Nächtliche Eskapade

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Atrium, britisches Zaubereiministerium, London, Nacht

Ein riesiges, goldenes Gitter fiel hinter zwei bekannten Gestalten zu. „Colloporto!" Es klickte und das Tor war verschlossen. Eine der zwei Personen lachte verstohlen. Es war ein ordentlicher Mann mit weißblondem Haar und Oberlippenbart, verschiedenfarbigen Augen und satter Gesichtsfarbe. Das Atrium wirkte ohne all den Bediensteten gänzlich anders. Der Brunnen, den die zwei passierten, war auch im Dunklen noch deutlich auszumachen. Die Schritte der beiden hallten an den überdimensionalen Wänden des Gebäudes wider. „Ist der Blutpakt wirklich zerstört?", fragte Juan in feierlicher Stimmung. Jetzt, da er in England war, blühte er erst so richtig auf. – „Ja! Ich habe ihn zerstört!", kam die stolze Antwort. – „Nun können wir wirklich gegen Dumbledore vorgehen", entgegnete Juan sogleich.
„Da komme ich ja gerade rechtzeitig", hallte es durch das Atrium. Zwischen den seitlichen Kaminen, in denen tagsüber die Zauberer und Hexen durch das Flohnetzwerk apparierten, wartete ein allzu bekannter Zauberer, dessen bloßer Anblick die Stimmungslage der beiden auf den Boden brachte. Albus Dumbledore höchstpersönlich. Er trug einen braunen Mantel, auf dessen Rändern große, griechische Buchstaben hervorstachen. „Wie kann er? Wie kann das sein?", stammelte Juan vor Schreck erstarrt. Dumbledores Miene sah nicht minder überrascht aus. „Gellert? – Die Stunde ist also gekommen." Er erkannte den edlen Mann links von Juan als seinen alten Jugendfreund. Jener sah verlegen zu Juan. Mit festem Tritt und erhobenem Elderstab näherte sich Dumbledore den Schwarzmagiern. Grindelwald machte einen schnellen Schritt nach hinten. Juan wollte mit dem Cruciatus-Fluch angreifen, aber der Professor kam ihm geschickt zuvor. Aus einem der Kamine tauchte eine Hexe auf. Es war Minerva McGonagall. Rechts von Dumbledore erschien ein junger, hellheutiger Mann – Theseus Scamander. „Woher wussten Sie..." Juan wich zurück, doch dann schnippte McGonagall mit dem Zauberstab und entwaffnete somit den Verbrecher, der jetzt nur mehr entgeistert auf das Trio schauen konnte. Theseus lächelte siegessicher. Grindelwald hielt Dumbledores Blick lange stand, bis er die Szene mit folgenden Worten kommentierte: „Sterben wir nicht alle ein bisschen?" Kurz leuchteten Dumbledores Augen, dann schleuderte er seinen ehemaligen Freund mit einer majestätischen Geste zurück, zugleich wurde Juans Körper steif und unbeweglich. McGonagall und Theseus warfen einander ebenso überraschte wie ungläubige Blicke zu. Das war erstens eine leichte und schnell getane Sache, zweitens ein von Dumbledore nicht gewohnter Gewalteinsatz. Alle drei traten mit einem unguten Gefühl näher zum Brunnen. „Das ist nicht Gellert", sagte der Schulleiter schließlich, seine Worte hallten an den hohen Wänden als Echo wider. Grindelwald lehnte am Ring des Brunnens und schüttelte benommen den Kopf. Das Trio blieb wenige Meter vor ihm stehen. Theseus runzelte die Stirn. Die Züge von Grindelwalds Gesicht schienen sich nach und nach zu verändern. Seine Haut wurde blasser, das Haar dunkler und länger. Es dauerte nicht lang, bis ein schwer atmender Loki vor den dreien saß. McGonagall stieß einen leisen Schrei aus. Schließlich hob Dumbledore das Kinn und schaute schräg zur Decke des Ministeriums, bevor er mit lauter Stimme sprach: „Bist du so feige, dass du dich kein zweites Mal stellst, Gellert?"


Das unmögliche Ende - GrindelwaldWo Geschichten leben. Entdecke jetzt