29: Unter Laternen knien

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Florin schlüpfte gerade noch in seinen Schuh, bis er sich aufrichtete und seine Arme um sie schlang. Er hatte sich aus einem anderen Zelt seine Klamotten genommen, sich zurück verwandelt. Bis dato war es ihr nicht aufgefallen, da es die selbe Farbe wie das große hatte und sich perfekt daran tarnte.

Sie lehnte etwas müde den Kopf an seine Schulter, als er mit einem schnellen Schritt bei ihr gewesen war. Seine Hand fuhr genaustens über ihren Körper, ihren Hals und das Gesicht, ganz nach dem Motto, alles von ihr wieder genau zu erfassen, da dies mit Wolfspranken nicht wirklich möglich war.

"Du siehst etwas müde aus! Aber zuerst solltest du einmal ins Warme!" Es war wunderbar seine Stimme wieder zu hören. Es erinnerte sie an den verqueren Fakt, dass sie ihn die ganze Zeit um sich, aber kein Wort mit ihm gewechselt hatte.

"Du bist warm.", widersprach Alenia ihm. Zum Beweis schmiegte sie sich näher an ihn, vergrub ihre Finger an seinem Bauch. Ihre kalten Backen schmiegte sie an seine Halsbeuge, Florin gab ihr einen süßen Kuss auf die Stirn. Es wunderte sie nicht, dass er sie fünf Sekunden später ins Zelt führte.

Mittlerweile dämmerte es bereits und die Werwölfe schienen sich zu dezimieren, stattdessen schlenderten Menschen herum, die Holz unter ihren Armen trugen. "Jetzt werden einige Lagerfeuer entzündet, nachher erzählen die Älteren Legenden!", erklärte er.

Alenia kicherte: "So wie es scheint, brauchen wir diesen Mind-link gar nicht. Du weißt auch so was in mir gerade vorgeht!" Auch Florin lachte, wenn es auch deutlich halbherzig war, ihm schien der Gedanke gar nicht zu gefallen, dass sie es vielleicht als unnötig empfand.

Im Zelt schlug ihr die Wärme nur so ins Gesicht, die Anzahl war deutlich gestiegen. Florin schob sie zu einem Heizstrahler, besorgte sogleich eine heiße Tasse Punsch. "Sieben!", rief Ella laut durch den Raum und hob zwei Säckchen hoch, einige grölten erfreut. Anscheinend hielt sie die Menge am Laufenden über den Stand der verschollenen Kekssackerl. Sie schlüpfte aus dem Mantel, ließ ihn mit ausgestrecktem Arm vor dem Heizgerät baumeln.

"Ich habe übrigens deine Großmutter kennengelernt.", eröffnete Al ein neues Thema während sie an dem Punsch nippte. Florin sah sie neugierig an. "Sola?", hakte er nach. Sie nickte und lauschte seinen Erzählungen über sie, wie gedacht war sie ein lustiger Mensch, der schon so einige komische Sachen angestellt hatte. Während sich Alenia trocknete, beziehungsweise wärmte, verließen immer mehr das Zelt um bei der Suche nach den letzten Säckchen zu helfen, oder eben den kleinen Wettkampf zu gewinnen.

"Drei!", unterbrach Ella die Erzählung von Sola, die ihrem Sohn mit 17 die Haare abrasiert hatte, weil er frech war, armer James. Spannend ob Florins Mom ihn zu der Zeit schon gekannt hatte. Al konnte sich Florin mit einer Glatze nicht vorstellen, wahrscheinlich weil sie seine Haare so sehr mochte! Eine große Nase schob sich durch den Zeltspalt, im Maul das nächste rote Plastikteil gefüllt mit Leckerein. "Uh, Zwei sind nur mehr da!", quietschte Ella erfreut.

"Lass uns raus schauen, es geht grad sicher rund!" Bevor sie hinaus spazierten, warf Alenia noch einen unscheinbaren Blick auf den Platz, wo das Sackerl versteckt war, dass sie vorhin entdeckt hatte. Es lugte immer noch unscheinbar hervor. Beide behielten sie die warmen Tassen in der Hand, als sie sich zu den anderen nach draußen gesellten. Es flackerten schon einige Lagerfeuer warm vor sich hin, aber die waren gerade eher nebensächlich, viel eher schnüffelten die Wölfe mit der Schnauze am Boden umher.

Bis weit in die Ferne, waren die Tiere zu erkennen, soweit sie dies mit ihrer menschlichen Sehkraft, bei dieser Dämmerung, feststellen konnte. Auch wenn es erst halb 5 war, die Sonne war schon längst hinter den Bergen und Wolken verschwunden und beglückte andere Länder mit ihrer Wärme.

"Sind die Sackerl wirklich auf eurem ganzen Land verteilt?", hakte Alenia neugierig wie sie war, nach. Florin schüttelte zu ihrem Glück den Kopf. "Nein, es ist viel eher ein Bereich. Die Küste entlang, rauf zum See, zu unserer Siedlung und bis zu einem Bach der wiederum ans Meer führt. Es ist trotzdem ein beachtlicher Radius für ein paar hundert Tüten!"

Opalgrün wie Mr. Forest Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt