Kapitel 11

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Bitte geh zurück!

Ich hasste mich dafür, dass ich bettelte, aber ich konnte nicht aufhören. Ich musste zurück. Ich musste Theo sehen. Ich musste sicherstellen, dass es ihm gut ging. Ich wollte derjenige sein, der ihn aufwärmt und wieder gesund pflegt. Ich wollte unbedingt zurück, aber Epimetheus ignorierte mich, als er in der Nähe des unfertigen Hafens den Fluss Styx entlanglief.

Ich konnte fühlen, wie er nachdachte, seine Gedanken ordnete und nach etwas suchte, das er tun konnte, um aus dem Chaos wieder herauszukommen, indem er sich reingeritten hatte.

Lass mich gehen! Ich muss bei Theo sein! Er braucht mich! Schrie ich wütend, wehrte ich mich und trat um mich, um zu entkommen und um Epimetheus wegzuschieben, aber seine Seele fiel schwer auf mich und drückte mich nieder, so dass ich das Gefühl hatte, in einer kleinen Kiste gefangen zu sein.

Halt die Klappe, schnauzte Epimetheus mich an, kam zum Stehen und starrte auf dem Boden hör auf dich so herumzuwinden und hör auf so herumzuschreien! Ich versuche hier zu denken!

Nicht bis du mich zurückbringst! Ich muss Theo sehen!

Zur Hölle, nein, spottete Epimetheus, ballte die Fäuste und drückte sie gegen die Seiten seines Kopfes. Wenn ich dorthin zurückkehre, werden sie mich angreifen. Ich habe Adrian und Abel vergessen. Andererseits spielt es keine Rolle. Theo ist kurz vorm Sterben, was bedeutet, dass auch alle seine Brüder langsam zusammenbrechen. Bald wird Hades keine Kinder mehr haben, die mächtig genug sind, um seine Domäne zu schützen, und ich kann eingreifen und...

Du kannst den Gott der Unterwelt nicht töten.

Jeder stirbt mal. Hades wird sterben. Und das durch meine Hand... verdammt, ich brauche Hilfe entschied Epimetheus mit einem frustrierten Seufzer, schloss die Augen und verschwand vom Hafen, um woanders wieder aufzutauchen. Ich konnte den kühlen Wind immer noch spüren, obwohl ich gefangen war. Der Wind zog an meinen Kleidern und zerzauste meine Haare, aber Epimetheus streckte die Hand aus und strich sie sich aus den Augen. Vor uns lag ein kurzer Weg, der zu einen steilen Hügel hinaufführte. Er ging die bröckelnden Steintreppen entlang, hielt dann inne und zuckte zusammen.

Auf der Spitze des Hügels befand sich ein großer, gezackter Felsen. Ein Mann war, mit den Arme über den Kopf, an den Felsen gebunden. Die Fesseln waren an der Spitze des Felsens eingehakt und seine Beine auseinander und am Boden gefesselt. Er war völlig nackt und in sich zusammengesackt. Sein dunkles Haar verbarg sein Gesicht, aber ich musste es nicht sehen, um zu wissen, wer es war.

"Prometheus", hauchte Epimetheus gequält und trat ein paar Schritte vor, hielt dann aber inne. Ich konnte fühlen, wie der Schmerz Epimetheus zerriss, als er seinen Bruder anstarrte. Das Schlimmste war, das klaffende blutige Loch in seinem Oberkörper. Um die Öffnung herum war getrocknetes Blut und frisches Blut sickerte in Strömen seinen Bauch und seine Beine hinunter. Gelegentlich tropfte Blut aus seinem Mund zu Boden.

"Prometheus." versuchte es Epimetheus erneut. Diesmal bewegte sich Prometheus ein wenig, hob seinen Kopf schwach, um an seinem langen dunklen Haar vorbei zu spähen, und enthüllte ein Gesicht, das Epimetheus echtem Gesicht sehr ähnlich aussah, dem seines Körpers in Tartarus.

"Epi... Metheus...?" keuchte er und klang überrascht. Epimetheus seufzte erleichtert und kam auf Prometheus zu, der versuchte, sich aufzurichten, doch sein Körper war zu schwach und angeschlagen. Epimetheus kam Prometheus sehr nahe und schien ihn praktisch zu streicheln, als er Prometheus Brust berührte.

"Ich werde dich hier rausholen, das verspreche ich." flüsterte er und trat zurück, um Prometheus ins Gesicht zu sehen. Prometheus schien für einen Moment verwirrt zu sein, schüttelte dann langsam den Kopf und neigte ihn zur Seite, um ihn auf seine Schulter zu legen.

Styx: Der Fluss des Grauens [malexmale] (Übersetzung)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt