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Ich sah wie in Zeitlupe, dass er in meine Richtung lief.
Er schien jedoch irgendwie durch mich hindurch zu sehen.
Dann schloss er für einen Moment die Augen und als er sie wieder öffnete schienen seine Augen mich, wie eine Kamera, fokussiert zu haben.
Nun lief er direkt auf mich zu.
Ich bekam ein wenig Panik und fing an am Reißverschluss meines Rucksacks rumzufummeln.
Warum kam er zu mir?
Ich hatte doch rein gar nichts mit ihm zu tun und auch noch nie ein Wort mit ihm gewechselt.
Zumindest nicht im echten Leben.
"Hey du", sagte er, als er unmittelbar vor mir zum stehen kam.
"Hi", erwiderte ich bloß.
"Nadine war übrigens überrascht, dass du ihre Hausaufgaben erledigt hast. Sie hasst dich jetzt nicht mehr ganz so heftig", erzählte er mit einem schiefen Lächeln im Gesicht.
Ich brauchte einen Moment, um mich von seinem schönen Gesicht abzuwenden und den Inhalt seiner Worte zu begreifen.
"Was?!", platzte es aus mir heraus.
Sein Lächeln verschwand sofort und wich einem verständislosen Ausdruck.
"Ich dachte eigentlich das wäre gut. Ich meine, nach der Sache gestern ist es doch gut, wenn Nadine sich wieder beruhigt hat", beeilte er sich zu antworten.
"Gestern? Sag mal, kann es sein, dass du mich mit irgendwem verwechselst.",antwortete ich ehrlich.
Er lachte.
Warum lachte er?
"Du bist Hazel Roberts. Gestern war doch diese Freaky Friday-Sache, erinnerst du dich nicht?"

Ich fühlte mich, als hätte er mir mit seinen Worten einen Schlag mit einer Bratpfanne verpasst, welcher mich wieder auf den Boden brachte.
Ich hatte das alles nicht geträumt.
Das war also WIRKLICH passiert!
Ich war Nadine und Nadine war ich.
"Oha", brachte ich nur heraus.
"Alles gut bei dir?", fragte Ian.
"Äh ja... Ich dachte nur... Egal.", stammelte ich.
"Du wirkst ein bisschen verloren. Zu welchem Raum musst du?", wechselte er das Thema.
Ich sah also wirklich so verloren aus, wie ich mich fühlte.
"Raum 12"
"Cool, ich muss da auch hin"
"Wirklich?"
"Nein"
"Wirklich nicht?"
"Doch"
Er lachte.
Ich lachte.
"Okay, komm, dann gehen wir zusammen", sagte er.
Ich stand auf und lief ihm hinterher.

"Wie war der Film gestern?", fragte ich. Es interessierte mich wirklich. Immerhin hatte ich vor, den Film auch noch zu schauen.
"Meine Begleitung war nicht so toll, dafür war der Film aber umso besser. Aber die Handlung war teilweise echt kompliziert und schwer zu durchschauen. Es ist so ein Film, den man am besten zwei Mal schaut, wenn man alles verstehen will.", antwortete er und hatte dieses Funkeln in den Augen, das ich von mir selbst kannte.
Dieses Funkeln, das ich auch hatte, wenn ich über Filme sprach.
"Klingt cool", antwortete ich langweilig.
Ich war mal wieder zu verklemmt.
"Ja, aber wie gesagt, es ist ein Film, den man zwei Mal sehen muss... Also wenn du mal Lust hast...", sagte er und schaute auf seine Hände, die er ineinander verhakte.
Hatte ich mich verhört?
War das gerade eine Art Einladung?
Von Ian Hosterman an mich?
Unmöglich.
Ich wusste nicht, was ich antworteten sollte, weshalb ich wieder zu meinen Füßen schaute.
Ich spürte kurz seinen Blick auf mir.
Dann seufte er und schaute ebenfalls irgendwo anders hin.
Wir wussten beide, dass ich keine Antwort mehr geben würde.

Loser with a ChanceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt