,,Du betrittst ganz sicher nicht mein Schlafzimmer, Jäger! Du kannst schon froh sein, dass ich dich überhaupt ins Haus gelassen hab!''
,,Oh, keine Sorge, deine Hundehütte interessiert mich gar nicht.''
,,Hundehütte? Was erlaubst du dir eigentlich?!''
,,Knurr hier nicht so rum, sonst weckst du sie noch auf, du unterbelichteter Riesenköter.''
,,Sag das nochmal, und du siehst die Zähne des Riesenköters mal aus nächster Nähe! Nämlich dann, wenn sie dir den Kopf abreißen!''
,,Ich glaube, du hast vergessen, dass du mir, egal was ich sage, nichts tun darfst. Sonst bist du nämlich matelos.''
,,Lass sie los, ich lege sie hin.''
,,Lass du sie doch los, ich lege sie hin.''
,,Niemals.''
Ich wurde nach einem hin und her ziehen, auf etwas weichem, vermutlich Levans Bett, abgelegt.
,,Was machst du eigentlich noch hier? Verschwinde.''
,,Und dich mit ihr alleine lassen? - Vergiss es. Wer weiß, was du mit ihr anstellst, während sie schläft.''
,,Sie ist meine Mate!''
,,Soll mich das jetzt überzeugen? Lyn ist unmarkiert, nicht das du gleich mal kurz zubeißt, wenn sie nichts dagegen sagen kann.''
,,Das würde ich nie tun!''
,,Sag das jemanden, der's dir glaubt und brüll hier nicht so rum!''
,,Ich brülle nicht, ich knurre! Wer ist hier unterbelichtet?''
,,Du, weil die Lautstärke dieselbe bleibt!''
,,Was? Das-‚''
,,Ah, wir wollen sie doch nicht aufwecken. Also sei ein braves Hündchen und halt dein übergroßes Maul.''
,,Zu spät, ich bin schon wach.'', meldete ich mich zu Wort und ließ das Gezeter und die Drohgebärden der beiden damit verstummen. ,,Ist ja auch unmöglich, es nicht zu sein, bei dieser Lautstärke...'', fügte ich murmelnd hinzu und rieb mir genervt die Augen, während ich mich aufsetzte.
Als ich meinen Blick auf die beiden Streithähne richtete, konnte ich mir bei den zerknirschten Gesichtern ein leises Schmunzeln nicht verkneifen. Da konnte ich nicht länger böse sein. Immerhin hatten sie sich gegenseitig am Leben gelassen.
,,Man könnte meinen ihr seit zwei Giftnattern im Ring.'', zog ich sie auf und musste bei der Vorstellung kichern. Bei den Gesichtern der beiden noch mehr. ,,Ich denke, ich bevorzuge doch den Hund, bevor ich mit ner Schlange verglichen werde.'', murmelte Levan, was Kiyan gleich wieder den nächsten Anstoß gab. ,,Siehst du es also doch endlich ein.'' Ich verdrehte die Augen, während Lev ihn schon wieder anknurrte. ,,Ich zeig dir gleich-‚'' ,,Levan'', sagte ich mahnend und seine Augen fielen unverständlich auf mich. ,,Aber er-‚''
,,Wie alt seit ihr? Ich dachte eigentlich, ihr seit aus dem Kindergartenalter draußen und könnt euch wie Erwachsene benehmen.'' Ich hob eine Augenbraue, während Levan etwas unverständliches vor sich hin knurrte und Kiyan ihn provozierend angrinste.
Ich ließ mich mit einem Stöhnen zurück ins Bett fallen. ,,Mir geht es übrigens gut, danke der Nachfrage.''
Sofort hingen beide wieder mit besorgten Gesichtern über mir und ich musste grinsen. ,,Geht es dir wieder gut?'', fragten sie gleichzeitig, woraufhin wieder giftige Blick getauscht wurden. Och, kommt schon.
,,Und ich dachte, es hätte was gebracht.'' Ich zog eine enttäuschte Schnute.
,,Was meinst du?'' Kiyan verengte die Augen.
,,Äh..nichts?'', meinte ich schnell und betont unschuldig. Aber Kiyan kannte mich zu gut. ,,Du hast deine Beine sehr wohl noch gespürt, nicht wahr?''
,,Eventuell?'' Ich probierte mich an einem süßen Lächeln. ,,Aber mir war wirklich kalt.''
,,Und die Ohnmacht hast du dann auch nur vorgespielt?'', kam es fassungslos von Levan.
Ich biss mir auf die Unterlippe. ,,Nicht so ganz, nein. Ich bin wirklich eingeschlafen.''
Kiyan lachte leise. ,,Vielleicht hast du dich doch nicht so sehr verändert.''
,,Das gleiche könnte ich auch zu dir sagen.'', erwiderte ich und lächelte ihn an. Er war doch irgendwo immer roch derselbe.
Er zuckte daraufhin nur mit den Schultern, während Levan meinen Kopf wieder zu sich drehte und mich unzufrieden betrachtete. ,,Wer ist das eigentlich? Ich habe echt viel neues über dich und deine Vergangenheit erfahren, aber es ist trotzdem nicht genau daraus hervorgegangen, wer genau, er jetzt eigentlich für dich ist. Und wenn er nicht mit dir verwandt ist, sehe ich schwarz. Oder sollte ich eher sagen, rot?''
Obwohl seine Worte eigentlich nicht zum Lachen waren, musste ich über das Wortspiel kichern. Deswegen kam mir Kiyan auch dummerweise mit einer Antwort zu vor. ,,Ich fürchte, ich muss dir sagen, dass wir nicht verwandt sind. Aber ich bin trotzdem immer noch nun der der wichtigste Mensch in ihrem Leben, nicht wahr, Lyn?'', provozierte er ihn absichtlich mit seiner Wortwahl.
Levan knurrte, seine Augen verfärbten sich wieder. Mein Kopf fiel für einen Moment seufzend nach vorne, während ich meine Hand auf seinen Arm legte, um ihn zu beruhigen und davon abzuhalten, Kiyan an seine Kehle zu gehen.
,,Kiyan'', fauchte ich ihn an. ,,Willst du sterben?''
Kiyan verschränkte gelassen die Arme und lehne sich gegen den Bettpfosten. ,,Nein, eigentlich nicht. Sieh es als...Erziehungsmaßnahme.'' Er grinste Levan dreist ins Gesicht. ,,Man muss seinen Hund auch bei Provokation unter Kontrolle und fest an der Leine halten können.''
Mir klappte bei dieser Frechheit glatt der Kiefer runter und für eine Millisekunde war ich wirklich versucht, den fuchsteufelswilden Alpha auf ihn loszulassen, bevor ich mich schnell nun komplett auf Levan warf und mich an ihn hing. Dieser war schon dabei gewesen, sich auf Kiyan zu stürzen, musste nun aber gezwungenermaßen innehalten, wenn er mich nicht verletzen wollte. Seine blauen Glühaugen waren aber noch auf Kiyan fixiert und seine Krallen ausgefahren, genauso wie seine Zähne, während seine Brust sich schnell hob und senkte. Er stand kurz vor einer Verwandlung.
Ich warf Kiyan einen wütenden Blick über die Schulter zu, der immer noch die Ruhe weg hatte, bevor ich sanft Levans Gesicht mit meinen Händen umgriff und zu mir drehte.
,,Levan - Lev'', flüsterte ich und strich hauchzart über seine Wangen. Seine Augen fielen langsam auf mich, während er schwer keuchte.
,,So ist gut, schau mich an.'', redete ich auf ihn ein und streichelte ihn weiter, während ich Augenkontakt hielt. Langsam bildeten sich seine Zähne und Krallen zurück und nach ein paar weiteren Sekunden erlosch auch das Glühen und seine Augen nahmen wieder ihre normale Farbe an, seine Arme schlossen sich fest um mich. Ich atmete erleichtert auf.
Das hatte echt nicht sein müssen. Aber Kiyan hatte schon immer ein Talent dafür gehabt, andere Leute bis aufs Blut zu reizen. Seya war meist dann derjenige gewesen, der ihn zurückhielt oder hatte schlichten müssen, damit es nicht eskalierte.
,,Musste das sein, Kiyan?'', meckerte ich ihn an und wollte mich zu ihm umdrehen, aber Levan hielt mich fest.
,,Was denn?'', tat er auf unwissend und ich schnaubte. ,,Du bist echt unmöglich. Aber das warst du schon immer.''
,,Und du liebst mich trotzdem.'', ließ er schulterzuckend verlauten, was Levan wieder knurren ließ.
,,Dem sollte man mal einen Maulkorb anlegen oder ihm die Schnauze zubinden. Sein Geknurre ist ja mal nervtötend. Ich weiß doch, warum ich die Viecher abknalle.'' Seine Kaltschnäuzigkeit ließ mich schwer aufschnaufen, während Levs Knurren noch eine Oktave tiefer und gleichzeitig lauter wurde. Okay, in dem Punkt hatte Recht. Es nervte wirklich.
Ohne darüber nachzudenken schlug ich instinktiv mit der Hand gegen seinen Mund. Abrupt verstummte das Knurren, während ich entsetzt meine Hand an seinem Mund anstarrte und Lev mich mit dem gleichen Ausdruck bedachte.
Aus Kiyans Richtung erklang hämisches Gekicher, was ich jedoch gekonnt zu ignorieren wusste.
,,Oh Gott, Lev'' Schnell zog ich meine Hand zurück. ,,Es tut mir leid. Ich...''
Levan blinzelte fassungslos, dann verzogen sich seine Lippen doch tatsächlich zu einem Lächeln. ,,Gleiches Recht für alle. Du hast mir den Mund verboten, jetzt darf ich dasselbe bei dir tun.'' Ich zuckte zurück, doch da lagen seine Lippen schon auf meinen, während seine Arme mich wieder dichter zu ihm zogen.
Levan küsste mich.
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Alaska Legends - Alpha Levan
Teen FictionIn der malerischen Kleinstadt Valdez soll Jallyne eigentlich ein ruhiger Neuanfang erwarten, fernab von den Problemen, die sie in ihrer Heimatstadt Louisville zurückgelassen hat. Doch schon an ihrem ersten Tag wird klar, dass Jallyne's neues Leben...