31. Kapitel

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Er küsste mich.
Seine Lippen prickelten auf meinen und kleine Stromstöße durchfuhren mich, während mein Herz erst aussetzte und dann doppelt so schnell weiter schlug.
Seine Augen waren geschlossen und ich spürte, wie er mich noch stärker an sich drückte, bevor er mit einem Mal von mir weggerissen wurde. Mit aufgerissenen Augen, beobachtete ich, wie Kiyan Levan doch tatsächlich erst eine reinhaute und ihm dann eine Pistole an den Kopf hielt. ,,Oh nein, so nicht, du sabberndes Riesenluder!''
Levan schien selber aber von der Unterbrechung alles andere als begeistert zu sein, denn er knurrte schon wieder wild, während seine Augen sich verfärbten und seine Krallen ausfuhren. Dann passierte alles in Sekundenbruchteilen, viel zu schnell für mein immer noch vom Kuss geschocktes und benebeltes Hirn.
Lev stieß Kiyan im selben Moment zurück, in dem ein Schuss ertönte. Ich schrie auf, während Kiyan gegen die gegenüberliegende Wand krachte.
,,Du hast auf ihn geschossen!'', wandte ich mich fassungslos an ihn, während er sich mit leicht verzerrtem Gesicht wieder aufrappelte und kurz zu mir sah. ,,Na und? Der hat mich geworfen! Und du siehst doch, steht immer noch da wie ein unverwüstliches Biest.''
Levan stand tatsächlich völlig unbeschadet, wie ich mich schnell versicherte, an der gleichen Stelle, nur durchgängig knurrend. Die Kugel hatte ihn knapp verfehlt und hatte zum Glück statt in ihn ein kleines Loch in die Wand geschlagen.
Ich atmete auf, Erleichterung lockerte ein wenig meine angespannten Glieder.
Dann fiel mein Blick wieder auf Kiyan, der nun an der Wand lehnte, die an seiner Aufprallsstelle ein wenig eingedellt war. ,,Und dir geht's auch gut?'', fragte ich zögerlich. Levan knurrte wieder lauter auf und ich verspürte erneut das Bedürfnis, ihm den Mund zu verbieten. Das nervte wirklich übermäßig.
,,Schnauze!'', fauchten Kiyan und ich gleichzeitig und sahen uns überrascht an, während Levan erschrocken verstummte und gerade etwas entgegnen wollte, da donnerte die Tür mit einem mal auf und Katy und Lane stürmten knurrend herein. Es brauchte einen Moment, bis sie die lange sondiert hatten und niemanden ernsthaft verletzt vorfanden. Katy eilte sofort zu ihrem Bruder, während Lane zum ersten Mal seit ich ihn kannte, aufgebracht wirkte. Wow.
,,Da ist man einmal nicht da und schon taucht hier ein Jäger auf und es fallen Schüsse im Alphahaus.'', knurrte er und fuhr sich aufgebracht durch die Haare. Innerhalb der nächsten Sekunde war er bei Kiyan und packte ihn am Hals. ,,Soll ich ihn töten, Alpha?''
Ich bekam Panik und hastete auf die beiden zu. ,,Nein! Bist du wahnsinnig? Lass ihn auf der Stelle los!''
Ich hing mich an Lanes Arm, der Kiyan trotzdem nicht losgelassen hatte. ,,Sag mal, hörst du schlecht? - Loslassen, hab ich gesagt!'', fuhr ich ihn aufgeregt an und bohrte meine Fingernägel in seine Haut, was ihn jedoch genauso wenig zu jucken schienen wie eine Ameise einen Elefanten.
Erst als sein Alpha seufzend ,,Lass den Wicht los'' sagte, gab er ihn frei und entfernte sich, den Jäger nicht aus den Augen lassend, ein paar Schritte. ,,Wen nennst du hier Wicht?'', kam es empört von Kiyan, während Lane gleichzeitig ,,Kann mir mal bitte einer erklären, was das zu bedeuten hat?'' von sich gab.
,,Das würde ich auch gerne wissen.'', kam es zustimmend von Katy. ,,Ihr solltet Jal doch nur ins Bett bringen, damit sie sich ausschlafen kann. Wie konnte das denn so ausarten?'' Sie hob die Hand. ,,Wobei, warte, ich glaube, ich kann es mir vorstellen. Es fing ja schon damit an, dass ihr euch gestritten habt, wer sie nun trägt, bis ihr sie gezwungenermaßen zusammen hochgenommen habt.''
Ich hörte den Werwölfen nur mit halben Ohr zu, viel zu beschäftigt war ich damit, Kiyan nach Verletzungen abzusuchen. Ich meine, auch wenn er ein Jäger war, war er immer noch nur ein Mensch und keine übernatürliche Kreatur.
Mit einem leichten Lächeln hielt Kiyan meine Hände fest. ,,Mir geht es gut, Lyn. Wirklich, alles okay.''
,,Bist du sicher?'' Kritisch sah ich seinen Hals an, der blau-lilane Stellen aufwies. Lane hatte sich an Kraft wirklich nicht gerade zurückgehalten.
Bevor er noch etwas sagen konnte, wurde ich mit einem Knurren von ihm weggerissen. Ich sah gerade noch wie Kiyan die Augen verdrehte, dann wurde mein Gesicht an eine warme Brust gedrückt und mein Sichtfeld eingeschränkt. ,,Ich bin derjenige, um den du dich kümmern solltest, nicht er. Fass andere Männer nicht so an.'', knurrte es über mir und ich verdrehte nun ebenfalls die Augen, ohne das er es sehen konnte.
,,Ähm, Lev? Könntest du mich bitte wieder loslassen? Ich denke-‚'' ,,Nein.'' ,,Oh, okay.''
,,Mein Beileid, Lyn. Wirklich. Eine übergroße, nach Hund stickende Zecke, die sich an dir fest gebissen hat. Und ich habe eigentlich mal gedacht, du hättest Männergeschmack.'', musste Kiyan natürlich gleich wieder anfangen. Ich konnte mir sein provozierendes Grinsen dabei bildlich vorstellen. Und das, obwohl er gerade erst noch gegen eine Wand geschleudert und gewürgt worden war.
Das Knurren folgte natürlich augenblicklich. Diesmal sogar dreifach. Lane und Katy schienen von der Beleidigung ihres Alphas nämlich auch nicht viel zu halten. Super.
Ich klopfte sanft gegen die harte Brust, gegen die ich immer noch gedrückt wurde. ,,Lev -Levan! Komm schon, lass mich los, ich bleibe auch bei dir stehen.''
,,Brauchst du Hilfe, Lyn? Ich kann dir eines meiner Messer leihen, dann hört er bestimmt gleich viel besser. Manche Hunde müssen eben erst kastriert werden.'', steuerte Kiyan wenig hilfreich bei, dennoch konnte ich mir wegen seiner ständigen Spitzen ein kleines Lachen nicht verkneifen. ,,Nein, danke, Kiyan. Ich glaube, ich komme auch ohne klar.''
Ich drückte fester gegen Levans Brust und schließlich konnte ich ihn zumindest so weit bewegen, dass ich mich in seinen Armen drehen konnte. Mehr ließ er aber nicht zu. Ich seufzte leise. Immerhin. Gott, war das anstrengend.
Kiyan hatte trotz meiner Verneinung ein Messer rausgeholt und spielte damit nun provokativ herum, während er die Werwölfe vor sich betrachtete. ,,Du hast nicht zufällig etwas dagegen, wenn ich ein bisschen mit den putzigen Welpen spiele, oder?'', erkundigtet er sich mit einem gefährlichen Glitzern in den Augen bei mir. Ich verdrehte die Augen. ,,Lass das, Kiyan.'' Die putzigen Welpen schienen nämlich nicht gerade in Spiellaune zu sein. Eher in Killlaune.
Er zog einen Schmollmund, steckte aber nach einer letzten Drehung das Messer wieder weg und verschränkte stattdessen an die Wand gelehnt die Arme. ,,Und was jetzt?''
Das war eine gute Frage.
,,Ich bin dafür, dass wir aus dem Jäger die Beute machen.'' Lanes Augen glühten golden auf.
,,Hier tötet niemanden irgendwen.'', stellte ich klar. ,,Und es wird auch niemand mutwillig verletzt. Verstanden?''
Murrend stimmte jeder widerwillig zu. Ich lächelte. ,,Dann wäre das ja geklärt. Und jetzt bin ich dafür, dass wir alle erstmal etwas essen, bevor Kiyan seinen Besuch hier beendet. Ich habe nämlich echt Hunger.'' Ich wandte mich an Kiyan. ,,Oder hast du vor länger zu bleiben?'' ,,Nein, hat er nicht!'', fuhr Levan dazwischen, bevor er antworten konnte.
Kiyans Mundwinkel zuckten nach oben, ich warf ihm einen mahnenden Blick zu und er seufzte. ,,Na schön, schau mich nicht so an, Lyn. Ich bleibe ja schon ernst. Nein, ich habe nicht vor in der Hundehütte zu bleiben. Nach dem Essen gehe ich wieder, dir scheint es hier ja unverständlicherweise zu gefallen.'' Die Spitzen hatte er sich wohl dennoch nicht verkneifen können.
Levan knurrte. ,,Wer hat was von Essen für dich gesagt?''
,,Deine Mate hat mich gerade eingeladen, falls du schwer von Begriff sein solltest - oh, warte, das bist du ja.'', feixte Kiyan und stieß sich von der Wand ab. Seine Augen wanderten wieder zu mir. ,,Also wo findet hier die Fütterungszeit statt? Ich hoffe, sie bieten hier auch etwas anderes als Hundefutter an.'' Er konnte es einfach nicht lassen. Ich biss mir auf die Lippe, um mein Grinsen zu verbergen. Auch wenn sein Humor echt gemein war, liebte ich ihn. Ich war mir nur sicher, dass wenn ich jetzt anfangen würde zu lachen, dass alles andere als gut ankäme bei den Werwölfen, die aussahen, als würden sie gerade abwägen, ob Zerfleischen oder Zerfetzen der grausamere Tod für ihn war.
Ich entwischte Levans Armen und griff nach seiner Hand, was ihn ein wenig zu beruhigen schien. Aber auch nur solange, bis meine andere Hand sich mit Kiyans verschränkte und der ihm wieder mal einen provozierenden Blick schenkte. Jeder konnte sehen, wie der Alpha innerlich kochte, doch die Tatsache, dass ich seine Hand weiterhin festhielt, hielt ihn davon ab, sich hier und jetzt zu verwandeln. ,,Denk dran, Levan. Er ist mein Bruder.'', zischte ich ihm sicherheitshalber mahnend zu und erntete dafür ein Zähneknirschen, als sein Kiefer mahlte.
Dicht presste sich Levans Körper an meine Seite, während wir die große Küche aufsuchten, in der eine ältere Frau geschäftig hin und her wuselte. Köstlicher Duft stieg mir in die Nase und ich leckte mir die Lippen. Dadurch, dass ich heute morgen so gut wie nichts zu mir genommen hatte, war ich jetzt ziemlich ausgehungert.
,,Merredith'' Die Frau drehte sich zu uns um. Ehrerbietig senkte sie vor dem Alpha den Kopf. ,,Alpha Levan, Luna Jallyne, Beta Lane'', begrüßte sie uns. ,,Miss Katania.'' Dann hastete sie eilig zu einem dampfenden Topf auf dem Herd und drehte ihn ein wenig herunter, während sie mit der anderen Hand umrührte. ,,Das Essen ist gleich fertig.''
Ihr Blick fiel neugierig auf Kiyan und sie registrierte seinen bewaffneten Aufzug. Ihre Stirn runzelte sich und sie bedachte ihn mit äußerster Vorsicht. ,,Wird Ihr Gast mit speisen, Alpha?''
,,Oh, er ist nicht mein Gast.'', widersprach Levan abwehrend und Merredith wirkte solange ein wenig erleichtert, bis er weitersprach. ,,Er ist der Gast deiner Luna.''
Für einen Moment entglitten ihr die Gesichtszüge, dann fing sie sich wieder. ,,Ich werde natürlich für ihn mit anrichten, Luna Jallyne.'', richtete sie sich eilig an mich und ließ nebenbei ein paar Gewürze in den Topf rieseln.
Kiyan grinste unverschämt. ,,Oh, vielen Dank. Was für eine Ehre, im Alphahaus bekocht zu werden. Wer hätte das gedacht?''
Ich stieß ihm in die Seite. ,,Lass das.''
Kiyan hob eine Augenbraue. ,,Was denn? Ich weiß gar nicht, was du meinst.''
Nein, natürlich wusste er das nicht. Kiyan verhielt sich natürlich wie ein ausgezeichneter Gentlemen mit perfekten Manieren.
,,Wir setzen uns schon mal hin.'', schritt Katy ein und führte uns an den Esstisch, der kleiner war als erwartet. Katy registrierte meinen Blick. ,,Das ist das Alphahaus. Hier haben nur die Familie des Alphas, der Beta und die Luna Zutritt, sowie wenige ausgewählte Gäste. Die große Esstafel ist im Rudelhaus.''
Ich nickte verstehend und schenkte Levan ein strahlendes Lächeln, als er meinen Stuhl zurückzog. Erst als ich saß, setzte er sich neben mich an das Ende des Tisches. Kiyan nahm neben mir Platz, während Katy und Lane sich gegenüber von uns niederließen.
Es herrschte unangenehme Stille, bis Merredith das Essen brachte, dann wurde sie von Essgeräuschen gestört. Schließlich war es Kiyan, der das Schweigen unterbrach. ,,Ich muss sagen, ich bin überrascht. Für eine Hundehütte ist es ganz schön stilvoll und das Essen ist wirklich gut. Vielleicht sollte ich euch ab jetzt öfter mal einen Besuch abstatten.'', überlegte er, was Katy sich verschlucken ließ und Lane - so ganz nach dem Motto: Ups, war ein Versehen - sein Messer in Kiyans Richtung warf. Dieser parierte jedoch blitzschnell mit seinem eigenen Besteck. Als er meinen erschrockenen Blick registrierte, zuckte er gelassen mit den Schultern. ,,Ausgebildeter Jäger, schon vergessen?'' Natürlich, da musste seine Reaktionszeit ausgezeichnet sein.
,,Soll ich auch mal mein Messer werfen?'' Kiyan ließ es unschuldig klingen, doch ich war sicher nicht die einzige, die die unterschwellige Drohung heraushören konnte.
Ich wollte gerade einschreiten, als Levan dies völlig überraschend übernahm. ,,Lane, ich bitte dich. Der Jäger ist der Gast deiner Luna. Und wir wollen doch keinen schlechten Ruf, was unsere Gastfreundschaft angeht, oder?''
Das war nicht ganz das, was ich erwartet hatte, aber immerhin hatte er seinen Beta indirekt zurechtgewiesen. Naja, mehr oder weniger.
Lane fixierte als Antwort nur Kiyan aus verengten Augen und griff nach seinem Messer, das in der Mitte des Tischs lag. Kiyan war jedoch schneller und legte seine Hand auf das Messer. ,,Weißt du, kleiner Wolf, auch für angebliche Versehen muss man sich entschuldigen.'' Und es ging weiter. Kiyans provokative Art war in den letzten Monaten anscheinend noch ausgeprägter und schlimmer geworden als je zuvor.
Lane zeigte knurrend die Zähne und schaute kurz zu seinem Alpha. Dieser schien selbst alles andere als erfreut, nickte ihm aber zu. Der Beta presste die Lippen aufeinander. ,,Verzeih'', knurrte er knapp und kaum hörbar, doch Kiyan reichte es aus, um sich grinsend in seinem Stuhl zurückzulehnen.
Zähneknirschend nahm Lane sein Messer wieder an sich.
,,Sag mal, Kiyan...weißt du, was ich glaube?'', sprach ich Kiyan nach ein paar verstrichenen Sekunden an. Als ich seine Aufmerksamkeit hatte, fuhr ich fort. ,,Ich glaube, du denkst von Werwölfen gar nicht so schlecht, wie du vorgibst zu tun. Du denkst eigentlich gar nicht, dass sie unmenschliche Monster sind.'', teilte ich ihm mit und beobachtete seine Reaktion genau.
Kiyan lachte spöttisch auf. ,,Wie kommst du denn darauf?''
Ich lächelte unbeirrbar. ,,Du hast sie zwar Monster genannt und den kleinen Dex alles andere als sanft behandelt, aber du hättest ihn auch einfach töten können.''
,,Das habe ich doch erklärt. Ich brauchte ihn als Sicherheit. Denn ein ganzes Rudel ist dann doch auch für mich zu viel.''
,,Und Levan und Lane? Ich bin mir sicher, hättest du es wirklich darauf angelegt, hätte dein Schuss ihn nicht verfehlt. Und so schnell wie deine Reaktionszeit und wie ich dein Können einschätze, hättest du eines deiner Messer schon viel eher ziehen und Lane damit angreifen können, als er dich attackiert hatte. Das hast du aber nicht.''
,,Ja, weil ich wusste, dass du eingreifen würdest.'', erklärte Kiyan und fügte leiser hinzu. ,,Und weil ich dich liebe, Jallyne. Ich hätte es nicht ertragen, dich unglücklich zu sehen, weil ich jemanden verletzt, geschweige denn getötet hätte, den du ins Herz geschlossen hast.'' Sein Blick bohrte sich in meinen. ,,Dich stelle ich sogar über meine Berufung und Aufgabe als Jäger.'' Er hielt mir auf einmal die Hand hin. ,,Lass uns einen Deal machen.''
