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Nun stand Musikunterricht auf dem Plan.
Ich war echt nicht musikalisch und generell gingen diese ganzen Notenkonstrukte nicht in meinen Kopf rein.
Wahrscheinlich war ich schlicht ein absolut talentfreier Mensch.
Als ich hier auf der Blossom High ankam und meine Kurse wählte hab ich Musik sofort rausgeschmissen.
Nadine hatte das offensichtlich nicht getan. Leider.
Sie hatte das Fach bei einem hochgewachsenen Mann. Er hatte dunkles Haar, einen Schnurrbart und einen französischen Akzent.
Ich fand das jedoch nicht allzu komisch. Ich, eine Amerikanerin, fand den britischen Akzent aller Menschen hier ja schon seltsam genug. Da konnte mich britisches Englisch plus französischer Akzent auch nicht mehr weiter vom Hocker hauen.
Der Lehrer hieß Miseur Baudin und war wohl ziemlich begeistert von Nadines musikalischen Fähigkeiten.
Nur leider hatte ich sie, auch wenn ich in ihrem Körper steckte nicht übernommen.
"Miss 'osterman, sie wollten uns 'eute die Mondscheinsonate von Ludwig van Beet'oven vorspielen, richtisch?", fragte er gegen Ende der Stunde. Oh shit.
"Ich weiß nicht... Sind sie sich sicher?", fragte ich zerknirscht, in einem billigen Versuch meinem peinlichen Schicksal zu entfliehen.
"Nischt so schüschtern, Mädschen!", erwiderte er aufmunternd und fügte hinzu:"Sie sind ein Naturtalent!"
Ja, genau...
Wiederwillig ging ich nach vorn und setzte mich an den Flügel.
"Madame Lawina sagte mir, sie würden spielen das Saxophon"
Ja genau... Und wer zur Hölle war Madame Lawina?
"Achja? Äh ich... spiele beides!"
Wie dumm war ich eigentlich?
"Merveilleux! Dann zeigen sie, was sie können.",antwortete er und schien innerlich eine Party zu feiern.
Ich blieb am Flügel sitzen und spielte das einzige, was ich konnte... "Alle meine Entchen".
Währenddessen schaute ich nur auf meine Finger, damit mir wenigstens die Peinlichkeit erspart blieb, die Blicke der Schüler und die Enttäuschung des Lehrers zu sehen.

Irgendwann ging die Hölle dann zu Ende.
Miseur Baudin hatte mich nach der Blamage komplett missachtet und seinen Mund zu einem dünnen Strich gepresst.
Nadine tat mir ein wenig Leid... Ich hatte ihr Ansehen bei dem Lehrer wohl in den Keller gestampft.
Trotzdem war ich froh, dass ich jetzt Pause hatte.
Ich ging in die Cafeteria, wobei mir wieder etliche fremde Leute zuwinkten und mich anlächelten.
Beliebt zu sein war echt mal etwas anderes.
Wenn ich irgendwo in meinen eigenem Körper herumlief, dann grüßte mich höchstens mal der ein oder andere Lehrer.
Die Schüler drehten sich nur zu mir um, um mich zu bemängeln oder mir einfach eins reinzuwürgen.
Jetzt, als Nadine Hosterman, wurde ich von allen möglichen Leuten gegrüßt und verehrt.
Wie konnte man bitte von allen gemocht werden?
Klar, sie war Cheerleaderin, aber das konnte doch nicht das ganze Geheimnis sein.
Aber was wusste ich schon?...
In der Cafeteria angekommen setzte sich eine gewisse Elery zu mir, die wie ein Wasserfall auf mich einredete.
Sie schien Nadines Bruder, Ian wohl sehr sehr doll zu mögen.
In ihrem Monolog erwähnte sie seinen Namen gefühlte 1000 Mal.
Ich hatte zwar keinerlei Erklärungen dafür, aber irgendwie versetzte es mir einen Stich.
Vielleicht lag das aber auch einfach daran, dass Elery so eine verzerrte Sicht auf ihn zu haben schien.
Sie sah in ihm einen heißen Bad Boy-Sportler. Einen Schlägertypen.
Aber ich konnte mir kaum vorstellen, dass er so war.
Dafür war er viel zu umgänglich.
Gestern, an meinem ersten Tag hier, als ich noch ich war, hatte ich gesehen, wie er mit einem Mädchen den Spind gewechselt hatte, nur damit dieses ihren neben dem ihrer besten Freundin hatte.
Wie er sich außerhalb der Schule und außerhalb seiner Familie benahm wusste ich jedoch natürlich nicht.
Vielleicht würde ich das ja irgendwann noch herausfinden.

Loser with a ChanceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt