März

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Mit zitternden Händen starre ich auf den aufgeklappten Laptop vor mir. Es ist schon wieder ein Artikel über Julian aufgetaucht. Wenn das hier so weiter geht, drehe ich noch komplett durch.

Um die Artikel der letzten Wochen mal knapp zusammen zu fassen:

Julian Brandt – Weiberheld und Herzensbrecher?

Springt Julian Brandt von einer zum Nächsten?

Wie ernst meint es Nationalspieler Brandt mit der hübschen Cara?

Die für mich bisher schlimmste Schlagzeile springt mir aber jetzt entgegen:

Hat Julian Brandt schon wieder eine Neue?

Zu sehen ist Julian, wie er zusammen mit einer brünetten Frau, zum Parkplatz auf dem BVB Gelände läuft. Ich kann mir denken, dass es die neue Physiotherapeutin ist, von der mir Julian erzählt hat. Aber diese ständigen Presseartikel, die ständigen Fotos,Valerie im Hintergrund und vor allem diese dauerhaften Angriffe der Fangirls auf Instagram, haben meine Nerven in den letzten Tagen und Wochen einfach nur angegriffen.

Es ist als würde jeder an uns zweifeln und sobald es nichts zu zweifeln gibt, dann wird etwas gesucht. So wie jetzt. Seitdem dieser Artikel vor ein paar Stunden aufgetaucht ist hat sich die Anzahl an Nachrichten, etc. auf meinen Social Media Kanälen nochmal verdoppelt. Da war es gut, dass ich heute im Home Office arbeiten kann. Meine Chefin hat mir in den letzten Wochen mehr als nur den Rücken gestärkt. Sie war eine Stütze, eine Freundin und hat mich als meine Vorgesetzte allen voran verteidigt und geschützt. Nicht jeder Mitarbeiter ist glücklich darüber, dass ich jetzt eine „Spielerfrau" geworden bin und ich durfte mir auch hier unfreiwillig ein dickes Fell zulegen.

Normalerweise kann ich wirklich gut damit umgehen und solange Julian und ich die Wahrheit kennen, ist mir der Rest eigentlich egal... aber in der letzten Zeit wird mein Nervenkostüm immer dünner. Vor Julian versuche ich es mir nicht allzu sehr anmerken zu lassen, wie sehr mich diese ständigen Anfeindungen mitnehmen, aber... ich denke er merkt auch, wie diese ganze Sache an mir nagt.

Und das Letzte was ich will ist, dass ich an uns oder Julian zweifle. Aber egal wo ich bin und egal wo ich hinschaue, ich werde immer wieder daran erinnert, was passiert ist. Es macht mich einfach komplett wahnsinnig. Ich will das nicht mehr.

Vollkommen fertig schlage ich die Hände vor meinem Gesicht zusammen und versuche ruhig zu atmen. Ich kann Julian vertrauen. Das kann ich. Wie ein Mantra spule ich die Worte immer wieder in meinem Kopf ab. Da es aber nicht aufhört, ziehe ich mir kurz darauf meine Sportklamotten an und gehe Laufen. Meine Basecap ziehe ich mir tief ins Gesicht. Ich will nicht schon wieder erkannt und dann fotografiert werden. Ich will meine Ruhe haben.

Erst letzte Woche bin ich von ein paar Fangirls am Phönixsee erkannt und aufs übelste beleidigt worden. Dabei wollte ich einfach nur in Ruhe eine Runde spazieren gehen... Das kann ich heute nicht auch noch ertragen. Also ziehe ich mir mein Halstuch über den Mund, die Kappe tief ins Gesicht und laufe kurz darauf einfach los.

Nach ein paar Kilometern und nachdem sich meine Gedanken wieder einigermaßen geordnet haben, will ich Musik anmachen, stelle aber dann fest, dass ich mein Handy zu Hause gelassen habe. Erst überlege ich, ob ich nochmal zurück laufe, aber Julian ist heute den ganzen Tag auf dem BVB Gelände und alle anderen können warten. Daher biege ich an der nächsten Ecke auf die lange Strecke ab und versuche mich zu entspannen.

Als ich über zwei Stunden später die letzten Meter zu meiner Wohnung gehe, um den Puls wieder in den Griff zu bekommen, ist der Irrsinn in meinem Kopf verschwunden. Ich frage mich, wie ich überhaupt daran denken konnte, dass Julian.... . Das ist doch alles Blödsinn und einfach nur zu viel für mich...

Ein ganzes Jahr - Kurzgeschichte zu Winter SongWo Geschichten leben. Entdecke jetzt