Insignien Teil 2 "Die Farben der Liebe"

Gewissheit

„Guten Morgen mein Tomilein, ich hoffe, du hast zumindest den Rest der Nacht gut geschlafen".

„Ich weiß nur nicht, weswegen wir beide auf dem Sofa erwachen. Nicht das ich etwas dagegen hätte es ich schön an deiner Seite zu erwachen. Hilf mir bitte, in meinem Kopf ist alles wirr. Da sind wilde Gedankenfetzen, die ich nicht einordnen kann. Was ist gestern Abend vorgefallen. Frauke bitte, ich weiß nicht, was mit mir geschieht. Irgendetwas ist vermutlich gewaltig daneben gegangen, mir fehlt die Kontrolle".

Na toll, diese Äußerung entsprach Anands Erklärung.

„Tom, was weißt du noch"?

Ja, er musste sich erst einmal sammeln und seine Gedanken in einer halbwegs vernünftigen Reihenfolge ordnen. Dieses sich aufrecht auf das Sofa setzen, war ein Anzeichen, dass er wieder in der Lage war, mir seine verbliebenen Erinnerungspuzzle mitzuteilen.

„Du wolltest mich in eine Deckensauna stecken, dann war plötzlich Faithfuls Zwillingsbruder da. Ich erinnere mich nur an die Dusche, na ja, vermutlich war ich unter der Dusche, genau weiß ich es nicht. Doch da war Brüneles Haus, nur was wollte ich dort. Du warst da und wir haben uns geküsst. Das ist alles, woran ich mich erinnern kann".

Das war reichlich wenig, wenn man bedenkt, er hat Suses Vergewaltigung durchlebt, hatte beinahe einen Nervenzusammenbruch, wollte Faithful killen und befand sich durch diese Trance in einer Art Paralleluniversum. Wie sollte ich ihm das alles in einem Satz erklären?

„Das mit dem Schwitzen stimmt. Dann gab es kleine Komplikationen. Du warst an Suses stelle und dieser Irre hat dich angegriffen. Tom, ich war krank vor Angst. Deine Großmutter hatte die Befürchtung, du könntest bei der Sache umkommen. Verzeih mir, aber bei deinem Anblick bin ich ausgerastet und habe dich geschlagen. Ich wollte dich nicht verlieren. Tom, ich war in Panik. Wir hatten gehofft, eine Dusche würde dich zurückbringen, aber Fehlanzeige.

Du hast deinen Körper verlassen, eigentlich nicht du, sondern dein Bewusstsein oder dein Geist. Das mit Brünneles Haus, du warst irgendwie dort und doch nicht. Was ich sagen will, dein Körper war hier. Also hier bei mir auf dem Sofa. Deine Energie wollte Faithful rufen und ihn töten. Du warst nur zu lange in dieser Trance und hattest das, warum vergessen. Ich habe dich zurückgeholt".

Vermutlich waren meine Ausführungen zu kompensiert, um den Wahnsinn, den sie enthalten, so schnell aufzunehmen. Tom griff sich zuerst mit beiden Händen an den Kopf, dann presste er seine Ohren zu. Es war ihm zu viel, der Stress der letzten Tage hinterließ seine Spuren.

„Hey Tom, bleib hier und hör mir zu.

Bitte!

Derartige Energiereisen können gefährlich sein, wer darin nicht geübt ist, kann den Rückweg vergessen".

Ja, Tom war verwirrt. Also schnappte ich mir seine Hand, zog ihn zurück auf das Sofa und setzte mich auf seinen Schoß.

Hör mal her, du küsst mich jetzt auf der Stelle. Denk daran, ich habe einen Anspruch darauf, du wolltest mich in die Kirche tragen".

Was rede ich da lange, ich bin eine Hexe, Hexen nehmen sich, was ihnen zusteht.

Fraukes körperliche Nähe erzeugt in mir diesen Abstand, Abstand zu allen Problemen, Sorgen und Nöten. Es bringt Ruhe in meinen Kopf. Vor allem aber schafft ihre Nähe Zuversicht. Selbst im totalen Chaos würde ich so die erforderliche Übersicht gewinnen.

Dann sind da ihre suchterregenden Küsse. Einfach Zucker und sie verursachen unter Garantie keinen Karies.

„Nun mein widerspenstiges Bengelchen, wie wäre es: Du gehst dich jetzt anziehen, der Bademantel ist nicht das richtige Outfit und ich hole dir derweil dein Frühstück. Komm, lass uns diesen Tag neu angehen und nicht über das gestern sinnieren".