Dezember Teil 5

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Nachdem ich bestimmt eine Stunde lang auf meinem Bett gesessen und den Fußboden angestarrt habe, laufe ich im Zimmer auf und ab. Das Gespräch zwischen unserer Gastgeberin und Julian war für mich sehr emotional. Die alte Dame hat sofort begriffen was los war und meine Gefühlswelt schon wieder auf den Kopf gestellt.

Nachdem ich nicht mehr auf einer Stelle sitzen kann, laufe ich durchs Zimmer und lösche dann das Licht. Ich lehne mich an die Fensterbank und sehe in Richtung Himmel. Die Nordlichter leuchten in allen möglichen Farben am Himmel und ich wünsche mir wirklich, dass alles gut werden wird.

Da Julian immer noch nicht hier ist, gehe ich erst Mal duschen und entscheide mich, ihn danach suchen zu gehen. Ich will ihm einfach so viel Raum wie möglich geben.

Das warme Wasser sollte eigentlich meine verkrampften Muskeln entspannen, aber viel gebracht hat es nicht. Ich seufze leise, kämme meine Haare durch und sehe mich einen Augenblick im Spiegel an. So viel ist passiert in den letzten eineinhalb Jahren. Gutes wie schlechtes und ich hoffe einfach, dass das Gute am Ende überwiegen wird.

Als ich nur mit einem Handtuch und nassen Haaren zurück ins Zimmer komme, zucke ich vor Schreck zusammen, als ich Julian auf seinem Bett vorfinde. Damit habe ich wirklich nicht gerechnet. „Bin ich so furchtbar, dass du dich halb zu Tode erschreckst?", Julian schmunzelt leicht, aber dann wird sofort wieder ernst, als ihm klar wird, dass ich nur im Handtuch vor ihm stehe.

Sein Blick wandert an mich herunter und ich laufe knall rot an. „Ich sollte mir was anziehen", unsicher streiche mir meine Haare hinter die Ohren und will nach einem Stapel mit Kleidung greifen, den ich habe liegenlassen. Als Julian aber im nächsten Moment aufsteht und auf mich zukommt, erstarre ich regelrecht in meiner Bewegung. Mein Freund bleibt kurz vor mir stehen und sieht mir direkt in die Augen. Mein Herz schlägt mir bis zum Hals und meine Fingerspitzen kribbeln.

„Ich hätte dir glauben sollen, Cara. Von Anfang an. Ich... Du hast die Entscheidung getroffen, dass du mich willst und ich habe diese Entscheidung immer angezweifelt. Ich habe immer wieder nach Dingen gesucht, weswegen du mich verlassen könntest und wollte dich am Ende sogar auf Abstand halten was... totaler Blödsinn war, denn es war das schlimmste und schmerzhafteste, was ich jemals erlebt habe. Dabei... dabei wolltest du die ganze Zeit das Gleiche wie ich... Ich will dich, Kleines. Ich habe noch niemals so etwas gewollt wie dich. Es tut mir so unfassbar leid, dass ich so lange gebraucht habe, um es zu verstehen. Und ich... ich...", Julian fährt sich mit der Hand über das Gesicht und wird jetzt auch rot, „Ich... Ich kann nicht klar denken, wenn du so vor mir stehst!" Damit zieht er mich einfach an sich und küsst mich. Seine Finger krallen sich in meine Haare und innerhalb von wenigen Momenten, hat Julian mich an die Wand gedrückt. Allerdings stoppt er plötzlich und sieht mich liebevoll an: „Ich liebe dich Cara Wagner. Und es ist mir egal, ob du mich heiraten möchtest oder nicht, weil ich jetzt endlich verstanden habe, dass du mich genauso liebst wie ich dich! Gerade weil du nicht weißt ob du mich heiraten sollst... Denn du willst nicht, dass etwas kaputt geht und ich genauso wenig. Wir wollten die ganze Zeit das Gleiche erreichen, aber auf unterschiedlichen Wegen. Und ich... Ich liebe dich und ich vertraue dir, dass du das auch tust..."

Ich streiche mit meinen Fingern durch Julians Haare und genieße das Gefühl was sich dabei in mir ausbreitet. Es gibt nichts auf der Welt was ich mehr liebe als Julians Haut auf meiner. Und jetzt weiß ich, dass ich das für immer haben kann und der große Knoten in meinem Bauch löst sich auf. An seiner Stelle tritt ein unglaublich warmes Gefühl, das sich wie hunderte von Schmetterlingen in mir ausbreitet.

„Ich liebe dich", flüstere ich Julian leise gegen seine Lippen die kurz vor meinen schweben.

„Ich dich auch, Kleines. Verzeih mir, dass ich so lange gebraucht habe, aber mein Kopf... mein Kopf hat verhindert dass mein Herz... mein Herz das versteht was es vom ersten Moment an wusste. Das wir einfach ein WIR sind... und das auch immer sein werden. Egal ob mit Ring am Finger oder ohne."

Ein ganzes Jahr - Kurzgeschichte zu Winter SongWo Geschichten leben. Entdecke jetzt