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Als ich aufwachte war meine Matratze genau so hart wie erwartet.
Es war schön.
Ich mochte das und fühlte mich sofort heimelig.
Auch, wenn ich erst seit ein paar Tagen in Onkel Hughs ehemaligem Haus wohnte fühlte ich mich hier schon pudelwohl.
Vielleicht deshalb, weil das hier der Ort war, in den ich all meine Hoffnungen für einen Neuanfang gesetzt hatte.
Ich setzte mich auf und fuhr mit dem Händen über mein Gesicht.
Das war ein irrer Traum, den ich letzte Nacht hatte.
Aber egal.
Ich schüttelte das alles ab.
Denn wie Albus Dumbledore aus Harry Potter einst sagte:"Es ist nicht gut wenn wir unseren Träumen nachhängen und vergessen zu leben."
Also musste ich jetzt aufstehen, meinen zweiten Schultag antreten und mein Leben leben.
Leider nicht sehr verlockend.
Ich schaute auf meinen digitalen Wecker. 6.30 Uhr, Mittwoch 18.September.

Mittwoch?
Das wäre dann heute eigentlich mein dritter Schultag.
Aber was war gestern?
Hatte ich Black Outs oder so?

Naja, kurz nach dem Aufstehen konnte es schonmal passieren, dass man etwas durch den Wind war.
Es war demnach alles normal.

Ich machte mich also fertig für meinen dritten Schultag. Ich ging duschen, putze meine Zähne, zog mich an und band meine geföhnten Haare zu einem Zopf.
Anschließend ging ich die alte Steintreppe herunter, die in den Salon führte.
Ich hatte heute morgen nicht wirklich Appetit, weshalb ich nach meinem Rucksack und meinen Schlüsseln griff, meiner Mum eine Verabschiedung zurief und durch die Haustür verschwand.
Ich lief zur Bushaltestelle, nur um dann dem Bus hinterherrennen zu müssen.
Ich wusste nicht, dass ich so spät dran war.
Ich schaute auf meine Uhr.
Ich war eigentlich nicht zu spät.
Vermutlich fuhr der Bus in diesem Kaff einfach los wann er wollte und hielt sich an keinen Zeitplan.
Na super.
Natürlich holte ich den Bus nicht ein und musste somit zur Schule laufen.
Jetzt würde ich definitiv zu spät kommen.
Auf dem Weg zur Schule kickte ich mit meiner Schuhspitze immer wieder kleine Steinchen weg und ging im Kopf die Spanisch-Vokabeln durch.

Um 8.14 Uhr war ich dann an der Schule angekommen.
14 Minuten zu spät.
Ich kramte meinen Stundenplan hervor, der sich als zusammengeknüllter Zettel in dem Seitenfach meines Rucksacks befand.
Ich strich den Zettel glatt.

1.Stunde: Englisch - Raum 12
2.Stunde: Literatur - Raum 22
3.Stunde: Spanisch - Raum 6
4.Stunde: Mathe - Raum 19

Okay, das ging klar.
Das einzige Problem war, dass ich all die Räume nie finden würde.
Ich huschte auf dem ganzen Schulgelände herum, auf der Suche nach Raum 12.
Es war zum verzweifeln!
Außerdem war nun schon 8.30 Uhr und es wurde logischerweise immer später.
Irgendwann gab ich es auf und setzte mich auf eine Bank, die am Busbahnhof stand.
Ich ließ den Kopf sinken und versackte wieder in meinen finsteren Gedanken.
Das war ja wieder typisch - Ich hatte absolut keinen Orientierungssinn.
Wie sollte ich mich jemals hier zurecht finden?
"Na, keine Freude, du Hexe?", hörte ich plötzlich jemanden rufen.
Ich hob den Kopf und sah Ezra.
Ezra Mitchel war ein Junge aus meinem Jahrgang, der mich am Montag schon gefragt hatte, warum ich die Kleidung meiner Oma trüge.
Seine Clique hat ihn dafür ziemlich gefeiert.
Ich fand es lahm.
Wenigstens hatte er mir nicht, wie Mike Jefferson von meiner alten Schule, gesagt, dass man mich bei einer Hexenverbrennung umbringen solle.
Jetzt besann sich Ezra aber offenbar auch auf die  »Mädchen-Mit-Roten-Haare-Witze«.
Ich schaute ihn nicht weiter an und ließ meinen Blick wieder sinken.
Er erwartete ja eh keine richtige Antwort.
Wie ich gehofft hatte, ging er anschließend seiner Wege und ließ mich wieder alleine.
Wenig später hörte ich jedoch das Knallen einer Autotür.
Ich blickte auf und sah auf dem Parkplatz das Auto von Mrs. Hosterman.
In meinem Traum, in welchem ich Nadine Hosterman war, hatte ich auch dort drin gesessen.
Leise hörte ich, wie Mr. Hosterman sagte:"Und jetzt beeile dich, Junge. Du kannst es dir nicht leisten andauernd zu spät zu kommen. Wenn du morgen wieder zu spät bist, werde ich dich nicht mehr mit dem Auto bringen. Dann kannst du laufen, verstanden?"
"Ja, Dad",antwortete Ian, der schon ausgestiegen war und seinen Rucksack schulterte.
"Nimm dir ein Beispiel an deiner Schwester"
"Nur über meine Leiche.",antwortete er lachend.
Ich musste grinsen und fühlte sofort wieder dieses Kribbeln in meinem Magen.

Loser with a ChanceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt