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Als ich mit Nadines Hausaufgaben fertig war, gab es Abendessen.
Ian war schon bei seinem Kino-Date, weshalb der Tisch ziemlich leer war.
Sofort hatte ich das Gefühl, irgendetwas würde mir fehlen.
"Wie war dein Tag, Schatz?", fragte Mrs. Hosterman, während sie ein paar Spaghetti mit ihrer Gabel aufrollte.
"Gut", antwortete ich schlicht.
"Und weiter...?",fragte sie.
Nadine war wohl so jemand, der seinen Eltern jeden Schultag genau schilderte.
"Nichts", sagte ich bloß.
Ich war gerade zu ausgelaugt, um irgendwelche Geschichten zu erfinden.
"Okay", sagte Mrs. Hosterman verwundert und warf Mr. Hosterman einen sorgenvollen Blick zu. Dieser zuckte skeptisch dreinblickend mit den Schultern.

Später ging ich schlafen. Ich wollte, dass dieser Tag vorbei ging. Es war cool, Nadine zu sein, aber auch ziemlich anstrengend.
Sie hat mir nochmal mehr deutlich gemacht, wie sehr ich eine Untergebene für sie bin.
Es war wie bei Cinderella:
Sie war Drisella. Aber war ich leider nicht Cinderella.
Ich war eine der kleinen Mäuse, auf die sie gerne Lucifer, den Kater, hetzen.
Denn wenn ich Cinderella wäre, hieße das ja, dass das Schicksal mir in diesem Leben irgendeine Bedeutung beimaß. Aber das tat es nicht.
Ich war absolut bedeutungslos.
Ich war ein Loser.
Als ich schon in einen Dämmerschlaf glitt, fragte ich mich, ob dieser ganze verrückte Tag in Nadines Körper vielleicht nur ein langer Traum gewesen war.
Ich hatte keine Kraft und war zu Müde, um aufzustehen und mich Mithilfe eines Spiegels zu vergewissern.
Das musste ein Traum sein.
Das hieß also, dass all das, all meine Eindrücken von heute nicht wahr waren.
Ich sah bloß, was ich sehen wollte.
Ich sah die perfekte Nadine als ein zickiges Mädchen, das doch einige Macken zu haben schien.
Warum? Damit ich mich besser fühlte.
Ich sah ihren hübschen Bruder Ian als einen sanften Jungen, der meine Anwesenheit der von Elery, einer Cheerleaderin, vorzog.
Warum? Damit ich mich besser fühlte.
Ich sah mich selbst als ein Mädchen, dass doch mal ein bisschen aus sich raus kommen konnte und keine Angst hatte, etwas zu riskieren.
Warum? Damit ich mich besser fühlte.
Ich wünschte mir eine Chance und erhielt dafür bloß die pure Ernüchterung.
Ich befand mich nicht in einem Film in dem Wünsche wahr wurden.
Ich war Teil eines großen Teufelskreises, dem ich nicht entfliehen konnte.
Filme blieb nunmal Filme.
Und ich blieb nunmal ich.

Loser with a ChanceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt