Kapitel 39

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Angelo pov.

Als ich am nächsten Morgen die Augen aufschlug, kitzelten mich schon die Sonnenstrahlen in der Nase, und ich hörte die Wellen am Strand rauschen. Ich spürte ein Gewicht auf meiner Brust und hob meinen Kopf leicht, um in Nicos schlafendes Gesicht zu sehen. Er hatte sich in der Nacht an mich gekuschelt und seinen Kopf auf meine Brust gelegt. Nun träumte er; ich konnte sehen, wie seine Augenlider leicht zuckten, und er murmelte leise im Schlaf. Sanft strich ich ihm durch seine seidigen Haare und merkte, wie er seinen Kopf leicht gegen meine Hand drückte. Er war wirklich goldig. Vorsichtig löste ich mich von ihm und legte seinen Kopf auf das Kissen. Kaum hatte ich das getan, tastete er im Schlaf nach mir. Ich nahm ein weiteres Kissen und legte es zu ihm. Sofort kuschelte er sich daran und atmete tief aus, bevor er wieder in den unendlichen Weiten seiner Träume versank.

Ich streckte mich, bis mein Rücken knackte, und zog mir dann etwas Frisches an. Es war herrlich, einfach mal keine Verpflichtungen zu haben! Ich schloss unsere Zimmertür und betrat die kleine Küche des Hauses. Dort wurde ich sofort überschwänglich von den zwei Hausmädchen begrüßt. Sie waren sehr freundlich, nur leider konnte ich sie nicht verstehen. Sie sprachen Seychellenkreol, das ich leider nicht beherrschte. Das war auch der Grund, warum Anny mitgekommen war. Ihre Mutter stammte von den Seychellen, und so sprach sie ein paar Brocken Seychellenkreol. Wo Anny jedoch steckte, konnte ich nicht sagen. Entdecken konnte ich sie nämlich nicht. Die beiden jungen Damen gaben mir zu verstehen, dass ich ihnen folgen sollte und brachten mich nach draußen auf die Terrasse. Dort stand ein bereits reich gedeckter Tisch, auf dem sich die verschiedensten Speisen türmten. Ich setzte mich, ließ mir ein Glas Orangensaft einschenken und begann dann mit einem Blick aufs Meer, eine Passionsfrucht auszulöffeln. Nach einiger Zeit, als ich schon beinahe fertig mit dem Frühstück war, tauchte Nico auf. Noch ganz verschlafen rieb er sich die Augen und murmelte leise eine Begrüßung, bevor er sich gähnend zu mir setzte.

Nach dem Frühstück beschlossen wir, den Strand zu erkunden. Barfuß gingen wir dorthin, wo die Wellen den Sand berührten, und liefen den Strand entlang, während uns immer wieder kleine Wellen um die Knöchel spülten. Immer wieder blieb Nico stehen und bückte sich nach einer Muschel oder Koralle, die er mir stolz präsentierte. Als er gerade eine besonders schöne Muschel gefunden hatte, jauchzte er und hob sie auf. Strahlend streckte er sie mir entgegen und fragte mich, ob ich jemals so eine große Muschel gesehen habe, als sich plötzlich aus dem Gehäuse ein Krebs hervorschob. Erschrocken quietschte Nico auf und ließ die Muschel fallen, die mit einem sanften Plopp ins Wasser fiel. Sofort brach ich in Lachen aus. Es war auch wirklich zu süß, zu sehen, wie Nico sich vor einem nur wenige Zentimeter großen Krebs gefürchtet hatte. Lachend legte ich einen Arm um Nico, der mich spielerisch boxte und sich dann von mir entfernte. „Warte doch, Nico!", rief ich ihm nach. „Fang mich doch!", rief Nico mir lachend zurück.

Das ließ ich mir natürlich nicht entgehen. Wir beide rannten den Strand entlang, und das Wasser spritzte nur so an unseren Beinen hoch, wenn eine Welle über den Strand leckte. Vergnügt hörte ich ihn lachen, während er im Zickzack zwischen den großen Steinen herumrannte. Ich ließ ihn etwas Vorsprung gewinnen, bis ich beschleunigte und Nico dann plötzlich von hinten um die Hüfte packte und hochhob. Kichernd strampelte Nico, als ich ihn zum Meer trug und dann plötzlich ins kühle Nass warf. Mit einem lauten Platsch landete er im Wasser und tauchte kichernd wieder auf. Sofort war ich bei ihm und zog ihn zu mir. Sanft gab ich ihm einen Kuss und strubbelte durch seine mittlerweile nassen Haare. Nico schmiegte sich an mich und schien es zu genießen, mit mir im Meer zu sein. Ich spürte seine Hand, die sanft meinen Körper hinabfuhr, während er sich immer wieder einen kleinen Kuss stahl. Auch ich ließ meine Hände vorsichtig wandern, als er plötzlich auf etwas zeigte und mich fragte: „Schau mal, Angelo, siehst du das? Was ist das?" Nico löste sich und ging wieder zum Strand, wo er etwas aufhob.

Stolz hob er eine etwa kopfgroße, grüne, unförmige Kugel hoch, die etwas weiter oben am Strand lag. Ich folgte ihm. „Das ist eine Kokosnuss, Nico. Hast du noch nie eine gesehen?", fragte ich verwundert. „Das ist doch keine Kokosnuss! Die sind doch viel kleiner, braun und haarig!", lachte Nico. „Was wetten wir?", fragte ich sogleich keck meinen Liebsten. „Was hättest du denn gerne?", Nico liess sich sofort auf die kleine Neckerei ein und mit einem Grinsen antwortete ich ihm: „Lass dich heute Abend von mir verwöhnen.", nun war es Nico der grinste und ein: „Dann ist es ja gar keine Strafe mehr zu verlieren!", kicherte. Trotzdem ging er auf den Deal ein und gab mir das ominöse grüne Ding. Ich klemmte es mir wie einen Fußball unter den Arm und wir beschlossen, zurückzugehen.

Wieder beim Haus, verschwand ich im Schuppen und kam bald darauf mit einer Machete zurück. Ich klemmte die Kokosnuss zwischen zwei Steinen ein und zerteilte sie mit einem beherzten Schlag. Danach nahm ich mir die Kokosnuss und gab sie an Nico. „Schau mal, sieht das nicht aus wie eine Kokosnuss?", fragte ich ihn. Wiederwillig gab er mir recht und roch an der Kokosnuss. „Kann man die wirklich essen? Sie riecht ja nicht gerade gut!", meinte er ein wenig angewidert. „Nein, die kann man nicht mehr essen. Sie wurde an den Strand gespült; wer weiß, wie lange sie dort schon lag! Die ist nicht mehr zu gebrauchen. Ich frage aber Anny, ob sie uns Frische bringen kann, die schmecken dir bestimmt!" Wie gesagt, gingen wir ins Haus und trugen Anny auf, Kokosnüsse zu organisieren. Sofort rief diese einer der beiden Hausmädchen zu und fragte, ob wir sonst noch einen Wunsch hätten. Tatsächlich hatte ich einen. Etwas weiter draußen im Meer lag eine kleinere Insel mit einem unglaublichen Riff in der Nähe. Es wäre wunderschön, dort mit Nico schnorcheln zu gehen. Ich trug Anny also auf, ein Picknick zu organisieren und alles in ein kleines Motorboot zu laden, das an einem Schwimmsteg in der Nähe des Hauses festgemacht war. Unterdessen beschloss ich, dass es doch sinnvoll wäre, uns einzucremen. Auf Nicos Schultern breitete sich nämlich schon langsam ein rötlicher Schimmer aus.

Hilfsbereit, wie ich war, half ich Nico selbstverständlich beim Eincremen und genoss es, seine sanfte Haut unter meinen Händen zu spüren. Auch ihm schien es nicht unangenehm zu sein, und so verbrachten wir viel mehr Zeit mit dem Eincremen, als vorgesehen war.

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Gestohlenes Herz: In den Fängen der MafiaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt