11

5 3 0
                                    

Nachdem Literatur vorbei war, hatte ich wieder Pause.
Ich ging in die Cafeteria, um mich wie immer allein an einen Tisch zu setzen.
Das Essen, sowohl das mit Fleisch als auch das Vegetarische, sah heute besonders ekelig aus, weshalb ich nur einen Zitronenmuffin nahm.
Auch dieser schmeckte leider ein wenig nach Gummi.
Ich schaute mich in der Schülermenge nach bekannten Gesichtern um.
Nadine und Elery saßen zusammen an einem Tisch.
Während Nadine redete und redete und redete wirkte Elery eher müde.
Ich hätte gerne gewusst, was in ihrem Kopf vorging.
Wenn es ihr schlecht ging hätte ich ihr gerne Mut gemacht.
Aber ich war Hazel.
Für Elery da zu sein war Nadines Aufgabe.
Zu schade, dass Nadine das nicht wusste.
Ich wollte den Gedanken an die beiden verwerfen, aber es ging irgendwie nicht.
Dann hatte ich eine Idee.
Ich nahm meinen College Block und mein Mäppchen aus meinem Rucksack.
Anschließend zückte ich einen Stift und riss ein Blatt Papier heraus.
"Du kannst alles schaffen. Fühl dich umarmt", schrieb in in extra schnörkeliger Schrift auf das Papier und faltete es mehrfach.

Ich verließ die Cafeteria.
Jetzt musste ich nur noch Elery's Spind finden.
"Wonach suchst du?", fragte plötzlich jemand neben mir.
Es war Ian. Schon wieder.
"Kann es sein, dass du mich verfolgst oder so?", fragte ich.
"Vielleicht... also was suchst du?", erwiederte er bloß.
"Elery's Spind", antwortete ich ehrlich.
Ian lachte.
Ich verstand diesen Jungen nicht.
Er tat immer genau das Gegenteil von dem, was ich von ihm erwartete.
Es war mir ja sogar ein Rätsel, wieso er überhaupt mit mir sprach.
Aber ich musste zugeben, dass ich ziemlich froh darüber war, dass er es tat.
"Was willst du bei ihrem Spind?", fragte er.
"lange Geschichte" antwortete ich. Es war nicht wirklich eine lange Geschichte. Ich hatte bloß keine Lust, sie zu erzählen.
"Ich hab Zeit"
Na toll.
"Naja, Elery wirkte nicht gerade... glücklich. Ich glaube, sie braucht einfach ein paar aufbauende Worte. Aber, weil deine Schwester viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt ist, achtet sie gar nicht darauf, wie Elery sich fühlt. Also dachte ich mir..." erklärte ich und ließ den letzten Satz offen.
"Du dachtest dir, dass DU ihr deshalb ein paar nette Worte zukommen lässt.", vollendete er meinen Satz.
Ich nickte.
Ian musterte mein Gesicht so intensiv, dass ich den Blick abwenden musste.
"Das ist ziemlich...",
"... behämmert? ...peinlich?... Ja, ich weiß", riet ich.
"Nein", sagte er, lächelte schief und fügte hinzu:"Das ist irgendwie niedlich".
Sofort schlug mein Herz schneller. In meinem Geiste schloss ich mein verrücktes, dummes Herz in eine Kammer, damit es endlich seine Klappe hielt.
"Wo ist nun ihr Spind?", fragte ich.
Ian antwortete mit ein paar Sekunden Verzögerung:"Der aufällig Pinke da hinten ist es"
"Danke", sagte ich und ging zu dem Spind.
Ich steckte den Zettel durch den Schlitz in den Spind und schaute anschließend auf die Uhr.
Die Pause war fast vorbei.
"Und nun?", fragte Ian, der wieder neben mir war.
"Spanisch, Raum 6", antwortete ich.
"Ich auch" , erwiderte er lächelnd und wir machten uns auf den Weg.
Seit dem Tag war er wohl so etwas wie mein "Weggefährte" hier in der Schule.
Ich konnte nicht verleugnen, dass mir das gefiel.

Loser with a ChanceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt