nicht? "Ja, aber er scheint sein Wundermittel gefunden zu haben! Das ist super Al, dann jagt er mich nicht mehr um 6 aus dem Bett, weil er einen Laufkumpanen braucht." Colin setzte sich auf den freien Stuhl.

Auch wenn sie sicher jeder im Raum verstand, flüsterte Al Freya zu: "Danke wegen gestern, es war wirklich lieb von dir, die Verwandlung hinauszuzögern nur damit ich es besser beobachten kann. Tut mir leid wegen der Schmerzen." Frey wank ab, sie spielte ihren Zug mit den Karten und wandte sich ihr wieder zu.

"Wie geht es dir? Ist es dir eh nicht zu viel auf einmal?" Nun war Al diejenige die abwank. "Wenn ich studieren, unterrichten und gleichzeitig meinen Doktor schreiben kann, dann komm ich auch mit der Nachricht klar, dass mein Freund und seine Familie Werwölfe sind."

Freya kicherte, bis sie strahlend meinte: "Oh, und ich muss mich noch für deine Kraulkünste bedanken, du kannst das wirklich gut! Hattest du mal einen Hund?" Alenia biss sich amüsiert auf die Lippen, zum einen war es so, als würde sich Freya für eine gute Massage bedanken, aber zum anderen kam es ihr so vor, als könnte plötzlich ein Tier sprechen. Was im übertragenen Sinne sogar stimmte.

"Nein, eine Katze!" Beide kicherten, Avan verzog sein Gesicht über seine Freundin und Al. "Dieses Gespräch ist erniedrigend!", warf der Blondling ein, er zeigte zwischen ihnen hin und her. "Du könntest dir eine Scheibe von Al abschneiden, Avan!", meinte die Langhaarige mit hocherhobenem Haupt.

"Ich kann dir zeigen wie gut ich kraulen kann, du ungezogener Köter!" Sein großer Körper warf sich halb auf sie, er kitzelte seine Freundin ohne Erbarmen. Al verkroch sich in eine Ecke, sie hörte Frey kreischen: "Wenn du meinst, ich sei unerzogen, beleidigst du indirekt meine Eltern! Das ist kein Umgang, den wir in diesem Haus dulden!" Dass die Hälfte ihres Satzes, halb erstickt und von Lachern durchzogen war, störte den riesigen, blonden Wikinger genauso wenig wie den Inhalt.

"Eigentlich, liebe Freya, ist der Mensch, Anlage, Umwelt und Selbstbestimmung. Die Erziehung deiner Eltern, hat also nur soweit Erfolg, wie du ihn zulässt." Avan grinste sie verspielt dankbar an, ein fremder Ausdruck für Al, er schien ihre Unterstützung nicht erwartet zu haben.

Opalgrün wie Mr. Forest Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt