22. 🖤

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Sonnenstrahlen kitzelten meine Nase, weshalb ich aufwachte. Ich blinzelte schlaftrunken und als ich Julian zufrieden unter mir sah schreckte ich auf. Ich war auch noch Nackt!
Langsam ratterte es in meinem Kopf.
Fuck! Fuck! Fuck!
Wir hatten Sex. Leider Gottes war er sogar verdammt gut. Ich raufte mir die Haare und sammelte mich. Als ich mich einigermaßen beruhigt hatte, sammelte ich leise meine Sachen zusammen. Jedoch stieß ich gegen einen Stuhl und Julian schreckte von seinem Schlaf auf. „Wirklich Bambi? Du willst schon wieder ohne was zu sagen nach unserer gemeinsamen Nacht verschwinden?" er grinste und ließ seine Augen über meinen Körper schweifen, weshalb ich mich blitzschnell anzog. „Das hätte nicht passieren dürfen. Es tut mir leid!" ich zog mir mein Shirt über den Kopf, Julian schüttelte den Kopf. „Mir nicht. Was ich letzte Nacht gesagt habe meinte ich ernst, Bambi." mein Bauch kribbelte.
Fuck, ich liebe dich."
Diese Worte waren wie Engelsmusik in meinen Ohren, jedoch hatte ich mich bisher nicht getraut es auch auszusprechen, denn Sarah gab es auch noch. Mist, Sarah.
„Nein, das... Sarah." gab ich dann endlich von mir und er schien zu begreifen, denn er stöhnte auf und legte seinen Kopf in den Nacken. „Scheiße..." murmelte er und kramte auch sein Zeug zusammen.

Die Heimfahrt war ruhig, keiner hatte mehr etwas gesagt, bis er vor dem Wohnhaus anhielt in dem ich wohnte. „Wirst du es ihr sagen?" fragte ich leise und ich hatte Angst vor der Antwort, doch er zuckte nur mit seinen Schultern. „Okay. Danke, fürs mitnehmen." sagte ich leise und öffnete die Autotür. „Bambi..." er stoppte, sah auf sein Lenkrad und holte tief Luft. „Es tut mir leid." sagte er dann als ich die Tür schließen wollte. Ich nickte nur, schloss die Tür nun und sah ihm beim weiter fahren hinterher.
Eine Träne kullerte über meine Wange. Mein Gefühl sagte mir, dass er es nicht tun würde und das Ende mit uns war.

In meiner Wohnung machte ich mich erstmals frisch, zog mich um und fuhr zum Friedhof, da ich es das letzte Wochenende wegen meinem Partyausflug nach Hamburg nicht geschafft hatte.
Das Grab meiner Mutter war schön gepflegt, wohlmöglich waren Renato und Saskia vor kurzem da und hatten sie besucht. Ich kniete mich vor das Grab und betrachtete den Grabstein.
„Oh Mama. Ich glaube ich hab einen großen Fehler gemacht." murmelte ich. Ich erzählte ihr was passiert war und verstummte dann, in der Hoffnung eine Antwort zu bekommen, jedoch kam nichts.
Sie fehlte mir. Viel zu sehr.
Wieder weinte ich. Ich weinte immer wenn ich ihr Grab besuchte. Nach jeder Erzählung, weil ich hoffte sie würde antworten.
Nach einigen Minuten stummen weinen verabschiedete ich mich von meiner Mutter und machte mich auf den Weg zu Saskia.

Meine beste Freundin öffnete überrascht die Tür, da ich mich normalerweise immer vorher ankündigte wenn ich sie besuchte. „Was ist passiert?" fragte sie mich und zog mich in eine kurze Umarmung, jedoch antwortete ich nicht. „Kaffee?" sie sah mich fragend an und ich nickte dankbar. „Ja gerne." ich folgte ihr in die Küche und setzte mich an den Küchentisch, während sie den Kaffee zubereitete.
Als ich die dampfende Tasse vor mir hatte, sah sie mich eindringlich an. „Was hast du angestellt?" ertappt sah ich sie an und rutschte tiefer in meinen Stuhl. „Marie. Was hast du getan?" fragte sie nochmal mit mehr Nachdruck. „Mit Julian gevögelt." murmelte ich leise in die Tasse, so dass sie Mühe hatte mich zu verstehen. „Was hast du?" -„Julian und ich hatten letzte Nacht Sex." sagte ich nun etwas lauter und Saskia verschluckte sich an ihrem Kaffee.
„Oh nein." sagte sie und fuhr sich mit einer Hand ratlos übers Gesicht. Ich nickte nur.
„Ich weiß nicht ob er es Sarah sagen wird." ich senkte meinen Blick auf die Tischdecke. „Und wenn er es ihr sagen wird, renn. Glaub mir, renn." Saskia hatte wohl recht, wenn sie es erfahren sollte, dann musste ich unter tauchen. Das Land wohlmöglich verlassen, eventuell sogar den Kontinent.
„Scheiße, Sarah wird mich umbringen. Sie hat gestern erfahren, dass ich seine Ex bin. Die hasst mich so schon." ich legte meinen Kopf auf den Tisch und seufzte verzweifelt. „Ich weiß doch auch nicht was mich dazu mal wieder gerissen hat." ich hielt kurz inne. „Okay, doch Alkohol und das passive Marihuana inhalieren, das hat mich zu Julian gezogen." korrigierte ich mich und Saskia fing an zu lachen. „Man sollte Alkohol und Drogen vor dir weg sperren. Zuerst das mit Bonez und jetzt wieder Julian."
Mein Handy vibrierte in meiner Hosentasche, weshalb ich es heraus holte und mir die Nachricht ansah.

Julian:
Wir können uns nicht mehr sehen. Es ist besser so, glaub mir. Tut mir leid, es ist endgültig vorbei.

Tränen sammelten sich und ich blickte ungläubig in mein Handy. Ich pfefferte mein Handy auf den Tisch und Saskia sah erschrocken auf. Meine Fingernägel krallten sich in meine Handinnenfläche, die Tränen rannen über meine Wange und Wut bildete sich in mir. Wut gegen mich selbst. Mir war es klar als er davon fuhr, jedoch hatte ich es nicht gehofft.
Saskia ergriff sich mein Handy und las die Nachricht. „Er sagte er liebt mich!" sagte ich schmerzerfüllt und wütend. Meine beste Freundin rutschte vor lauter Schreck das Handy aus der Hand und es knallte auf den Boden. „Er hat mir danach gesagt, dass er mich liebt." flüsterte ich mehr zu mir selbst. Saskia griff nach meiner Hand. „Er hätte es niemals gesagt, wenn er es nicht ernst meint Marie!"
„Und warum schreibt er das? Ich kann nicht mehr, Saskia. Ich bin am Ende." sagte ich mit Tränen erstickter Stimme und ließ mich in ihre Arme ziehen. Sie fuhr mit einer Hand fürsorglich über meinen Rücken, so lange bis meine Tränen nur noch vereinzelt über meine Wangen rollten.
Irgendwas hatte ich wohl in meinem Leben angestellt, dass ich so bestraft wurde. Zuerst der Tod meines Vaters, dann der meiner Mutter und nun dieser Liebeskummer.
Irgendjemand da oben hasste mich wohl. Irgendwas wollte mich leiden sehen.

„Ich bestell Sushi und du schläfst bei mir. Okay?" Saskia holte mich aus den tiefen meiner Gedanken. Ich nickte abwesend. Sie verfrachtete mich ins Wohnzimmer, stellte einen Becher Eiscreme vor meine Nase, eine kuschelige Decke und ganz viele Taschentücher. „Sushi kommt in 20 Minuten, solang kannst du einen Film aussuchen und das Eis nebenher futtern." Ich kicherte und schniefte. Sie war die beste, wirklich die aller beste und tollste Freundin die man sich wünschen konnte.
„Danke. Für alles." murmelte ich und kuschelte mich in die Decke ein.

Please, Mary. -Bausa FF || Teil 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt