Insignien Teil 2 "Die Farben der Liebe"

Die Farben der Liebe

Wie bei den meisten Büchern gilt auch hier das Urheberrecht. Bedeutet: Bevor ihr etwas kopiert auch auszugsweise, bitte erst die Genehmigung einholen. Ihr fragt bei wem? Na bei mir.

Copyright © 2020 Tom Paul
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Bumerang

Meine Großmutter stand im Wohnzimmer, als mich ihr Ruf erreichte.

Mit ernster Miene streckte sie mir den Telefonhörer entgegen.

„Nun mein Junge, es gibt Ideen, die bei erster Betrachtung als brillant und begnadet anzusehen sind, bei eingehender Untersuchung jedoch eine ausgefeiltere Ausarbeitung bedürfen. Vor allem eine umfassende Öffentlichkeitsarbeit.

Im vorliegenden Fall kann es sich als Bumerang erweisen, der seinen Konstrukteur unversehens am Hinterkopf trifft".

Ich wusste zwar nicht, worauf meine Großmutter hier anspielt, aber es hörte sich nicht gut an.

Dennoch ein fröhliches „Guten Tag, Tom Paul am Apparat". Konnte eigentlich nicht schaden.

„Tom, wir haben ein Problem, ein mega Problem".

Frauke war am Telefon, ich fasse es nicht. Sie schneidet mich seit einer Woche und turtelt mit Timo. Jetzt berichtet sie mir von einem Problem.

„Bist du sicher, dass du die richtige Nummer gewählt hast?

Hier ist Tom Paul nicht Timo Schläger.

Wenn du erlaubst, würde ich gerne wieder an meine Arbeit gehen, ich möchte diese Woche eine Zeichnung für diese Industriehalle erstellen. Dann wäre da noch ein Wettkampf, bei dem mein Herr Vater einen ersten Platz erwartet".

„Tom, bitte komm an die Schule, ich möchte dir alles erklären, bitte".

„Frauke, du hast mich versetzt. Ich hatte dich  ins Theater eingeladen, du hast mir abgesagt und bist mit Timo ins Kino. Diese Monik war im selben Film und hat mir alles brühwarm erzählt.

Das kommt gut, wenn meine Trainingspartner nach dem Judotraining lachend daneben stehen. Und ja, ich habe dich mit deiner Kinoaktion in Schutz genommen.                                                            Kannst du dir vorstellen, wie idiotisch ich mich gefühlt habe? Meine Freundin lässt sich ausführen, flirtet mit Timo Schläger im Kino und kommt nachts um elf Uhr nach Hause".

„Sonst noch Fragen"?

„Tom, bitte komm zur Schule, ich möchte mich in zehn Minuten mit dir im Rektorat Treffen".

Na toll, Frauke hatte einfach aufgelegt, ob ich mir ihre Erklärung anhören wollte, ich war mir nicht sicher. Auf der anderen Seite sollte jeder die Möglichkeit haben, sich zu Rechtfertigen und es wäre eine gute Übung für mich. Ich meine eine gute Übung im Zuhören und still sein, im nicht Vorverurteilen. Eine Übung in Unvoreingenommenheit. Wertungsfrei in schwerster oder pikanter Situation.

Gerade weil es mich persönlich trifft, war es eine besondere Herausforderung.

Doch Herausforderungen bedürfen gewisse Vorsichtsmaßnahmen. Deswegen hatte ich mir über diesen Versand zwei Diktiergeräte gekauft. Meine Großmutter wie auch unserer Lehrer waren Meister der Manipulation. Was, wenn sie irgendwann die Ansicht vertreten würden, ich sollte gewisse Erlebnisse einfach vergessen, aus meiner Erinnerung gestrichen. Deswegen hatte ich begonnen, jeden Tag alle wichtigen Ereignisse auf Band zu sprechen. Als Stichworte. Jeden Abend jeden Morgen kurz abgehört, würden sie sich in mein Gedächtnis eingraben und so ein Löschen oder manipulieren nicht nur erschweren, sondern unmöglich machen. Sie dienten mir sozusagen als Kontrolle. Zudem stand in meinem Kalender die Meterzahl des besprochenen Tagesabschnittes. Dieses musste mit dem Zählwerk auf dem Gerät übereinstimmen. Extrem wichtige Ereignisse konnte ich so über das zweite Gerät unerkannt aufzeichnen und auf dem Ersten eine Nachricht mit Hinweis auf die Kassettennummer hinterlassen. Nicht das ich jemandem misstrauen würde. Ich möchte nur nicht aufwachen und etwas Essenzielles nicht mehr wissen.  Eine weitere Sicherheitsmaßnahme stellte mein Tagebuch da. Dann waren da noch die Uhrzeitnotizen. Beim Verlassen wie eintreffen stellte ich einen entsprechenden Stein am Blumenbeet vor dem Haus bereit. Das Gleiche galt für die Schule.