Ich runzelte Stirn. ,,Einen Deal?''
,,Ja. Ich verspreche dir, dass ich keinen Werwolf dieses Rudels verletze oder töte, es sei denn aus Notwehr. Im Gegenzug versprichst du mir einfach nur, dass du mich immer anrufst, wenn du Hilfe brauchst oder wenn es dir nicht gut geht.''
,,Das ist alles?'', versicherte ich mich. Seine Worte rührten mich. Das war der Kiyan, den ich kannte.
,,Ja.''
Ich schlug lächelnd ein. ,,Du bist ein toller Bruder, Kiyan.''
,,Das weiß ich doch bereits.'', erwiderte er schmunzelnd und stand auf. ,,Dann will ich euch jetzt nicht länger nerven.'', sagte er zu den drei Werwölfen am Tisch und sah auf mich herunter. ,,Begleitest du mich noch zur Tür?'' Ich sprang auf. ,,Natürlich.'' Kiyan hielt inne und drehte sich noch einmal zu Lev. ,,Oh, und zwei Sachen noch.'' Levan hob eine Augenbraue. ,,Es wäre vielleicht ganz nett, wenn du deinem Rudel mitteilst, dass ich zur Familie ihrer Luna gehöre und sie mich besser friedlich passieren lassen sollten.'' Levan nickte. ,,Und solltest du oder irgendein anderer Wolf deines Rudels Lyn weh tun, dann vergesse ich mein Versprechen und werde verdammt nochmal jedem so viel Jägerkraut in den Körper pumpen, dass er gleich mehr als einmal stirbt, allen voran dir, Alpha.''
Levan nickte wieder ernst, während ich Kiyan fassungslos anstarrte. ,,Verstanden.''
Meine Augen zuckten entsetzt zu ihm, doch er hielt weiterhin den Blickkontakt zu Kiyan aufrecht, bis dieser lächelte. ,,Vielleicht ist dein Männergeschmack doch nicht ganz so unterirdisch, Lyn.'' Damit wandte er sich ab und spazierte lässig aus dem Raum. Ich folgte ihm schnell.
An der Tür blieben wir stehen. ,,Musst du wirklich schon gehen?'' Ich wollte nicht, dass er ging, auch wenn ich wusste, dass es vermutlich besser war. Aber wir hatten uns so lange nicht mehr gesehen und ich fing jetzt schon wieder an ihn zu vermissen.
,,Keine Sorge, Lyn. Ich komme wieder.'' Er zwinkerte mir zu und schloss mich in die Arme. ,,Jetzt fängst du auch schon an, nach diesem Hund zu stinken.'', murmelte er scherzhaft in mein Ohr und ich musste lachen. ,,Du bist echt unmöglich, Kiyan.''
,,Ich weiß'', erwiderte er. ,,Wir bleiben in Kontakt.'' Er drückte mir einen Zettel in die Hand. ,,Das ist meine Nummer. Halt mich auf dem Laufenden.''
,,Wann hast du den denn geschrieben?'', wollte ich verwirrt wissen.
,,Ich habe viele verborgene Talente.'', raunte er und brachte mich damit wieder zum Grinsen. ,,Pass auf dich auf. Jäger hört sich nicht gerade nach einem ungefährlichen Job an.''
,,Sagst du und befindest dich mitten unter Werwölfen.'', gab Kiyan zurück und löste sich langsam von mir. Spielerisch hob er einen Finger. ,,Und lass dich bloß nicht so schnell schwängern. Ich will dich bei meinem nächsten Besuch nicht in mitten einer Horde Welpen vorfinden.''
Ich biss mir auf die Lippe. ,,Ich habe dich lieb, Kiyan.''
,,Ich dich auch, Lyn.'' Er öffnete die Tür. ,,Wir sehen uns bald wieder. Ach ja - und solltest du Hilfe bei der Erziehung deines Alphas brauchen, ich kenne da eine gute Hundeschule. Sag Bescheid, wenn du die Adresse willst.''
Damit fiel die Tür hinter ihm zu. Ich öffnete sie jedoch gleich wieder ein wenig, um zu beobachten, wie Kiyan durch den Schnee auf den Wald zuging, sich am Rand nochmal zu mir umdrehte, sich spöttisch verbeugte und dann in den Schatten der Bäume verschwand.
,,Auf Wiedersehen, Kiyan.'', flüsterte ich.

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