Nico pov.
Meine Augenlider waren schwer, und ich fühlte mich, als ob ich schweben würde. Alles schien so leicht. Mit großer Mühe öffnete ich meine Augen und blickte auf eine weiße Decke. Die Sonne schien, und es war angenehm warm. Ich setzte mich auf und bemerkte ein leichtes Ziepen in meinem Unterleib. „Was ist das?", fragte ich mich. Ich ließ meinen Blick durch das Zimmer schweifen und entdeckte Angelo, der mit dem Laptop auf dem Schoß auf dem Sofa saß. Siedend heiß fiel mir alles wieder ein. Angelo war nach Hause gekommen und war wütend, sehr wütend. Er hatte mich bestraft. Wofür, wusste ich nicht. Aber es war grauenhaft. Ich erinnerte mich an Höllenqualen. War das die Strafe für meinen Fluchtversuch gewesen, die er mir angedroht und erst gestern vollzogen hatte? Aber war es überhaupt gestern gewesen? Ich glaubte mich zu erinnern, dass gestern der 22. Januar gewesen war. Zumindest hatte das die Standuhr gesagt. Heute zeigte sie jedoch den 24. an. Seltsam. Auch komisch war, dass ich so gut wie keine Schmerzen hatte. Hatte ich meine Bestrafung etwa nur geträumt?
Offenbar war ich angezogen worden. Ich trug ein T-Shirt und eine Jogginghose. Als ich darunter sah, entdeckte ich blaue Flecken und es war mir klar, dass ich es nicht geträumt haben konnte. Ängstlich kauerte ich mich zusammen und hoffte, dass Angelo nicht bemerkt hatte, dass ich erwacht war. Wie immer hatte ich kein Glück. Er erhob sich und kam auf mich zu. „Wie geht es dir, Nico? Hast du Schmerzen?", fragte er mich. Allerdings gab ich ihm keine Antwort. „Hör zu, es tut mir leid, was ich getan habe. Ich weiß, das ist unverzeihlich." Ich war verwirrt. Wieso sollte er sich entschuldigen? Ich gehörte doch ihm. Er hatte jedes Recht, mit mir zu tun, was immer er wollte. Er streckte die Hand nach mir aus, aber ich zuckte ängstlich zurück, weshalb er seine Hand wieder sinken ließ. Es klopfte, und Angelo ließ eines der Dienstmädchen rein, das einen Servierwagen vor sich her schob. „Ich habe mir Mittagessen kommen lassen. Möchtest du auch etwas?", fragte er mich. Ich hatte schon etwas Hunger, okay, sehr viel Hunger, aber ich wollte gerade nicht mit ihm reden. Mein Bauch war jedoch anderer Meinung und knurrte lautstark. Das war auch kein Wunder, bei dem herrlichen Duft, der sich im ganzen Zimmer ausbreitete. „Du musst nicht mit mir reden, okay? Ich weiß, dass du Hunger hast. Setz dich einfach an den Tisch und nimm dir so viel du willst." Da Angelo es mir angeboten hatte und ich wirklich großen Hunger verspürte, setzte ich mich zögerlich an den Tisch, während Angelo am anderen Ende Platz nahm. Er hob eine Platte auf den Tisch und nahm die Speiseglocke ab. Dampf stieg auf, und mir lief das Wasser im Mund zusammen. Dort auf dem Tisch stand ein phänomenal duftender Gratin. Angelo nahm sich die beiliegende Schöpfkelle und gab erst mir und anschließend sich selbst eine große Portion auf den Teller.
Es dauerte nur kurz, bis mein Teller leer war. Gleich darauf bekam ich Nachschub. Ich hatte es vermisst, richtig zu essen. Bei ihm hatte ich bisher immer nur irgendwelchen Brei oder Ähnliches aus Schüsseln bekommen, und als ich noch frei war, hatte ich mir mein Essen nur schwer leisten können. Ich aß das, was gerade am günstigsten war, oder stahl das, was unbewacht in einer Ecke herumstand. Es passierte höchst selten, dass ich eine warme Mahlzeit bekam. Das war der Fall, seit ich sechs Jahre alt war. Davor lebte ich in einem schönen kleinen Haus an einem Kanal mit meinen Eltern. Meine Mutter kochte jeden Tag wunderbares Essen, aber dieses Glück hielt nicht lange an. Eines Tages, als ich mit meinem Vater einkaufen war, brach ein Feuer aus und unser Haus brannte mitsamt meiner Mutter nieder. Von da an war mein Vater nicht mehr derselbe. Er begann zu trinken, und wir landeten nach kurzer Zeit auf der Straße. Ab diesem Moment dauerte es kein Jahr mehr, bis ich meinen Vater ebenfalls verlor. Er war betrunken in einen der Kanäle gefallen und hatte sich nicht mehr retten können. Danach musste ich selbst für mich sorgen. Zunächst hatte ich gute Karten. Als kleines Kind musste man nur einen Touristen ansprechen und sein Leid klagen, da dauerte es keine Sekunde, und man wurde in Restaurants und Bäckereien eingeladen oder bekam genügend Geld, um sich etwas zu essen zu kaufen. Damals lebte ich mit anderen Straßenkindern in einem verlassenen Haus und hatte kein schlechtes Leben. Je älter ich wurde, desto schwieriger wurde das Betteln. Die Leute jagten einen eher fort, als dass sie etwas gaben. Folglich war ich wie die anderen Straßenkinder auf den Berufszweig der Taschendiebe umgestiegen. Als ich gerade zehn wurde, kam wieder ein harter Schicksalsschlag. Die Polizei hatte unser Versteck gefunden und uns alle in Kinderheime verteilt. Dort gefiel es mir aber nicht. Die Betreuer schlugen uns, und so beschloss ich, lieber auf der Straße weiterzuleben. Durch einen Glücksfall hatte ich ein Zimmer gefunden, das ich bewohnte, bis ich von den Quattro zur Mafia geschleppt wurde. Ich fragte mich, was mittlerweile mit meinen Sachen passiert war, da ich die Miete nicht mehr bezahlen konnte.
Ich schweifte immer weiter ab, bis Angelo mir anbot, ihm zu folgen. Zusammen verließen wir das Zimmer und gingen in den Salon, in dem er mich empfangen hatte, als ich meinen Fluchtversuch unternahm. Angelo setzte sich auf eine üppige Couch und bediente eine Fernbedienung. Ein Beamer stellte sich an und beleuchtete die gegenüberliegende Wand. Angelo gab mir die Fernbedienung und meinte, ich sollte etwas fernsehen. Er hätte noch ein wichtiges Meeting. Anschließend nahm er eine filigrane Kette hervor und befestigte sie wieder an meinem Knöchel sowie einem Tischbein. Danach verließ er den Salon. Etwas perplex schaute ich ihm nach. Wieso war er plötzlich wieder so nett zu mir, nachdem er mir etwas derartiges angetan hatte?
Ausnahmsweise machte ich mir aber keine Gedanken mehr darüber und entschloss mich, etwas fernzusehen. Ich zappte durch einige Kanäle, bis ich bei einem interessant wirkenden Film ankam. Nach einer guten Viertelstunde kam Anny in den Salon und brachte mir eine Decke sowie warmen Kakao. Vermutlich hatte Angelo das angeordnet. Nachdem ich mit dem Kakao fertig war, bemerkte ich, dass das leichte Ziepen in meinem Hinterteil nachgelassen hatte. Vermutlich hatte Angelo dafür gesorgt, dass Anny Schmerzmittel in mein Getränk mischte, aber ich hatte nichts dagegen
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Gestohlenes Herz: In den Fängen der Mafia
RomanceNico lebt schon fast sein ganzes Leben auf der Strasse und verdient durch Taschendiebstahl seinen Lebensunterhalt. Irgendwann bestiehlt er jedoch den Falschen und landet in den Händen der Mafia. Achtung, in dieser Geschichte kommen sowohl Gewalt, Se...