Kapitel 6

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Ich musste irgendwann eingeschlafen sein.

Ich erinnerte mich bloß noch daran, dass ich gezwungen war auf dem Rücken zu liegen, während mich Epimetheus in Theos Körper beobachtete und mich schwer keuchend ritt, wobei er so stark dabei schwitze, dass ich sehen konnte, wie es der Schweiß über seine blasse Haut und seine angespannten Muskeln runter glitt. Das nächste woran ich mich erinnern konnte, war dass ich meine Augen geschlossen hatte, und als ich sie wieder geöffnet hatte musste ich feststellen, dass ich träumte.

Ich wusste, dass ich träumte. Es war so ein leichtes und luftiges Gefühl. Es fühlte sich an, als ob Wasser meine Haut streicheln würde, während ich einen Flur entlang ging, vor einem offenen Raum innehielt und hineinschaute, um Theo wieder als Kind zu sehen. Nur dieses Mal war er ungefähr sechs oder acht Jahre alt. Er saß auf dem Boden und trug eine locker fließende schwarze Tunika mit einer goldenen Brosche in Form eines Schlüssels. Eines von Hades Symbolen. Er schien mit einem Strohpüppchen zu spielen. Eine Dienerin kniete sich neben ihm auf dem Boden und lächelte sanft.

"Habt ihr ihn schon einen Namen gegeben, junger Herr?" fragte sie sanft und sah zu, wie Theo die Puppe anstarrte, während er sie hin und her kippte. Theo sah auf und runzelte verwirrt die Stirn.

"Ein Name?", fragt er. Seine Stimme klang wahr sehr weich und heiser. Nicht wie das heisere Zischen seiner Mutter oder gar männlich, wie die Stimme von Hades. Zumindest klang sie, als er ein Kind war, weich. Je länger ich darüber nachdachte, desto mehr wurde mir klar, dass Theo sehr wie sein Vater klang.

"Aber ja." sagte die Dienerin und nahm den Ton einer Lehrerin an, als sie den kleinen Helm der Puppe berührte, der mich an einen Soldatenhelm erinnerte. Je genauer ich hinschaute, desto mehr wurde mir klar, dass es wie ein griechischer Soldat aussah, aber auf seinem Schild befand sich ein keltisches Knotenmuster.

"Jeder hat einen Namen, junger Herr. Es ist nur fair, deinem Freund einen Namen zu geben, nicht wahr?" fragte sie und legte ihren Kopf schief, um Theo ins Gesicht zu sehen. Er sah auf die Puppe hinunter und starrte sie an, bevor er mit gerunzelter Stirn wieder zu der Dienerin aufblickte.

"Was ist das keltische Wort für Freund, Aine?" fragte er. Aine lächelte, streckte die Hand aus und steckte ihm eine Haarsträhne hinters Ohr. Theo zuckte bei der Berührung zusammen und Aines Lächeln wurde traurig.

"Cara." antwortete Aine. Theo sah zurück zu der Puppe.

"Cara. Das ist sein Name." erklärte er. Aine lächelte wieder und strich sanft Theos Haar aus seinem Gesicht, aber er schien es jetzt nicht zu bemerken, als er auf seine Puppe starrte. Aine entfernte jedoch sofort ihre Hand, als hätte sie das Feuer berührt, als eine Brise an mir vorbeizog und ich bemerkte, dass Theos Mutter direkt durch mich durch, in den Raum gegangen war. Sie sah wütend aus.

"Was macht ihr zwei? Ich habe dir befohlen, ihn sauber zu machen", knurrte Aria sie an. Theo zog sich zurück und Aine zuckte zusammen. „Räum jetzt dieses Chaos auf! Und gib ihm etwas richtiges zum Anziehen! Wenn du in fünf Minuten noch nicht fertig bist, werfe ich dich zu den Hunden auf die Straße! Ich hörte, dass die Männer Blondinen lieben." Aine berührte ihr blondes Haar und zuckte zusammen, bevor sie sich bückte, um Theo auf die Beine zu helfen.

"Kommt mit, junger Herr. Lasst mich euch umziehen." sagte sie sanft und brachte Theo zu dem nahe gelegenen Kleiderschrank, aus dem sie einen sehr sauberen, seidig aussehenden schwarzen Chiton herausholte, der zu ihm passte. Sie zog Theo schnell an, während Aria mit zusammengekniffenen Augen zusah, bevor sie angewidert ihre Lippe kräuselte. Sie trat vor und schlug Aine so hart ins Gesicht, dass Theo von beiden zurück sprang zu und den Himaton dicht an seine Brust hielt.

"Dumme Schlampe", knurrte Aria und Aine zuckte zusammen. "Du bist zu langsam! Ich werde es nicht dulden, dass du so für mich arbeitest! Ich an deiner Stelle würde jetzt rennen, bevor ich dich in die Hände bekomme." Aria wandte sich dann Theo zu, der einen weiteren Schritt zurücktrat, doch Aria packte ihn am Handgelenk, nahm die Puppe aus seiner Hand und warf sie auf den Boden. Theo gab einen protestierenden Laut von sich.

Styx: Der Fluss des Grauens [malexmale] (Übersetzung)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt