Als ich zurückkam, war von Katy und Lane nichts mehr zu sehen. Ich runzelte die Stirn.
,,Lane kümmert sich darum, dass das Rudel sich auf einen Angriff vorbereitet.'', antwortete Levan, ohne das ich meine Frage laut ausgesprochen hatte. ,,Ich habe Katania mitgeschickt, damit wir das Haus für uns haben. Es wird sowieso Zeit, dass sie ins Rudelhaus zieht.''
Während er sprach, kam er auf mich zu und blieb schließlich dicht vor mir stehen. Seine großen Hände legten sich sanft an mein Gesicht und hoben es zu ihm hoch. ,,Hier werden nur wir leben und unsere Welpen.''
,,Äh, warte, was?'' Ich entfernte mich ein wenig. ,,Du meinst das wirklich ernst mit Welpen? Wie stellst du dir das vor? Ich bin ein Mensch, ich kann doch keine...Und überhaupt, wer hat gesagt, dass ich hier mit dir leben werde? Was ist mit meiner Mum? Und meinem Leben - Schule, Studium und mein späterer Beruf?''
Levan zog die Augenbrauen zusammen, sein Mund verzog sich in Missgunst. ,,Dein Leben ist an meiner Seite. Du brauchst nicht zu arbeiten - ich habe mehr als genug Geld. Und ein Studium kommt erst recht nicht infrage. Deine einzigen Aufgaben werden es sein, dich um mich, das Rudel und unsere Welpen zu kümmern. Und was die Welpen angeht, wenn der Seelenbund vollzogen ist, wirst du automatisch zum Werwolf und es sollte kein Problem mehr darstellen.''
,,Und meine Mum, ich kann sie doch nicht einfach alleine lassen und...'' Mein Atem ging immer schneller. So ganz hatte ich das alles noch nicht durchdacht. Gerade fühlte ich mich vollkommen überfordert und unvorbereitet, geradezu eingeengt von den Erwartungen und Forderungen, die mit Levan und einem Leben bei den Werwölfen einhergingen. Ich konnte doch nicht einfach alles aufgeben.
,,Deine Mum ist eine Jägern und zwar eine mit Leib und Seele. Sie würde mich niemals akzeptieren, Jallyne. Du kannst nicht bei ihr bleiben.'', erwiderte Lev bestimmt und sein Gesicht war immer noch verzogen. Schließlich fuhr er auf. ,,Jetzt reicht's! Ich halte es nicht mehr aus!'' Er packte mich urplötzlich und war innerhalb weniger Augenblicke mit mir in seinem Schlafzimmer, wo er mich auf dem Bett ablegte und dann über mich stieg. Erschrocken und mit aufkommender Panik, da ich an die Markierung dachte, sah ich ihn an und versuchte ihn von mir wegzudrücken. ,,Levan, was soll das?'', verlangte ich aufgebracht zu wissen, während dieser begann seinen Körper an mich zum drücken und mit seinen Händen über meinen Körper zu fahren. Sein Mund fuhr währenddessen über meinen Hals. Er atmete schwer. ,,Dieser Geruch....muss weg.'', knurrte er.
,,Was?'' Verwirrt hielt ich inne. Müffelte ich? ,,Welcher Geruch?''
,,Nach diesem Jäger...einem anderen Mann...du sollst nur nach mir riechen..'', knurrte er an meinem Hals und langsam begriff ich, was er gerade versuchte. Ich musste schmunzeln. ,,Versuchst du ihn gerade mit deinem zu überdecken?''
,,Hm'', brummte er zustimmend und ich wusste nicht, ob ich es nun absolut übertrieben finden sollte oder einfach nur niedlich.
,,Sag mal, was ist eigentlich der Unterschied zwischen einem Gefährtenbund und dem Seelenbund? Wie muss ich mir das eigentlich vorstellen?'', fragte ich schließlich, weil es mich interessierte. Gab es da überhaupt einen? Wie wurde der Seelenbund überhaupt eingegangen? Ich wusste nur, dass der Gefährtenbund aus einem Nackenbiss und Geschlechtsverkehr bestand. Aber was genau das überhaupt auslöste, dazu hatte ich bisher nichts in Erfahrung gebracht.
Levan rutschte hinter mich und zog mich mit dem Rücken an seine Brust. Sein eines Bein legte sich über meine und sein Gesicht vergrub sich an meinem Nacken. ,,Der Seelenbund ist stärker als der Gefährtenbund. Bei ihm verschmelzen die beiden Seelen zu einer. Es soll ein unglaubliches Gefühl der Vollkommenheit sein. Er besteht aus einem Blutaustausch und einem Luna-Schwur bei Vollmond. Aber nicht jedes Matepaar geht ihn ein.'' ,,Warum nicht?'' ,,Beim Seelenbund wird alles offengelegt. Alles wird mit deinem Partner geteilt, jedes Geheimnis, jedes Gefühl, jeder Gedanke. Du kannst nichts verbergen. Und nicht jeder ist bereit, sich so darzulegen. Denn danach gibt es kein zurück mehr.'' ,,Das hört sich irgendwie beängstigend an.'', flüsterte ich.
,,Das ist es irgendwie auch, aber ich würde es mir trotzdem wünschen.'' Sein Finger strich eine meiner Haarsträhnen beiseite. ,,Aber wir können damit solange warten, bis du bereit dazu bist. Ich wäre schon mit dem Gefährtenbund zufrieden.''
,,Ähm'' Ich schluckte schwer. ,,Ich weiß, woraus der Gefährtenbund besteht, aber was passiert danach?''
Seine Hand an meinem Bauch, begann Kreise zu malen, erst über meinem - seinem Shirt, dann schlich sie sich aber vorwitzig unter den Stoff. Bei dem Kontakt mit meiner bloßen Haut zuckte ich zusammen. Die Stellen, die er berührte, kribbelten.
,,Du kannst es dir wie ein unsichtbares Band zwischen uns vorstellen, dass unsere Seelen verknüpft. Wir spüren den Gefährten dann noch intensiver und auch, wenn ein Part menschlich sein sollte, nimmt er den Bund dann so wahr wie ein Werwolf. Wir sind in der Lage, die Gefühle des anderen zu spüren, besonders heftige abzunehmen und gleichzeitig über das Band andere zuzusenden.''
,,Hast du das nicht schon gemacht?'', erinnerte ich mich an meinen ersten Tag in Valdez und meine Beinahe-Panikattacke.
,,Nur abgeschwächt und es ging auch nur, weil ich ein Alpha bin und du ein Mensch. Dein Geist ist als solcher schwächer und leichter zu beeinflussen, während meiner besonders stark ist.'', erklärte er ruhig und ohne eine Spur von Abwertung.
,,Aber du kannst dann nicht plötzlich meine Gedanken lesen oder so, oder?'', versicherte ich mich ein wenig besorgt. Das fände ich nämlich echt unheimlich peinlich. Wer wollte das denn schon? Du musst ja nur einmal unbeabsichtigt etwas unziemliches denken und der andere wusste es sofort. Ne.
,,Erst nach dem Seelenbund.'', informierte mich Lev und für mich stand sofort fest, dass ich diesen Seelenbund definitiv niemals eingehen werde. Selber Gedanken lesen zu können, fände ich ja cool, aber nicht, wenn andere meine Gedanken lesen konnten. Das war mir dann doch zu privat und unangenehm. Irgendwo war dann doch mal eine Grenze. Mit Gefühlen würde ich mich noch irgendwie anfreunden können, um Lev einen Gefallen zu tun, da er das ja so sehr zu wollen schien, aber nicht meine Gedanken.
,,Tut der Biss weh?'', wollte ich unsicher wissen. Levan setzte sich ruckartig auf und ich drehte mich zu ihm um. Seine Augen funkelten erfreut. ,,Denkst du darüber nach, mit mir den Gefährtenbund einzugehen?''
Ich nickte zögerlich. Ich meine, irgendwann würde es eh soweit kommen. Warum also nicht jetzt? Ich wusste, dass ich etwas - vielleicht auch mehr als nur etwas - für Levan empfand, also was sprach dagegen? Und besser ich konnte den Zeitpunkt bestimmen, bevor Levan sich irgendwann nicht mehr zurückhalten konnte und die Kontrolle verlor und es eher ungewollt passierte. Dann wäre es bestimmt schmerzhafter.
,,Ich habe meine Mum mal gefragt, sie meinte, dass es in dem ersten Augenblick ein wenig stach, dann aber absolut berauschend war.'', erzählte er aufgeregt, seine Augen glühten ein wenig.
Das hörte sich nicht allzu schlimm an, dachte ich. Aber die körperliche Vereinigung danach....war ich dafür wirklich schon bereit? Schließlich sollte das weh tun. Und Levan war ein Werwolf. Wer wusste schon, wie das bei denen ablief?
,,Du hast Angst.'', stellte Lev fest und musterte mich eindringlich. ,,Vor dem Biss...oder dem danach?''
Ich wurde rot. Musste ich jetzt wirklich mit Lev darüber sprechen? Verdammt, war das peinlich.
Ich wich seinem Blick aus. ,,Beidem?'', flüsterte ich kaum hörbar. Aber Levan hatte mich mit seinem übernatürlichen Gehör natürlich trotzdem klar und deutlich gehört.
,,Keine Sorge, kleine Mate. Ich werde ganz vorsichtig sein, auch wenn es mir schwerfallen wird.'', versicherte er mir und lächelte sanft. Ich lächelte ein wenig gequält zurück. Dieses ,auch wenn es mir schwerfallen wird' war jetzt nicht wirklich beruhigend gewesen. Daran sollte der Alpha vielleicht nochmal arbeiten.
,,Und wenn ich etwas falsch machen werde?'' Ich biss mir verunsichert auf die Lippe. Levan lächelte beruhigend. ,,Das wirst du nicht. Diese Sorge sollte außerdem eher ich haben, schließlich habe ich beides auch noch nie vorher gemacht. Ich werde mich einfach auf meine Instinkte verlassen, das solltest du auch tun. Schließlich bist du dazu bestimmt, meine Gefährtin zu sein.''
Ich atmete tief durch. ,,Okay.''
,,Okay?'', wiederholte Lev vorsichtig, als würde er sich nicht zu viel daraus erhoffen wollen. Anscheinend wollte er es ausgesprochen haben.
,,Okay, du darfst mich markieren.'', teilte ich ihm entschieden mit. Seine Augen glühten auf. ,,Bist du dir ganz sicher? Du weißt, dass ich mich danach nicht mehr zurückhalten können werde?'' Ich verstand, was das bedeutete und nickte entschlossen.
Bevor ich blinzeln konnte, war Lev über mir und drückte mich zurück in die Matratze. Seine Hände stützten sich neben mir ab, während sein Mund nach einem letzten Blick in meine Augen auf meinen Mund traf und erst ungeduldig an meinen Lippen saugte und knabberte, bevor er zu meinem Kiefer wanderte und dann mit seiner Zungenspitze meinen Hals hinunter fuhr. An einer bestimmten Stelle verharrte er und seine Zähne fuhren aus.
Ein bisschen was, hatte das ja was von einem Vampir, ging es mir völlig unpassend durch den Kopf.
Ich spürte, seine scharfen Spitzen an meiner Haut, dann drangen sie mit einem Ruck ein und ich schrie auf, während ich den Kopf in den Nacken warf und gleichzeitig ein Zittern Levans Körper durchlief. Zuerst hatte mich ein stechender Schmerz durchzuckt, bevor nun heiße Wellen meinen Körper fluteten, ausgehend von der pulsierenden Stelle, an der Levs Zähne immer noch steckten.
Der Schmerz war sofort wieder verblasst, stattdessen fühlte ich mich nun völlig berauscht. Mein Körper fühlte sich auf einmal kochendheiß an und windete sich erregt unter Levan, der langsam, seine Zähne wieder aus meiner Haut zog. Mein verschleierter Blick traf seinen glühenden, der ebenso verhangen war wie mein eigener.
In der nächsten Sekunde prallten seine Lippen ungezügelt auf meine und verflochten mich in einen wilden, leidenschaftlichen Kuss, der in so viel mehr ausartete.
![](https://img.wattpad.com/cover/239225686-288-k577737.jpg)
DU LIEST GERADE
Alaska Legends - Alpha Levan
Novela JuvenilIn der malerischen Kleinstadt Valdez soll Jallyne eigentlich ein ruhiger Neuanfang erwarten, fernab von den Problemen, die sie in ihrer Heimatstadt Louisville zurückgelassen hat. Doch schon an ihrem ersten Tag wird klar, dass Jallyne's neues Leben...