Kapitel 22-Rob

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Diese verdammte Fahrt dauerte schon viel zu lange.

Zwar war der Tank gefüllt gewesen und das Auto überraschend schnell, trotzdem dauerte es gut einen halben Tag, bis wir wenigstens in Nähe von Europa kamen, durch den Umweg war es bereits Abends, als wir den schnellsten Weg erreicht hatten.

Gerade mussten wir pausieren, nicht nur, um den Tank aufzufüllen, sondern auch, weil Markus müde wurde und sich ausruhen musste.
Falco würde weiterfahren.

Während Markus hinten auf der Rückbank lag, vertrat ich mir die Beine.

Ich war so nervös, ich konnte nicht einfach rumsitzen und nichts tun. Nicht mal geschlafen hatte ich.
Die ganze Zeit hatte ich in meinem Kopf, was Simon wohl gerade tat, ob er lebte oder sterben würde, ob er schon tot war oder was man ihm sonst alles antun könnte.

Ich hatte so viele Pläne in meinem Kopf zusammengebastelt und verworfen, alle möglichen Szenarien durchdacht, kam aber nie zu einem Schluss.
Alles was ich wusste aus Markus' Berichten war, dass Simon das Lockmittel war und ich an West übergeben werden sollte.

Das hieß zumindest, dass sie Simon vorerst nichts tun würden, aber auch, dass wir direkt in ihre Falle liefen.

Uns war mittlerweile klar, dass Ost und die von Linus angeschaffte Armee gegen West zusammenarbeiteten. Wir mussten also garantieren, dass West kapitulierte.
Das war unser nächstes Problem:
West gab sich nie geschlagen.

Ich versuchte seit Stunden eine Ausweg zu finden, aus dieser anscheinend ausweglosen Situation.
Tief in mir drin wusste ich nur, dass Linus wohl sterben musste, Sonst würden es viele andere tun.

Aber der Krieg war entfacht, es gab keinen Weg zurück.

Eine Seite würde sich ergeben müssen, sonst würden alle sterben und keine Seite blieb übrig.

»Herr Brosowski, wir können weiter.« rief Falco mich zurück; sofort lief ich zum Auto und stieg ein.
Die Reifen wirbelten etwas Staub in die Nacht hinauf, als wir losfuhren.

Wir schwiegen etwas, eine ganze Weile sogar, in der jeder in seine Gedanken versunken war.

Ich sah wie Markus auf der Rückbank ins Leere starrte. Offenbar war er in Gedanken versunken und konnte ebenso wenig schlafen wie ich.

»Markus, welche Seite ist wohl die richtige?« fragte ich, mehr um mich zu unterhalten, als eine Antwort zu wollen.

»Wie meinst du das?«

Ich sah aus dem Fenster.
»Welche Seite sollte wohl eher überleben? Ost oder West? Welche ist die richtige?«

Falco sah mich kurz von der Seite an, konzentrierte sich dann wieder auf das Gelände vor ihm.

»Es gibt keine richtige Seite.« sagte er erschöpft und rieb sich über die Stirn.
»Beide Seiten sind auf ihre Weise verdorben...die Armen denken der Reichtum würde ihnen zustehen und die Reichen denken Geld regiert die Welt...wenn du mich fragst gibt es egal bei welcher Wahl nur die falsche Seite...«

Ich dachte kurz über seine Worte nach und schaute ins Leere.

Falsche Seite...

»Aber es kann keine falsche Seite geben wenn es keine Seiten mehr gibt...« murmelte ich.

»Was?« fragten Falco und Markus gleichzeitig.

Ich zuckte in meinem Sitz hoch so gut es ging und riss die Augen auf, mir kam eine Idee.

»Wenn es keine Seiten gibt...« sagte ich aufgeregt, in meinem Kopf formte sich immer mehr eine Idee, ein Plan, eine Möglichkeit diesen Konflickt zu beenden.
»dann kann es auch keine falsche, oder richtige geben...dann sind wir eine große Masse an Menschen! Das macht uns alle gleich!«

Wrong Side-Ewige Liebe [Band 3] || CrispyWill [Beendet]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt