Nico pov.
Als die ersten Strahlen der Morgensonne das Bett erreichten, wachte Angelo gerade auf. Langsam öffnete er seine Augen, setzte sich auf und gähnte ausgiebig. Offensichtlich hatte er gut geschlafen – im Gegensatz zu mir. Ich hatte kein Auge zudrücken können. Meine Angst, dass er sich wieder auf mich stürzen und mich zu Dingen zwingen könnte, die mir Albträume bereiteten, war viel zu groß. Die Illusion, dass ich mich hätte wehren können, solange ich wach war, hielt mich die ganze Nacht vom Schlafen ab. Diese Illusion und sein Arm, der um meine Hüfte geschlungen war und mich daran erinnerte, was später noch folgen würde, ließen mich nicht zur Ruhe kommen.
Als Angelo bemerkte, dass ich ebenfalls wach war, befahl er mir, ins angrenzende Badezimmer zu gehen und dort zu duschen. Mit den Worten: „Ich kann schließlich mein Eigentum nicht verdreckt wie einen Straßenköter im ganzen Haus herumlaufen lassen", ließ er keinen Zweifel daran, wie er mich sah. Genau das war ich für ihn: Ein Haustier, nicht ein Mensch mit freiem Willen und dem Wunsch nach Freiheit, sondern sein persönlicher Besitz.
Ich schwang meine Beine über die Bettkante und trat mit einem Fuß auf den Teppich, als ich ein schmerzhaftes Ziehen an meinem Hintern verspürte. Zwar war es nicht mehr so stechend wie gestern, sondern nur noch ein dumpfes Pochen, aber das Ziehen erinnerte mich sehr gut an die Strafe, die ich gestern erlitten hatte, und ließ mich nicht wagen, Angelo zu widersprechen. Mit den Händen vor meiner Schamgegend ging ich mit kleinen Schritten ins Badezimmer und schloss sofort die Tür hinter mir. Auch wenn man sie weder abschließen noch verrammeln konnte, hatte ich so wenigstens das Gefühl, ein kleines bisschen Schutz vor dem Monster auf der anderen Seite zu haben.
Noch nie hatte ich ein so luxuriöses Badezimmer gesehen. Bei den meisten Dingen, die es hier gab, wusste ich nicht einmal, wofür sie gedacht waren. Ich verschwendete jedoch keine Gedanken damit, herauszufinden, wofür man diese Dinge gebrauchen könnte, sondern trat in die Duschkabine. Eine derartige Dusche hatte ich noch nie gesehen. Nirgendwo war ein Rohr aus der Wand zu sehen, aus dem Wasser fließen konnte, und es gab auch keinen Wasserhahn. Ebenso wenig konnte ich einen Abfluss erkennen. Ich suchte überall nach einer Möglichkeit, die Dusche anzustellen, doch es gab weder Schalter noch Knopf. „Was dauert so lange?", hörte ich Angelo aus dem Schlafzimmer rufen. Er klang ungeduldig. Ich gab keine Antwort und versuchte weiterhin, die Dusche einzuschalten, als Angelo plötzlich mitten im Badezimmer stand. Peinlich berührt versuchte ich, ihm nicht in die Augen zu sehen, und öffnete den Mund, um ihm mein Problem zu schildern, als ich sah, wie er seine Hand hob. Bereit, mir eine weitere Ohrfeige zu verpassen, was ich jedoch gern vermeiden wollte, schloss ich meinen Mund sofort wieder. Der Schlag blieb aus.
„Was ist dein Problem?", fragte er mich, und als ich es ihm erzählte, schlich sich ein gemeines Grinsen auf seine Lippen. „Dann wirst du wohl mit mir duschen müssen, nicht wahr, Topolino?" Ich wollte das nicht, hatte aber keine andere Wahl. Er zog sich aus und griff nach mir, um mich aus der Kabine zu ziehen. Dann berührte er eine glänzende Kachel an der Duschwand, woraufhin diese aufleuchtete wie der Bildschirm eines Handys. Ich hatte nie eines gehabt, daher war es auch kein Wunder, dass ich nicht verstand, um was es sich bei der schwarzen Platte handelte. Angelo bediente die Kachel, und plötzlich senkte sich der Boden in der Duschkabine ein klein wenig ab. Jetzt war der Boden leicht schräg, und hinten an der Wand konnte ich einen langgezogenen Abfluss erkennen. Danach kamen plötzlich aus kleinen Löchern an der Duschdecke hunderte kleiner Wasserstrahlen, begleitet von einem sanften Licht. Ich war fasziniert und gleichzeitig von der größten Angst meines Lebens erfüllt. Angelo schob mich in die Dusche und in das lauwarme Wasser. Was würde er jetzt wohl mit mir machen?
Zitternd stand ich völlig unbeteiligt in der Ecke und versuchte, möglichst wenig Aufmerksamkeit auf mich zu ziehen, was zunächst auch gut klappte. Angelo duschte sich neben mir und beachtete mich nicht weiter. Irgendwann streckte er mir demonstrativ ein Duschgel entgegen und forderte mich auf, mich zu waschen. Als ich das tat, schien er zufrieden und näherte sich mir nicht weiter. So kam es, dass ich irgendwann einige kleine Blicke in seine Richtung warf und feststellte, dass er wirklich nicht schlecht aussah. Er hatte beeindruckende Muskeln und sah trotzdem sehr elegant aus. Seine leicht gebräunte Haut schimmerte im Wasserdunst, und mir war klar, dass er der Frauenschwarm schlechthin war. Warum er mich dann noch brauchte, war mir schleierhaft. Allerdings hatte ich auch gar nicht vor, lange zu bleiben. Bei der nächsten Gelegenheit würde ich verschwinden und garantiert nicht wiederkommen.
Ich schreckte aus meinen Fluchtplänen auf, als das Wasser plötzlich versiegte und Angelo mir ein Handtuch entgegenwarf. Nachdem ich trocken genug war, wurde ich wieder ins Schlafzimmer zitiert und dort zurück in den Käfig verfrachtet, in dem ich Angelo geschenkt worden war. Irrwitzigerweise hatte ich dagegen nichts einzuwenden, auch wenn das darauf basierte, dass Angelo mir drohte, mit mir zusammen das Frühstück zu holen. Da ich darauf verzichten konnte, nackt wie ein Baby durch das Haus zu gehen, kroch ich ohne Widerstand hinein. Es war mir schließlich schon genug peinlich, vor ihm nichts anzuhaben; da hatte ich erst recht keine Lust, vor allen anderen im Haus so herumzulaufen
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Ist schon lange her, aber besser spät als nie ;)
xxxMoon
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Gestohlenes Herz: In den Fängen der Mafia
Roman d'amourNico lebt schon fast sein ganzes Leben auf der Strasse und verdient durch Taschendiebstahl seinen Lebensunterhalt. Irgendwann bestiehlt er jedoch den Falschen und landet in den Händen der Mafia. Achtung, in dieser Geschichte kommen sowohl Gewalt, Se...