Kapitel 25-Simon

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Auf dem Flur vor dem Büro war alles still.

Die Wachen standen rechts und links von uns, während ich gefesselt auf einer erstaunlich weichen Couch saß, unterhielten sich mir gegenüber an die Wand gelehnt Herr Wright und der Kommandant leise, sie wirkten entspannt und zuversichtlich.

Der Präsident und seine Berater hatten uns rausgeschickt, sie wollten besprechen, was nun getan werden musste.

Der Kommandant hatte sie schließlich vor die Wahl gestellt. Entweder sie kämpften und verloren, oder sie gaben gleich auf.
Aber ich denke jedem hier war klar, dass sie alle sterben würden.

Auch mir war das klar, ich saß bloß hier und wartete auf meinen Tod.

Ich hörte ein Paar Gesprächsfetzen von dem, was Herr Wright mit seinem Vater besprach.

»...Mauer in der Mitte wieder aufbauen...Bevölkerung auf ganz Europa verteilen...«

Ich runzelte die Stirn, in mir kam wieder der kleine Junge durch, der jeden nach dem Warum fragte.
»Ist das nicht etwas sinnlos?« fragte ich daher.

Die beiden wanden ihren Kopf zu mir und sahen mich fragend an.

»Was sagst du?« fragte der Kommandant, der weiterhin freundlich zu mir war; aus welchem Grund auch immer.

»Sie haben die Mauer doch erst zerstört...und der Sinn ist es doch West zu entmachten...West wurde durch diese Mauer begrenzt, wenn man sie wieder aufbaut dann gibt es doch wieder ein Terretorium, gegen das man sich behaupten muss.« erklärte ich meinen Gedanken, aber die beiden Herren vor mir ließ das kalt.

»Nicht wenn alle Westler tot sind und die Ostler in West leben können.« sagte Herr Wright zuversichtlich.
Er sprach den Tod so vieler Menschen mit erschreckender Leichtigkeit aus.

»Aber sie können nicht alle erwischen! Es werden welche übrig bleiben. Sie werden fliehen oder rebellieren! Das Spiel wird sich ewig wiederholen!« sagte ich mit Nachdruck, um die Sinnlosigkeit ihrer Idee zu verdeutlichen, aber sie schienen nur die Rache im Sinn zu haben.

»Nein, jeder mit dem Symbol der Westler ist dem Tode geweiht. Nur die Sklaven werden wieder in den Stand eines Ostlers erhoben.«
Der Kommandant sah mich eindringlich an.
»Wenn sie denn im Krieg nicht sterben...«

Mir wurde schlecht, das war zu viel.
Ich wusste nicht, was ich tun sollte, ob es einen Ausweg gab oder ich noch hoffen konnte.

»Warum hassen sie mich so?« fragte ich gereizt, den Tränen nahe.

Der Kommandant lachte nur, als hätte ich etwas witziges gesagt.

»Ich hasse dich nicht. Aber du und deine albernen Träume einer schönen Zukunft in Freiheit und Einheit stehen mir im Weg. Ich will, dass Ost endlich die Rache bekommt, die es verdient.«
Ich sah ihm verletzt in die Augen.
»Du bist noch ein Kind, Simon. Und wirst es immer bleiben. Hör auf mit Träumen.«

Früher habe ich diesen Mann verehrt, er war das beste Beispiel für Führungskraft und Willensstärke, doch jetzt konnte ich bloß mit Hass auf ihn herabblicken.
Er war ein schlechter Mensch, er hatte Marius und viele andere sterben lassen, nur um ein dämliches Ziel zu erlangen.

Vor lauter Wut wand ich den Blick ab.
Er hatte gewonnen, ich konnte nichts tun, ich war machtlos.

Wenn Rob hier wäre wüsste er, was zu tun wäre...er würde mir zuflüstern, dass alles gut wird, er würde mich umarmen und küssen, ich würde mich sicher fühlen.

Ich schloss die Augen, hielt die Tränen krampfhaft zurück, die Blöße vor ihnen zu weinen wollte ich denen nicht geben.
Ich wollte mich bloß an Rob erinnern, an seine schönen Augen, das niedliche Grinsen, seine sanfte Stimme, die so oft meinen Namen geflüstert hatte.
Simon...Simon...

»Simon!«
Es war, als sei er hier und würde mich trösten...

»Simon!«
Moment...das war aber eine ziemlich reale Vorstellung...

»SIMON!«

Ich riss die Augen auf und sah zum Flur runter, von wo ich diese Stimme gehört hatte.

Dort war Rob, gefesselt wie ich, und wurde von zwei Beamten nach vorne geschoben.
Kurz hinter ihnen war Falco, ebenso gefesselt, doch er wehrte sich weniger als Rob, der sich heftig gegen die Soldaten wehrte.

»Verdammt ihr sollt mich loslassen! Simon! Oh Gott Simon da bist du ja!«

Ich konnte kaum glauben, was ich sah, ich konnte bloß lächeln und wenigstens etwas erleichtert aufatmen.

»Ah, der Stargast des Abends.« sagte der Kommandant mit einem ekelhaften Grinsen im Gesicht und faltete die Hände.
»Wir hatten gehofft Sie würden uns bald beehren, Herr Senator Brosowski.«

Rob zuckte bei seinem Berufsnamen zusammen, warscheinlich, weil er ihn lange nicht gehört hatte. Vielleicht hatte er sogar gehofft, diesen Namen hier zu lassen und sich befreien zu können, aber nun holte es ihn wieder ein.

Robs Blick glitt von mir zu Herr Wright und dem Kommandanten.
»Ich hatte gehofft sie wären schon tot und ihre hässliche Fresse würde irgendwo als Vogelscheuche dienen.« antwortete er, was ich erstaunt beobachtete.
Rob war immer ein Freund von höflicher Wortwahl gewesen, offensichtlich hatte er darauf auch keine Lust mehr.

Der Kommandant lachte bloß wieder; Gott, für dieses Lachen würde ich ihm am Liebsten die Stimmbänder samt Zunge aus dem Körper schneiden.
Robs Aggresionen waren wohl ansteckend...

»Tut mir leid Sie enttäuschen zu müssen, Herr Senator. Aber wenn es ihnen nichts ausmacht, setzen Sie sich doch erstmal. Der Präsident wird uns gleich empfangen.«

Rob und Falco wurden neben mich auf die Couch gedrückt, sofort lehnte ich mich so gut es ging an meinen Liebsten.

»Alles okay bei dir?« flüsterte er sofort, was mich lächeln ließ.
»Jetzt schon..bei dir?«

Er küsste meine Schläfe und lächelte dieses beruhigende Lächeln, dass ich so sehr an ihm liebte und vermisst hatte.
»Ich war krank vor Sorge...«

»Rob sie wollen-«
»Ich weiß Simon, ich weiß...«

Seine Tonlage war gedrückt und bedauernd, man hörte, dass er auch nicht wusste, was wir nun tun sollten.
Vielleicht konnte ich aber wenigstens für eine Sekunde vergessen, was alles geschah, was um uns herum passierte, und mich nur auf Rob konzentrieren, seine Körperwärme, seinen Duft...

Ich öffnete die Augen wieder, als eine Tür schwungvoll geöffnet wurde und so gegen die Wand prallte. Mein Kopf zuckte hoch zu Präsident Setin, der im Türrahmen stand und uns einer nach dem anderen ansah.
Sein Blick blieb an mir und Rob hängen, seine Augen weiteten sich, aber sonst zeigte er keine Reaktion.

»Meine Herren, darf ich sie bitten mir zu folgen?«

Er ging mit schweren Schritten in den Konferenzraum zurück, der Kommandant und Herr Wright folgten, danach schoben die Wachen Falco, Rob und mich hinterher.

Die schweren Türen wurden gechlossen, uns wurden fünf Stühle hingestellt.
Drei Stühle am Tisch, gegenüber von Herr Stein, zwei in der zweiten Reihe.

Der Kommandant und Herr Wright setzten sich wie selbstverständlich an den Tisch.

Der Präsident von West bedeutete Rob, dass dieser sich ebenfalls setzen sollte, was uns andere wunderte.
Offensichtlich hatte niemand damit gerechnet, dass Rob an der Diskussion teilhaben sollte.

Er setzte sich verwirrt hin, Falco und ich nahmen hinter ihm Platz.

»Nun...« begann der Präsident, wirkte dabei erhaben und angespannt zugleich.
»Ich nehme an, sie wollen uns töten?«

Ufff...aber wenigstens sind sie wieder zusammen...
Bleiben sie das auch?

Wrong Side-Ewige Liebe [Band 3] || CrispyWill [Beendet]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt