Kapitel 1. Mein Leben

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,,Zahraaaaa!! Yallah umi!! (Komm steh auf) Du hast Schule!", erschreckte mich meine Mutter.

,,Jaja Umi (Mama), ich mach mich fertig", erwiderte ich verschlafen.

Heute ist der erste Schultag nach den Sommerferien. 'Und schonwieder beginnt der Spaß', dachte ich ironisch.

Ich ging ins Badezimmer und machte mich fertig, kämmte meine Haare und zog mir eine schwarze Hose an und ein Jeanshemd, dass ich locker offen hatte. Darunter zog ich mir eine weiße Bluse an. Ich ging runter und begrüßte meine Familie, die aus meinem 5-jährigen Bruder Momo, meinem 23- jährigen Bruder Abdullah und meinen Eltern bestand. Wir frühstückten und unterhielten uns, bis ich mich auf dem Weg zum Bus machte.

Im Bus angekommen, las ich meine Lieblingsgeschichten im Handy auf der 'Wattpad' App. Ich liebte diese App, sie machte mich verrückt. Ich und meine Freundin Ece waren die größten 'Suchties', wenn man das so nennen darf. Ece ist toll und die einzige Freundin hier, die ich habe. Kein Wunder, bei den Asozialen Menschen in dieser Stadt. An jeder Ecke in der Stadt rauchen oder knutschen Jugendliche in meinem alter. Mit meinen 15 Jahren würde mich mein großer Bruder umbringen bzw. meine Eltern, wenn ich sowas täte. Ich komme auch nie auf die Idee so zu werden. So ist das nun bei uns Arabern bzw Muslimen und ich bin Stolz drauf. Ich bin Araberin aus Irak. Ja, selten gibt es Leute in Deutschland, die aus Irak abstammen, was mich leider auch enttäuscht. Ich würde gern eine arabische Freundin haben, die so ist wie ich. Hier sind wir wahrscheinlich die einzigen Araber. Und Familie haben wir hier auch nicht. 2003 sind wir von Irak nach Deutschland geflohen. Wir hatten Glück, denn kurz nachdem wir sicher angekommen waren, begann der Krieg im Irak. Sämtliche Bekannte und Verwandte von uns starben. Wir waren am Boden zerstört, doch Gott sei dank waren wir hier in Sicherheit, leider ohne Familie. Unsere Familie ist in Irak (Bagdad) abgeblieben. Heute ist immer noch Krieg, aber meine Familie ist sicher in einer Gegend, an dem kein Krieg stattfindet. Trotzdem macht mich das traurig, dass ich sie nur über das Internet sehen konnte, und es macht mich kaputt, jeden Tag in den Nachrichten zu sehen, wie meine eigene Heimat zerbricht.

Genug gedacht, nun kam ich an und sah auch schon meine beste und einzige Freundin Ece. Wir umarmten uns ganz fest und unterhielten uns auf dem Weg zum Eingang.

,,Schonwieder ein Jahr mit der Assi Schule. Ich kanns nicht glauben, dass ich in so einer Gegend wohne.", sagte Ece tragisch und ich war ganz ihrer Meinung.

,,Voll schade, dass wir eigentlich die fast einzigen Jugendlichen sind, die nicht rauchen oder Sonstiges.", sagte ich zu Ece. Ece ist meine beste Freundin. Naja, manchmal hatten wir zwar Streit, aber es war ok zwischen uns. Sie ist Türkin und wunderhübsch. Sie hat braune, schulterlange Haare und schöne braune Augen. Ich habe auch braune Augen, aber schwarze Haare, die bis zu meinem Rücken lang sind.

Wir gingen in die Klasse und da waren sie auch schon: Die schrecklichsten Mitschüler, die man sich vorstellen konnte. Wenigstens haben die meisten nicht mit mir gesprochen oder mich doof angezickt, was man sich aber bei den blonden, 10-tonnen-geschminkten Mädchen in meiner Klasse gut vorstellen konnte. Wir begannen mit dem Unterricht. Unsere neue Lehrerin Frau Rosig berichtete uns, was im 9. Schuljahr in unserer Realschule auf uns zukommen würde.

Später klingelte es zur Pause. Ich und Ece saßen uns auf eine Bank hin und wir sprachen über Gott und die Welt. Die meisten aus unserer Schule rauchten heimlich oder gingen aus dem Gelände. Zum Glück hatte ich mit niemanden aus dieser Schule etwas zutun. Bis auf Ece, die ganz in Ordnung ist. Ich kann es garnicht ausstehen, wenn Leute in meinem alter rauchen. Ich finde es tragisch, wie sich die Jugend von heute entwickelt hat. Heutzutage erzählen sie von Sex oder, dass sie es aus Spaß tun. Manchmal schlägern sich Mädchen auf unserem Pausenhof. Hallo?? Ihr seit 15 und Mädchen? Ist das normal, dass sich Mädchen wie Männer benehmen? Ekelhaft. Ich wünschte mir nichts sehnlicheres, als dass wir umziehen oder, dass ich noch normale Leute hier kennenlernen würde.

Ece ist zwar auch eine gute Freundin, aber ich bin sehr kontaktfreudig, was Freundschaft angeht. Außer bei solchen 'Assis' wie auf unserer Schule.

Später, als ich zu Hause angekommen war, begrüßte ich meine Mutter und meinen kleinen süßen Bruder Momo. Mein großer Bruder Abdullah und mein Vater arbeiteten bei der Firma BMW.

,,Habibti (Schätzchen), wie war dein Schultag?", fragte mich meine Mutter.

,,Naja, ganz ok.", gab ich schlicht zurück und wollte ihr nicht von den nervigen Jugendlichen erzählen.

Unsere Familie ist sehr anders. Wir sind stolz, dass wir Muslime sind. Shiitische Muslime. Wir sind nicht so, wie die meisten Menschen hier in der Gegend. Meine Mutter trägt ein Kopftuch und mein Vater betet 5 mal am Tag. Mein Bruder hingegen, nicht. Meine Eltern sind nicht so streng, doch wenn es um Jungs in meinem alter geht, gab es so einige Vorsätze. Mein Bruder beschützt mich immer und verbietete mir das Ein oder Andere, was mich nervt. Er hingegen, macht was er will. Er hat genau so die Macht, mich zu beschützen, wie meine Eltern. Da ich das einzige Mädchen in der Familie bin, muss ich meiner Mutter oft helfen, doch ich bin die Prinzessin in der Familie, wenn man das so sagen kann. Ich werde sehr geliebt und meine Familie ist das wichtigste in meinem Leben. Nun habt ihr genug Informationen über mich und meine Familie.

Nach einiger Zeit, kamen auch schon mein Bruder und mein Vater. Wir begrüßten sie und aßen mit ihnen zu Abend. Dannach ging ich ins Bett und dachte noch darüber nach, dass ich mir nichts sehnlicheres wünschte, jemanden an meiner Seite zu haben, der genau so ist wie ich. Vorallem wäre das wundervoll wenn ich mit der Person auf der selben Sprache sprechen konnte und sehr Spaß mit ihr haben konnte. Nach einiger Zeit schlief ich ein, mit den Gedanken in meinem Kopf.

Der Junge, den mir das Schicksal brachteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt