Unerlaubte Übergriffe

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„Hallo Mamilein, ich bin wieder da.

Ach Frauke, da liegt ein Brief für dich an der Garderobe und sag Freya, sie ist mit Tisch decken drann".

Ich musste Freya nichts sagen, sie hatte es gehört und kam mit einem Brief, den sie mit Daumen uns Zeigefinger an beiden oberen Ecken festhielt, auf mich zu.

Mit einem hinterhältigen Grinsen im Gesicht und diesen tykischen Schaukelbewegungen des Briefes blieb sie in der Küchentüre stehen.

„Mami, Frauke hat einen Liebesbrief.

Geliebte Frauke, wenn ich deinen roten Mund sehe, möchte ich dich gerne Knutschen".

Freyas Schmatzgeräusche waren eine hinterhältige Nummer.

„Und dieser Brief kommt nicht von Tom, Frauke hat einen anderen, seit Neuestem knutscht sie mit Schmids Sohn im Kino".

Woher hatte diese Schlange die Info?

„So ihr beiden, wenn Frauke einen anderen hat, dann ist dieser Brief fürs Erste konfisziert".

Meine Mutter zog Freya meinen Brief aus den Fingern und las den Absender laut vor.

„Sabrin Paul".

„Nun Freya, wie es aussieht, handelt es sich um Fraukes neue Brieffreundin. Da fällt mir ein, was ist mit Deliya, der letzte Brief von ihr ist drei Monate her. Wann gedenkst du ihr zu antworten?

Meine Mutter war gemein, mit einer versteckten Anschuldigung zu kontern, war genau so hinterhältig. Noch ehe ich für meine Schwester Partei ergreifen konnte, attackierte meine Mutter mich.

„Frauke kann es sein, dass du hinter Toms Rücken Erkundigungen über ihn einholst?

Wenn ich das richtig sehe, benutzt du seine Schwester".

„Mama, Sabrin will sich mit mir austauschen, sie ist entsetzt, dass sie von ihrem Bruder getrennt ist und versucht, mich durch diese Informationen zu unterstützen.

Sabrin hat bisher darauf geachtet, dass Tom keine unachtsamen Aktionen durchführt, sie fühlt sich für ihren Bruder verantwortlich".

Meine Schwester hatte sich aus dem Staub gemacht, war ja klar. Wäre auch zu schön, wenn sie mich einmal unterstützen würde. Dafür bekam ich ihre Aufgabe übertragen und durfte den Tisch decken. Wobei es auch etwas Gutes hatte, denn ich war mit meiner Mutter allein.

„Mama, darf ich dich was fragen?

„Du kannst mich alles Fragen".

„Wie war das bei dir und Papa, als du in ihn verliebt warst"?

„Frauke, ich bin noch immer in deinen Vater verliebt. Verliebt sein ist eine Willensfrage, ich will es in diesen einen Menschen und dein Vater will es in mich. Ich würde aus Überzeugung behaupten, es ist eine Entscheidungsfrage. Auf jeden Fall ist es kein Schluck Wasser, den ein Durstiger eben so trinkt.

Liebe schafft Gesten, die dem anderen eine Freude bereiten sollen. Es sind stetig kleine Geschenke der Zuneigung, die in unseren guten Gedanken dem anderen gegenüber begründet sind.

Der Gedanke ist entscheidend. Verliebt sein hängt also in erster Linie von unseren eigenen guten, förderlichen wie konstruktiven Gedanken ab".

Ich musste erkennen, in dieser Frage hatte meine Mutter Erfahrung.

„Mama, was aber wenn meine Liebe nicht erwidert oder missbraucht wird"?

„Frauke, mein Schatz, mach dir selbst bewusst, was du möchtest. Soll es eine Beziehung um der Beziehung willen sein, oder noch schlimmer, eine demütige, unterwürfige?

Insignien Teil 2  "Die Farben der Liebe"Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt