,,Und ist jetzt alles geklärt?'', erkundigte sich Katy, die wir im Wohnzimmer auf der Couch an ihrem Handy vorfanden, und schaute auf.
Ich nickte und erwiderte ihr zurückhaltendes Lächeln. Levan neben mir runzelte die Stirn. ,,Wo ist Lane?''
,,Der Beta ist im Rudelhaus. Durch das überraschende Auftauchen ihrer Luna hat es einigen Wirbel gegeben. Er kümmert sich darum.'', informierte sie uns und stand auf. ,,Du solltest ebenfalls dort sein, Levan. Wir haben immer noch das Problem mit den Jägern.''
,,Jäger?'', horchte ich auf und schaute zwischen den beiden hin und her. War das jetzt der richtige Moment, um ihnen zu sagen, dass meine Familie ebenfalls welche waren?
,,Keine Sorge, Jal. Wir wissen schon Bescheid über deine Mutter.'', teilte mir Katy mit, während sie uns kam.
Überrascht starrte ich sie an, dann fanden meine Augen zurück zu Levan. ,,Ach echt?''
,,Sie hat sich nicht gerade viel Mühe gegeben, es zu vertuschen.'', gab er nur stumpf von sich. ,,Weißt du, ob sie irgendetwas planen könnte?''
,,Ich'', brachte ich unsicher hervor. ,,Sie hat gemeint, der Rat der Jäger würde ihr Unterstützung schicken.''
Levan und Katy tauschten einen schnellen, besorgten Blick aus. ,,Wann war das? Und von wie vielen Jägern war die Rede?'', drängte Lev und fasste mich an den Schultern, während Katy sich hektisch abwandte und auf ihrem Handy herum tippte.
,,Ähm...vor zwei, drei Tagen?'' Langsam steckten sie mich mit ihrer Hysterie an. ,,Keine Ahnung! Ein paar - vielleicht so Acht? Was weiß ich!'' Woher sollte ich das wissen, ich wusste doch erst seit knapp einer Woche von der übernatürlichen Welt überhaupt erst Bescheid!
Levan fluchte. ,,Ich muss sofort eine Krisensitzung im Rudelhaus einberufen!''
Katy steckte ihr Handy weg. ,,Ich komme mit.''
,,Nein'', widersprach Lev. ,,Du wirst hier bei Jallyne bleiben und auf sie aufpassen.''
,,Aufpassen?'', wiederholte ich entrüstet. ,,Ich bin doch kein Kind mehr!''
Doch da war er schon weg. Na toll. Da ich keine Ahnung hatte wie es jetzt weiterging und was ich jetzt tun sollte, drehte ich mich fragend zu Katy. Diese seufzte mürrisch, murmelte etwas von ,,Typisch'' und ließ sich zurück auf die Couch sinken. Sie klopfte auf das Polster neben sich. ,,Komm, setz dich. Wir wollten doch eh noch reden.''
Zögerlich kam ich ihrer Aufforderung nach. ,,Möchtest du noch irgendetwas essen oder trinken? Merredith macht dir sicher alles, was du willst.''
,,Nein, danke.'', murmelte ich. Wenn ich aufgeregt war, konnte ich nichts essen. Dann wurde mir immer schlecht.
,,Wie du willst.'' Sie zuckte mit den Schultern und setzte sich dann so hin, dass sie mir zugewandt war. Ihr Rücken lehnte sich gegen die Seitenlehne. ,,Also...gibt es irgendetwas, das du noch wissen willst? Über mich, Levan - ganz egal.''
Ein kleines Grinsen schlich sich auf meine Lippen. ,,Da gibt es tatsächlich so manches.''Immer noch lachend schlüpfte ich in meine Stiefel. ,,Nicht wirklich?''
,,Doch, es ist ihm bis heute peinlich.'', erwiderte Katy ebenfalls lachend. ,,Der große Alpha ist so abgelenkt von seiner Mate, dass er sein Gewicht völlig vergessen hat und nicht nur nicht abgefedert, sondern auch noch einen dicken Ast vom Baum mit abgerissen hat bei seiner Landung.''
Das war dann wohl die Erklärung für den lauten Aufprall, den ich an meinem ersten Tag draußen gehört hatte.
,,Ich musste mit ihm übrigens auch in die Drogerie unten im Ort gehen, um die Produkte im Bad für dich einzukaufen.'', verriet Katy mir, während sie zur Haustür ging und ihre Hand abwartend an den Türgriff legte. Sie grinste. ,,Make-up wirst du aber wohl nie wieder tragen.''
Fragend sah ich sie an, während ich mich aufrichtete und mir den Mantel überstreifte. Warum das denn nicht?
,,Wir Mondkinder sind äußerst Naturverbunden.'', erklärte sie. ,,Make-up ist unnatürlich und verdeckt die eigene Natürlichkeit und Perfektion.'' Sie kicherte. ,,Du kannst dir nicht vorstellen, wie Jacen ausgerastet ist, als seine menschliche Mate ihr Gesicht bei ihrer ersten Begegnung mit diesem Zeug zugekleistert hatte. Er hat sie doch ernsthaft erstmal in eine Toilette geschleift und sie nicht eher wieder rausgelassen, bis alles ab war. Ich glaube, seine Mate wusste später nicht, ob sie über ihren Gefährten lachen oder weinen sollte.''
Ich lachte schon wieder. Das hätte ich nur zu gerne selbst gesehen. Wahrscheinlich hatte ich Glück, dass ich generell immer nur hin und wieder mal ein Pickelchen oder Augenringe abgedeckt hatte und nie wirkliches Make-up benutzt hatte. Außer auf Partys. Aber das sagte ich, schätze ich mal, besser nicht.
,,Wer ist denn Jacen?'', erkundigte ich mich, während Katy die Haustür öffnete und in die eiskalte Schneelandschaft trat. Ich folgte dir, doch fand zum ersten Mal den eisigen Wind nicht so schlimm. Mit dem Schnee wurde die Kälte doch gleich viel erträglicher.
,,Unser Gamma.'', antwortete sie und stapfte mitten durch den Schnee los.
,,Ah'', machte ich und erinnerte mich an die Beschreibung zum Posten des Gammas. Das war der für die Kampfausbildung. Also war Jacen vermutlich ein ziemlich starkes Kerlchen.
Ich fand es fast schon lachhaft, wie schnell sich meine Meinung und meine Gedanken gegenüber Werwölfen geändert hatten. Aber mir gefiel es nun sehr viel besser, als vorher. Generell ging es mir nun sehr viel besser, als zuvor.
Ich blieb mitten auf der schneebedeckten Wiese stehen und drehte mich um, um mir Levans Haus von Außen ansehen u können. Bisher hatte ich ja noch nicht gerade viel gesehen, was auch daran lag, dass ich ohnmächtig hergebracht worden war. Nun tat sich aber ein wunderschöner Bau vor mir auf.
Eine richtige kleine Villa aus Stein, mit Flachdach und viel Glas, in dem sich das Sonnenlicht spiegelte, thronte in mitten des Schnees. Drum herum nur Wiese und Wald.
Jap, hier konnte man es aushalten, dachte ich schmunzelnd. Levans Höhle war gar nicht so unkomfortabel.
Ich drehte mich wieder um und wollte weiter gehen, aber Katy blieb immer noch stehen. Also hielt ich wieder an. ,,Ist etwas?''
,,Wenn ich mich verwandeln würde und du dich auf meinen Rücken setzt, wären wir sehr viel schneller.'', formulierte Katy vorsichtig und wartete gespannt meine Reaktion ab. Ich vergrub unsicher meine Hände in meinen Jackentaschen, wobei ich mit den Steinen in Berührung kam, die ich jetzt wohl nicht mehr brauchen würde. Obwohl..wer weiß?
,,Lass uns lieber zu Fuß gehen.'', schüttelte ich den Kopf. Es war nicht so, dass ich wirklich lieber zu Fuß gehen wollte, als mich tragen zu lassen. Aber ich wusste nicht, ob ich schon bereit dafür war, wieder einen richtigen verwandelten Werwolf zu sehen. Natürlich fürchtete ich mich nicht mehr vor Levans Wolf. Ich meine, er hatte mich im Wald gerettet und an Vollmond mit mir gekuschelt, statt mich zu verletzen. Aber das musste ja nicht gleich auch für die anderen Werwölfe gelten. Nur zu gut war wir noch dieser Rouge im Gedächtnis geblieben.
,,Okay, dann vielleicht ein andermal.'', meinte Katy leicht niedergeschlagen, aber verständnisvoll.
Als wir das Ende der riesigen Wiese erreichten, hatte ich nicht damit gerechnet, dass sich zu unseren Füßen ein weiteres Dorf erstrecken würde, noch größer, als das, was ich gestern kurz hatte erblicken können, bevor die Schwärze mich einnahm.
,,Das ist das eigentliche Dorf. Das, was du gestern gesehen hast, war ein extra für Matepaare zusätzlich erbauter Teil.'', erklärte Katy und und führte weiter aus, als sie die Frage in meinem Blick erkannte und richtig deutete. ,,Nun..Da viele Werwölfe - wenn auch leider nicht alle - vor der Findung ihres Mates komplett enthaltsam gelebt haben - wenn du verstehst, was ich meine'' Sie warf mir einen eindeutigen Blick zu. ,,Und sich dann natürlich erstmal ziemlich austoben und kaum die Finger voneinander lassen können, haben sich vor allem die Älteren öfters mal beschwert.'' Bei sowas war ein übernatürliches Gehör dann vermutlich alles andere als geil. ,,Irgendwann ist dann einer auf die Idee gekommen, einfach einen separaten Teil zu bauen, wo die frisch verbundenen Mates für unbestimmte Zeit erstmal einziehen können und dann jederzeit wieder aus.'' Wow, das erschien mir wie eine wirklich geniale Lösung. Da konnte eigentlich keine Partei etwas gegen sagen. Katy kicherte und zwinkerte mir verschmitzt zweideutig zu. ,,Levan hat natürlich schon mal vorgesorgt und sein Haus möglichst weit abseits bauen lassen.''
Ich wurde augenblicklich rot. Ich wollte schon etwas sagen, als ein Winseln zu meinen Füßen mich Inne halten ließ. Als ich meinen Blick senkte, saß da doch tatsächlich dieser kleine Dieb mit meiner Kette im Maul.
,,Das ist Dex.'', informierte mich Katy und eine unüberhörbare Strenge lag in ihrer Stimme, als sie seinen Namen aussprach. Dex ließ daraufhin die Ohren hängen und fiepte leise. Mein Herz schmolz bei diesem Geräusch und den großen Welpenaugen, die unschuldig zu mir aufblinzelnden.
Katy schnaubte. ,,Lass dich nicht von ihm täuschen. Der Kleine hat es faustdick hinter den Ohren. Ich kann mich an keinen Tag erinnern, an dem er nicht irgendetwas angestellt hat. Aber niemand kann es ihm wirklich übel nehmen, wenn er diese ich-bin-so-süß-du-kannst-mir-nicht-böse-sein Masche fährt.''
Ich ging langsam vor dem Welpen in die Hocke. ,,Hallo, Dex. Bist du hier, um mir meine Kette wieder zu geben?''
,,Achtung, Jal, der heckt bestimmt schon wieder etwas aus'', warnte mich Katy und wir wollten beide gleichzeitig nach ihm greifen, da sprang Dex schon schwanzwedelnd auf die kleinen Pfötchen und entwischte mit einem wendigen Zick Zack unseren Händen.
,,Ich wusste es'', knurrte Katy und hechtete ihm hinterher, während ich noch einen Moment die Frechheit dieses Rackers und das er mich wirklich schon wieder ausgetrickst hatte, verdauen musste. Dann keimte aber langsam Zorn in mir auf. Dieses kleine, hinterhältige Miststück sollte mir meine Kette wiedergeben!
Auch ich sprang nun wieder auf die Füße und wollte hinterher laufen, doch das musste ich gar nicht, denn ein paar Meter vor mir stand Levan und hielt den zappelnden Dex am Nackenfell gepackt hoch. ,,Sucht ihr den hier?''
Erleichtert lächelte ich strahlend. ,,Ja, danke, dass du hin festgehalten hast.'' Ich ging auf die beiden zu, während Lev den nun ganz ruhig gewordenen Welpen festhielt. Als er mich diesmal mit seinen Welpenaugen versuchte um den Finger zu wickeln und leise fiepte, blieb ich immun. Oh nein, nicht noch einmal. Dreimal, wäre definitiv einmal zu viel.
Vorsichtig griff ich nach der Kette in seinem winzigen Maul und nach kurzem widerspenstigen Festhalten rückte Dex sie endlich raus.
Ich wischte die Kette einmal an meiner Hose sauber, um den Sabber loszuwerden.
,,Du weißt schon, dass das eigentlich meine Jogginghose ist, ne?'', kam es dabei leicht meckernd von der Seite und ich warf Katy einen entschuldigenden Blick zu. Ups.
Schnell legte ich mir die Kette wieder um, während Katy den kleinen Dex schimpfte. Als sie mit ihrer Schimpftriade fertig war, ließ Levan ihn los und dieser rannte auch gleich davon. Kam jedoch nicht weit. Anscheinend rächte sich nun sein Karma.
Schwarze Stiefel knirschten auf dem Schnee, als aus dem Schatten der Bäume eine männliche Gestalt heraustrat und den Welpen ebenfalls am Nackenfell, nur um einiges fester, hoch hielt, der nun ernsthaft winselte und zappelte.
,,Sieh mal einer an, wer mir hier in die Arme gelaufen ist.'', ertönte eine kalte Stimme, die mir so bekannt und gleichzeitig fremd vorkam. Stechend blaue Augen bohrten sich in meine. ,,So sieht man sich wieder, Lyn.''
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Alaska Legends - Alpha Levan
Teen FictionIn der malerischen Kleinstadt Valdez soll Jallyne eigentlich ein ruhiger Neuanfang erwarten, fernab von den Problemen, die sie in ihrer Heimatstadt Louisville zurückgelassen hat. Doch schon an ihrem ersten Tag wird klar, dass Jallyne's neues Leben...