4. 🖤

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Die Urlaubsvorbereitungen liefen auf Hochtouren, ich hatte alles abgeklärt und wir wurden von Tag zu Tag immer aufgeregter. Selbst meine Mutter konnte kaum noch vor lauter Aufregung schlafen und wuselte immer wieder in der Wohnung rum um irgendwelche Sachen zusammen zu packen. Die Aufregung war natürlich am stärksten als wir die ersten Meter aus Bietigheim raus fuhren. „Jetzt gibt es kein zurück mehr Mama!" sagte ich fröhlich und konnte im Augenwinkel sehen wie meine Mutter strahlte. „Es ist schön den wahrscheinlich letzten Urlaub mit dir machen zu können. Danke dass du und deine Freunde mir das ermöglichen konntet." ihre Stimme versagte gegen Ende und ich wusste sie weinte, doch trotzdem strahlte sie weiter, weswegen ich es als Freudentränen aufnahm. „Ja und auf dem Rückweg fahren wir am Bodensee vorbei und besuchen noch Tante Sabine und die anderen, das darfst du nicht vergessen!" sagte ich dann und meine Mutter nickte fröhlich. So hatte ich sie schon lange nicht mehr gesehen. Ihre Augen leuchteten und man könnte meinen sie war nie Krebskrank und wir würden ein erfülltes Leben führen.

Wir fuhren schon einige Stunden und kamen grade an einem kleinen Örtchen an der Schweizergrenze an und legten eine kleine Pause ein. Dort vertraten wir unsere Beine und gingen in ein Café um etwas zu Frühstücken und gingen dann in einen Laden und kauften uns etwas für die Fahrt durch die Schweiz in der wir eventuell nur kurze Pausen machten.
Als wir dann die Grenze passierten, schoss meine Mutter dann unendlich viele Bilder, als wir immer weiter rein fuhren. Hier mal ein paar Berge und dort mal ein paar Seen, ein paar Häuser oder Höfe sowie die ganzen Tiere.
„Die Schweiz ist auch wirklich wunderschön, wir hätten hier auch noch Urlaub machen sollen." sagte meine Mutter ganz verträumt und sah sich beim vorbeifahren die Gegend ganz genau an. „Stimmt. Vielleicht können wir doch noch einen kleinen Urlaub machen." sagte ich dann und meine Mutter sah mich für einen Moment traurig an, lächelte dann aber. „Das wäre schön ja." murmelte sie leise.
Nach einiger Zeit fuhren wir durch einen Tunnel, welcher uns mit einem See am Ende überraschte. Meine Mutter war dann wieder Feuer und Flamme und machte ganz viele Bilder.
„Sag mal, hast du mal wieder was von Julian gehört?" fragte sie mich als wir für kurze Zeit schwiegen. Als sein Name fiel, merkte ich wie ich für einen kurzen Moment schlecht Luft bekam und wie sich mein Herz zusammen zog. Ich schüttelte also zur Antwort nur mit dem Kopf. Sie wusste nicht wie sehr ich ihn vermisste, wie sehr sich mein Körper nach ihm sehnte. Jedoch jedes mal wenn ich doch mal was von ihm hörte, dann schaltete ich komplett ab und ignorierte es. Jedoch war es ab und an nicht so einfach in der Bar seine neusten Lieder einfach mal zu überhören. Ich konnte auch schlecht einfach die Musik mal aus machen. Weswegen ich tapfer die Musik von ihm hinter mich brachte. Ich hasste Julian dafür, dass er mir das Herz gebrochen hatte. Allerdings wusste ich auch, dass es teilweise mein Fehler war.
„Schade eigentlich. Ich hab ihn gemocht. Obwohl Johnny auch kein schlechter Kerl ist." sagte meine Mutter mit einem lächeln und kramte aus ihrer Tasche ein belegtes Brötchen. „Sollen wir eine kleine Pause einlegen und uns die Beine vertreten?" fragte ich dann und sie nickte. Also suchte ich den nächsten Rastplatz an dem wir eine kleine Mittagspause machten.

Es vergingen noch einige Stunden bis wir in Italien ankamen und selbst dort kamen wir noch nicht zur Ruhe. Am Campingplatz spazierten wir dort herum und sahen uns die Gegend an. Ich schrieb derweil den anderen, dass wir angekommen waren. Am Abend entschieden wir uns Pizza essen zu gehen und gingen danach etwas am See entlang und machten ein paar Bilder.
Am nächsten Tag machten wir einen Ausflug in die nächstgelegene Stadt, gingen Essen, einkaufen und machten uns später am Campingplatz für den Nächsten Tag bereit um dann weiter zu fahren.
So ging es die gesamte restliche Woche ab, bis wir endlich kurz vor Venedig waren. Italien war wirklich wunderschön und je näher wir an das Meer kamen um so schöner wurden die Landschaften. Meine Mutter strahlte seit Tagen und sie hatte seit unserem Start in den Urlaub keine Probleme oder Schmerzen. Oder zumindest zeigte sie es nicht.

Als wir an unseren letzten drei Tagen an unserem Zielort nähe Venedig ankamen und ich auf den großen Hof des Hotels das Renato zahlte, auffuhr, konnte ich ein grinsen nicht verkneifen. Meiner Mutter klappte die Kinnlade runter, weswegen ich laut anfing zu Lachen. „Das können wir uns doch nicht leisten Marie!" rief sie aus und stieg staunend aus dem VW als ich parkte und sah sich alles genau an. Vor dem Hotel war ein riesiger Springbrunnen mit einer Kunstfigur und meine Mutter war natürlich wieder dabei Bilder zu machen. Ich hingegen versuchte unser Gepäck aus dem Bus zu bekommen. Ein Hotelmitarbeiter nahm mir diese schließlich ab und wir betraten dann zum ersten mal das Hotel in dem uns unsere Freunde und Verwandten in Empfang nahmen. Meine Mutter fing vor lauter Freude an zu weinen und begrüßte natürlich ihre Schwester, welche auch angefangen hatte zu weinen. „Was macht ihr alle hier?" nuschelte meine Mutter durch ihre Hände und ließ ihre Tränen freien Lauf. „Das hat alles deine Tochter mit ihren Freunden Organisiert." sagte Sabine und strich über die Arme meiner Mutter. Währenddessen begrüßte ich meine Cousinen Chiara und Helena und meinen Onkel Eddy, welche ich seit Jahren nicht mehr gesehen hatte. Danach huschte ich zu meinen Freunden die ich mit einer innigen Umarmung begrüßte und wie immer, gab mir Johnny einen Kuss auf die Wange. „Habt ihr Hunger?" fragte Renato als wir uns alle beruhigt hatten und wir nickten. „Na dann werd ich mal was klar machen." sagte er grinsend und lief zur Rezeption. Während ich meine Mutter bei ihrer Schwester lies, verweilte ich bei meinen Cousinen und unterhielt mich mit ihnen, da es viel zu erzählen gab. Chiara hatte ihre Ausbildung zur Krankenpflegerin abgeschlossen, während Helena eine Fortbildung zur Praxisausbilderin im Pflegeheim machte. Sie waren auch so viel erwachsener geworden seit wir uns das letzte mal gesehen hatten, es war verrückt. Wir waren als Kinder so eng und haben uns unsere Zukunft zusammen ausgemalt und jetzt ist jede ihren eigenen Weg gegangen und daran gewachsen.
Meine Cousinen kamen gut mit meinen Freunden zurecht und wir blödelten auf dem weg ins Hotelrestaurant rum.
„Marie, kann ich dich mal kurz sprechen?" Johnny zog mich sanft am Arm mit und wir liefen etwas abseits von der Truppe.
„Was gibts denn?" fragte ich ihn dann und sah ihn neugierig an. „Wie gehts dir?" Johnny sah mich eindringlich an und ich blickte verwirrt in seine Augen. „Deswegen hast du mich sprechen wollen?" lachte ich leise weswegen er verlegen nickte. „Ich mache mir Sorgen um dich." murmelte er und ich lächelte ihn warm an, geschmeichelt von seiner Fürsorge. „Sehr gut. Wirklich. Mama geht es auch gut und hatte seit wir los gefahren sind kaum Probleme. Es macht mich glücklich sie so zusehen." sagte ich und er nickte sichtlich erleichtert. „Das ist gut!" er zog mich in seine Arme und drückte mir seine Lippen auf den Scheitel, was ein leichtes kribbeln in mir auslöste. Er war toll, wirklich.

Please, Mary. -Bausa FF || Teil 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt