Die Rockerbraut

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Und sie wartete bereits auf mich, auf unserem Schülersofa vor dem Klassenzimmer. Wobei sich mir die Frage stellte, wer hat hier wen im Schlepptau? Meine Großmutter, eine seltsam gekleidete Frauke oder umgekehrt.

Nicht nur, das diese rote Westernjacke, Frauke mindestens eine Nummer zu klein war. Diese Art von Cowgirl Jacken kam mir bekannt vor. Gelegentlich war mir dieses Bekleidungsstück, wenn ich nach dem Judotraining auf meine Bahn warten musste, an diesen leichten Damen am Bahnhof aufgefallen. Das Frauke damit etwas zu tun hatte, dürfte ausgeschlossen sein. Vermutlich sind derartige Jacken eine Modeerscheinung. Etwas irritierend waren diese drei Wolldecken auf dem Schülersofa, von den Wasserflaschen auf dem Tisch ganz zu schweigen.

Hier ging etwas vor sich und es hatte mit mir zu tun.

Achtung Tom sei misstrauisch und mach dich auf einen Angriff gefasst.

Zu meiner eigenen Sicherheit trat ich nach außen hin den gelassenen und unbedarften spielend, langsam drei Schritte zur Seite. So konnte ich erkennen, ob am unteren Ende der Treppe jemand auf mich lauert und ich hatte meine Großmutter Frauke und unseren Rektor besser im Blick. Letzterer stand in der Klassenzimmertüre und nickte meiner Großmutter zu.

„Großmutter, was geht hier vor, macht keinen Unfug"!

„Mein Junge, wir machen keinen Unfug, Frauke möchte dir etwas mitteilen und ich könnte mir vorstellen, du hast ihr auch einiges zu sagen.

Doch nicht hier auf dem Schulflur, ihr beiden gehet ins Besprechungszimmer des Girlsclubs".

Frauke schob mich ohne lange Erklärungen als ersten in den spärlich beleuchteten Raum. Zu meiner Verwirrung standen auf einem kleinen Wandtisch zwei Kerzen und Teetassen. Es gab nur zwei Stühle, die sich in der Mitte des Raumes gegenüberstanden. Ein wohliger Duft aus Pfefferminze und Zimt stieg mir in die Nase. Das Ganze sah mehr nach einer Überraschung oder einem Dinner for two aus, als nach einem Stressgespräch.

Dieser intensive Geruch tat das seinige und ich fühlte mich eher entspannt und interessiert. Wobei ein entspannender Abend Balsam für meine Psyche wäre. All diese Erfahrungen der letzten Tage hatten sich tief in mein Gedächtnis gebrannt. Ich konnte nur hoffen, dass mein Wunsch nach Regeneration während einer Prüfungsphase umsetzbar war.

„Tom mein Junge, ihr werdet jetzt für eine Stunde euch selbst überlassen, um Störungen zu vermeiden, schließe ich die Türe von außen ab.

Ihr könnt daher nicht weglaufen und es gibt keine andere Möglichkeit, als dem anderen zuzuhören".

Eine Sekunde später klickte das Schloss. Frauke und ich waren also zu einem Gespräch verurteilt.

Wir standen uns gegenüber und ich wusste nicht, was ich sagen sollte, ich hatte keinen Plan.

„Tom, diese Westernjacke, die ich gerade trage, sie hat eine besondere Geschichte, eine dunkle".

Ich zog meine Jacke aus und hielt meinem Freund die Rückseite entgegen.

„Oh, ein Wolf als Emblem, was bedeutet das"?

„Tom, zieh dein Hemd aus, los".

„Warum soll mich ausziehen"?

„Weil ich dasselbe mache".

Sollte ich mich jetzt entsetzt umdrehen, man hatte mir beigebracht, nicht auf nackte Menschen zu sehen, doch hier handelte es sich um meine Freundin und meine Großmutter hatte uns eingeschlossen. Was auch immer, Frauke wollte mir etwas zeigen und offenbar traute sie sich dazu nur, wenn ich mitmache.

Meine Reaktion war also klar, Hemd ausziehen. Ich gestehe es ein gegenüber jeder anderen Person hätte ich dies verweigert, hier erschien es mir als bekannt, nichts, was störend oder irritierend war.

Insignien Teil 2  "Die Farben der Liebe"Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt