3. 🖤

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Mittlerweile waren einige Wochen vergangen und meine Mutter hatte sich schnell an die Schmerztherapie gewöhnt. Die Ambulante Pflegestation, brauchten wir noch nicht, doch es war dennoch gut die Pflegedienstleitung kennenzulernen, denn sie erklärte uns wichtige Pflegerische Maßnahmen, die wohl bald auf uns zukommen würden. Noch war meine Mutter zu selbstständig, doch sobald es irgendwie anfangen sollte ihr schlechter zu gehen sollten wir uns bei ihnen melden. Ich hatte ihr auch von dem Roadtrip durch Italien erzählt, was sie aber nicht wusste, an den letzten 3 Tagen wo wir dann am Meer sein sollten, so Gott wollte, würden Johnny, Saskia und Renato nachkommen. Sogar meine Tante, ihr Mann und meine Cousinen würden mitkommen. Es würde zwar kein sonderlich warmer Urlaub werden, aber sobald wir im Süden Italiens ankommen, sollte es relativ warm genug sein. Renato hatte uns sogar ein Hotel für die letzten 3 Tage gebucht, was ich absolut nicht wollte, doch er bestand darauf.
Ich saß grade vor meinem Pc auf der Arbeit und scrollte sämtliche Campingplätze durch damit meine Mutter und ich wenigstens an den Tagen an denen wir rasteten einen Platz hatten. „Du sollst Arbeiten und nicht deinen nächsten Urlaub planen." ich zuckte komplett zusammen und schüttete meinen Kaffeebecher aus, als ich aus versehen mit der Maus dran kam. Meine Arbeitskollegin Veronika fing laut an zu lachen und reichte mir ein paar Taschentücher. „Ich möchte mit meiner Mutter ein Roadtrip durch Italien machen." murmelte ich als ich die hälfte aufgewischt hatte. „Der Chef hats abgesegnet, nächsten Monat gehts los." fügte ich noch hinzu. „Oh wirklich? Wie lange seid ihr unterwegs?" fragte Veronika überrascht und setzte sich wieder vor ihren Pc. „Zwei Wochen sind geplant, je nachdem wie sie es packt." antwortete ich und klebte wieder an dem Bildschirm. „Wie meinst du das? Geht es ihr wieder schlechter?" ich nickte, doch ich bemerkte dass sie es gar nicht sehen konnte weshalb ich nur ein „Ja." zurück gab. „Mist, dann hoffe ich dass sie es durchhält und es genießt." ich blickte vom Bildschirm hervor und sah Veronika dankbar an.
Eine weile lang suchte ich nach geeigneten Campingplätzen und dann machte ich mich wieder weiter an die Arbeit.

Als ich zuhause ankam, holte ich wieder einen Stapel Briefe aus dem Briefkasten und ging sie durch, als ich die Treppen hinauf lief. Einige waren von der Kranken- und Rentenkasse, ein paar Rechnungen und wieder einer ohne Absender an meine Mutter adressiert. Ich wollte nur zu gern wissen wer ihr wohl schrieb.
„Mama, Briefe!" rief ich durch die Wohnung als ich eintrat und Richtung Wohnzimmer lief. Dort angekommen blickte ich in zwei grinsenden Gesichter. Johnny und meine Mutter saßen zusammen auf der Couch und tranken einen Kaffee. „Oh hi." murmelte ich und setzte mich neben Johnny, welcher mir wie immer zur Begrüßung einen Kuss auf die Wange gab. „Was machst du hier?"
„Ich wollte dich entführen." Johnny grinste über beide Ohren und ich sah ihn skeptisch an. „Mama?" „Stell dich nicht so an Kind. Los, geht!" empört sah ich sie an, als sie uns aus der Wohnung scheuchte und die Tür hinter uns schloss. „Was habt ihr zwei geplant?" ich blickte Johnny mit zusammen gekniffenen Augen an, weswegen er gleich wieder anfing zu lachen. „Abwarten Hase." Das war mein Kosename, er hatte ihn schon ziemlich früh benutzt und irgendwie fand ich es ziemlich süß. Er führte mich zu seinem Auto und wir fuhren dann Richtung Ludwigsburg. Während wir fuhren, hörten wir Musik, es war komplett eine andere Richtung, als die von Julian. Natürlich hörte er auch Rock oder mal Blues und so Zeug, aber Johnny, der war eine stufe Extremer. Er hörte Metal. Von Heavy bis zu Deathcore war alles dabei, quer durch die Bank. Irgendwann legte Johnny seine Hand auf meinem Oberschenkel ab, was mir sofort ein Flashback bescherte, ich erinnerte mich an die sämtlichen Autofahrten mit Julian und mein Herz wurde schwer. Ich vermisste ihn mehr als mir bewusst war und das machte sich nun bemerkbar. Ich bekam eine Emotionsattacke vom feinsten, mir schossen die tränen in die Augen, weswegen ich mich schnell zum Fenster drehte, damit Johnny nichts davon mitbekam.
„Soll ich was anderes rein machen?" fragte Johnny mich als er bemerkte dass ich ihm zu ruhig wurde. Ich zuckte nur mit den Schultern zur Antwort und darauf hin griff er zu seinem Handy um eine andere Musik rein zu machen. Der erste Ton der aus den Boxen kam, war mir bekannt, konnte ihn aber nicht zuordnen, weswegen ich abwartete. Als die Stimme einsetzte wurde ich hellhörig, seine Stimme würde ich unter tausenden immer wieder erkennen. Julian verfolgte mich, das wusste ich. „Kannst du ein Lied weiter machen?" fragte ich ihn höflich. „Wieso? Magst du seine Musik nicht?" ich schüttelte mit dem Kopf, „Nein, nicht wirklich." Dass der Rapper mir das Herz gebrochen hatte, wollte ich ihm nicht erzählen, ich hatte keine Lust auf Erklärungen. Er musterte mich für einen Moment, machte aber trotzdem ein Lied weiter, weswegen dann irgendein Lied von Halsey lief.
In Ludwigsburg angekommen, fuhren wir noch etwas außerhalb und waren dann am Zielort angekommen. Naja wohl etwas weiter weg, denn Johnny legte ein Tuch um meine Augen was er an meinem Hinterkopf zusammen gebunden hatte und führte mich noch einige Meter weiter. „Egal was ich gemacht habe, bitte tu mir nichts!" bettelte ich, weswegen er herzlichst auflachte. „Ach was, ich hoffe nur es gefällt dir." und führte mich wohl über einen Schotterweg. Dann blieben wir stehen und er entfernte vorsichtig das Tuch. „Du kannst die Augen aufmachen." vorsichtig blinzelte ich und sah mich um. Um uns herum hunderte kaputte Autos. „Ein Schrottplatz. Ein Schrottplatz, wirklich?" lachte ich und sah zu ihm auf. „Schau genauer hin." ich sah nach vorne und direkt vor meiner Nase stand ein alter VW-Bus Camper. Er war Orange, hatte schon einige Dellen und hier und da fehlte der Lack. „Er ist nicht perfekt, aber..." „Nein. Er ist perfekt!" ich drehte mich glücklich zu Johnny und warf mich um seinen Hals, welcher sich grade noch so halten konnte, da wir sonst auf den Boden gekracht wären. Ich blickte noch in der Umarmung zu ihm auf und sah ein glitzern in seinen Augen, die ich für wunderschön empfand. Unsere Gesichter kamen sich näher, es waren nur noch einige Zentimeter, da hörte ich schritte auf uns zu kommen und ein räuspern, weswegen ich mich schnell von Johnny löste und umdrehte. „Du bist also die, wo mit deiner Mutter mit dem VW durch Italien reisen will." sagte ein Kerl mit schmutzigen Klamotten und grinste schief. „Genau." antwortete ich verlegen. „Okay, cool. Also ich muss noch den alten Kerl hier herrichten, aber ich denke damit werd ich fertig sein bevor ihr los wollt. Wann wäre das denn?" ich überlegte kurz. „In ungefähr drei Wochen." antwortete ich und Johnny räusperte sich. „Darf ich vorstellen? Das ist Alex, er hat den Bus hier vor der Schrottpresse gerettet." Alex sah mich stolz an und ich fing an zu lächeln. „Wirklich? Danke! Er ist wirklich super!" „Das freut mich, aber so ganz stimmt das auch wieder nicht. Johnny hat mir von deinem Plan erzählt, euer Kumpel Renato hat den Guten hier gefunden und Johnny hat mir dann geschrieben und ich hab ihn geholt." ich drehte mich wieder zu Johnny und strahlte ihn an. Ich konnte nicht in Worte fassen wie glücklich dieser Kerl mich in dem Moment machte, weswegen ich ihn einfach wieder stürmisch umarmte.

Please, Mary. -Bausa FF || Teil 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt