Kapitel 29

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Angelo pov. 

Nach gut zehn Minuten waren Luca und ich am Treffpunkt angekommen. Marco, Leo, Mateo und Francesco erwarteten uns bereits. Wobei das hier wohl eher nur auf die Capos und Leo zutraf. Francesco war noch immer in seiner eigenen Welt und unterhielt sich gerade lebhaft mit einer Topfpflanze. Marco hatte mittlerweile von irgendwo einen Verband aufgetrieben, der nun um Leos Fuß gewickelt war.

Wir saßen zusammen in einer kleinen Wohnung, die nicht allzu weit von Karanovs Apartment entfernt lag. Nur Minuten nachdem ich die Wohnungstür hinter mir geschlossen hatte, öffnete sich diese wieder, und eine junge Frau betrat die Wohnung. Es war Stella. Auch sie war ein Capo und ein echtes Hackergenie. Alles, was einen Chip hatte, konnte sie auch hacken. Anders als die meisten Capos der Mafia bevorzugte sie es allerdings, alleine zu arbeiten. Folglich hatte sie auch keine rechte Hand und war auch nicht sonderlich begeistert gewesen, in einem Team mitzuarbeiten. Sie misstraute den meisten Menschen, bis sie sie besser kannte. Aus diesem Grund verbannte sie auch Leo, Francesco und Mateo aus der Wohnung, bevor sie mit der Arbeit begann. Luca, Marco und mich kannte sie schon, seit sie ein kleines Kind war, weshalb es für sie kein Problem war, mit uns zusammenzuarbeiten.

Stella nahm aus ihrer Aktentasche einen Laptop hervor und begann wild zu tippen. Ich bewunderte sie. Von diesem Milieu hatte ich keine Ahnung, ich sah nur unendlich viele verschiedene Buchstaben und Zahlen, die über den Bildschirm huschten. „Hab ihn!", meinte Stella erfreut und öffnete ein Fenster, in dem man das Bild einer Überwachungskamera sehen konnte, und zeigte auf ein schwarzes Auto. „Er ist nicht mehr weit von Karanovs Wohnung entfernt. Vielleicht noch zehn Minuten. Ich verfolge ihn weiter mit den Verkehrskameras." Gebannt starrten wir auf den kleinen Bildschirm und beobachteten Damian, bis dieser vor Karanovs Haus hielt und darin verschwand. „Eigentlich schade, dass wir das Wichtigste nicht sehen können", meinte Marco schmunzelnd, „ich würde so gerne sein Gesicht sehen, wenn er merkt, dass nicht immer alles so läuft, wie er es sich vorgestellt hat." „Du kennst mich halt nicht gut genug, Marco. Ich habe mich auch gleich in die Kamera von Karanovs Computer gehackt. Also können wir sehr wohl was sehen", meinte Stella grinsend. Und tatsächlich! In dieser Sekunde tauchte ein Fenster auf, auf dem wir Karanov und Svenja schlafend sehen konnten. „So, noch der Ton, und jetzt haben wir den besten Überblick", grinste Stella.

Man konnte Karanov leise schnarchen hören, als plötzlich ein Schmerzensschrei die friedliche Stimmung zerstörte. Es tönte verdächtig nach Damians Stimme. Vermutlich war er, wie auch schon Leo zuvor, auf eine der präparierten Platten getreten und hatte so Bekanntschaft mit den Metalldornen gemacht. Mein Verdacht bestätigte sich nur Sekunden später, als wir Damian ins Zimmer hinken sahen. Der Schrei hatte Karanov und Svenja geweckt, weshalb Karanov aufrecht im Bett saß und Svenja ihre Lage realisierte. Sofort versuchte sie, sich aus den Fesseln zu lösen, war aber nicht erfolgreich. Als Damian Svenja erblickte, stieß er einen Wutschrei aus und ging auf Karanov los, der gar nicht wusste, wie ihm geschah. Damian packte ihn an den Haaren und schleuderte ihn zu Boden. „Du elender Lustmolch! Wie kannst du es wagen, dich an meiner kleinen Schwester zu vergreifen! Na warte, dafür wirst du bezahlen!" Karanov versuchte zunächst, ihn zu beruhigen und zu erklären, dass er nichts mit alledem zu tun hatte, aber Damian ließ sich nicht von seinem Vorhaben abbringen. „Als ob du damit nichts zu tun hast! Meine Schwester taucht nicht auf, ich mache mich auf die Suche nach ihr und finde sie hier. Hier in deinem Haus! An dein Bett gefesselt! Und zu allem Überfluss seid ihr auch noch nackt. Aber du hast natürlich nichts damit zu tun! Das soll ich dir glauben? Was hast du, perverser Schweinehund, mit ihr gemacht?" „Ich habe sie nicht angefasst, ich schwöre es d-", Damian ließ Karanov aber nicht aussprechen, sondern versenkte seine geballte Faust in dessen Magen.

Fuchsteufelswild schlug Damian auf Karanov ein, der sich das aber nicht gefallen ließ und zurückschlug. Die beiden prügelten sich, wobei einiges zu Bruch ging. Zunächst der Spiegel an der Wand, dann einige Bilder. Währenddessen achteten die beiden nicht auf Svenja, die sich noch immer zu befreien versuchte. Man sah, dass ihre Handgelenke langsam bluteten und sie immer mehr in Panik geriet. Sie schrie die beiden an, endlich aufzuhören, aber sie ignorierten sie. Karanov und Damian prügelten sich weiter, und wir fragten uns schon, wer wohl am Ende unterliegen würde, als plötzlich unser Bild verschwand. Wir konnten die beiden nicht mehr sehen. Stella versuchte angestrengt, wieder an das Videomaterial zu kommen, hatte aber kein Glück. „Die beiden Hornochsen müssen bei ihrem Kampf wohl den Computer zerstört haben. Tut mir leid, da kann ich nichts machen. Dann müssen wir wohl wieder auf die Verkehrskameras zugreifen."

Gestohlenes Herz: In den Fängen der MafiaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt