4. Kapitel

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„Ich fordere den TannenClan auf, sich hier im Schein des Mondes unter dem Alphafelsen zu einer Clanversammlung einzufinden!“, als das laute Jaulen ihrer Anführerin ertönte, hockten Lichtjunges und Schattenjunges schon lange neben ihrer Mutter unter dem Alphafelsen. Lichtjunges konnte kaum stillhalten, ihr Schwanz wedelte wie wild durch die Luft und vor Aufregung konnte sie kaum sprechen. Schattenjunges neben ihr war genauso aufgeregt, das wusste sie, aber er saß still und stolz da, den Schwanz sorgsam um die Pfoten geringelt und wartete, bis sich alle Krieger, Schüler und Ältesten um sie versammelt hatten. Zum Schluss drängelten Sandstreifs vier Junge aus der Welpenhöhle, dicht gefolgt von Sandstreif selbst.

„Ich möchte auch Schüler werden!“, quiekte Steinjunges laut und fiel gegen seinen Bruder Sturmjunges.

„Oh ja, bitte Mama! Wir sind doch schon fast so groß wie diese dummen Fellknäuel!“, miaute Sturmjunges, der Lichtjunges überhaupt nicht leiden konnte.

„Ich seid doch noch viel zu klein!“, prahlte Lichtjunges und richtete sich zu doppelter Größe auf, als sie auf die vier Jungen hinab sah. Sturmjunges sah aus, als wollte er etwas erwidern, aber Sandstreif brachte ihn zum Verstummen, indem sie den Schwanz um ihn legte und ihn sanft an sich heran schob.

„Schattenjunges, Lichtjunges! Ihr habt schon in frühester Zeit schwere Verluste ertragen müssen“; jaulte Tulpenstern, und Lichtjunges dachte an ihre fünf verstorbenen Geschwister. Sie bemerkte, wie ihre Mutter sich neben ihr anspannte, denn der Verlust ihrer Jungen hatte Dunkelblüte schwer getroffen. Aber die dunkle Königin war zum Zeitpunkt der Geburt aufgrund der Blattleere und des nagenden Hungers geschwächt gewesen und hatte kaum genügend Milch für Schattenjunges und Lichtjunges gehabt.

„Deshalb sind wir umso mehr stolz, dass ihr nun endlich zu Schülern ausgebildet werden könnt“, fuhr die braungraue Anführerin fort und Lichtjunges konzentrierte sich wieder auf die Bedeutung ihrer Worte, als sie Schattenjunges zu sich winkte. Der grauschwarz gefleckte Kater sprang mit wenigen Sätzen auf den Alphafelsen, wo er respektvoll den Kopf senkte.

„Von diesem Moment an, und bis er sich seinen Kriegernamen verdient hat, wird dieser Schüler Schattenpfote heißen. Nachtkralle, du hast als Beta viel Erfahrung und Mut für deinen Clan bewiesen. Nachdem deine letzte Schülerin Nebelwind nun vor nicht allzu langer Zeit Kriegerin geworden ist, bist du bereit für einen neuen Schüler. Ich hoffe, dass du deinen gesamten Mut und deine Fähigkeiten an ihn weitergeben wirst. Du wirst der Mentor von Schattenpfote sein!“

Lichtjunges blinzelte überrascht, sie hatte nicht erwartet, dass der Zweite Anführer Nachtkralle ihren Bruder als Schüler bekommen würde. Umso mehr freute sie sich für Schattenpfote, denn es war eine große Auszeichnung, von dem zweiten Anführer ausgebildet zu werden. Nachtkralle sprang mit zwei Sätzen auf den Felsen und begrüßte seinen neuen Schüler, indem er den Kopf zu ihm hinabstreckte und Schattenpfote ihm die Schulter leckte. Der neue Schüler wirkte ungeheuer stolz, als er und Nachtkralle respektvoll einen Schritt zurücktraten.

Jetzt war Lichtjunges an der Reihe. Sie sprang hoch und raste auf dem Alphafelsen zu, sprang mit einem Satz hoch und über die vielen kleinen  Spalten, die schon unzählige Katzenpfoten vor ihr berührt hatten, hinauf zu ihrer Anführerin. Sie begegnete dem leuchtenden Blick ihres Bruders, dann konzentrierte sie sich auf Tulpenstern, die weiter sprach: „Und diese Schülerin wird Lichtpfote heißen, bis auch sie den Mut und die Klugheit einer Kriegerin bewiesen hat. Lichtpfote hat mich gebeten, ihren Mentor selbst auswählen zu dürfen. Ich stimme ihr zu, dass Eiskralle sich genug bewiesen hat, um einen Schüler zu bekommen. Eiskralle, auch wenn du noch jung bist, hast du dem Clan schon treu gedient und ich denke, du bist bereit, Lichtpfote all deine Fähigkeiten zu lehren. Eiskralle, du wirst Lichtpfotes Mentor sein, und ich erwarte, dass du deine Kraft und deinen Mut an deine neue Schülerin weitergibst.“ Bei diesen Worten hob belustigtes, aber auch verärgertes Schnurren an.  Lichtpfote erspähte Eiskralles Schwester Nebelwind, die begeistert die Schnauze in das Fell ihres Bruders drückte und ihn dann auffordernd anstupste. Der hellgraue Wächter mit den weißen Streifen sprang hinauf und berührte Lichtpfotes Schnauze, die seine ungestüm berührte und ihn dabei fast umwarf.

Die Augen der Schüler und Mentoren leuchteten voller Begeisterung und Stolz, als die vier Katzen vom Felsen sprangen und sich der dunkel gefleckte Schüler und die cremefarbene Schülerin den Rufen und Glückwünschen entgegenstellten.

„Schattenpfote! Lichtpfote!“, heulten sie, und einer nach dem anderen  begrüßten sie alle die neuen Schüler.

Auch Nachtkralle und Eiskralle wurden beglückwünscht, wobei ersterer hochmütig und letzterer freudig erregt wirkten.

„Was machen wir jetzt? Gehen wir jagen? Oder zeigst du mir Kampftechniken? Ich möchte für Krähendorn gewappnet sein, wenn er wieder angreift! Und ich möchte das gaaanze Territorium sehen!“, Lichtpfote konnte auch jetzt nicht stillstehen, zu sehr kribbelten ihre Pfoten und sie blickte ihrem Mentor bittend in die eisblauen Augen.

„Morgen“, erklärte dieser würdevoll, aber sie erkannte, dass auch Eiskralle es kaum erwarten konnte, mit dem Training zu beginnen.

„Wollt ihr beiden morgen gemeinsam mit Maispfote und mir auf eine Patrouille gehen? Wir wollen am kleinen Fluss entlang bis zum See patroullieren, ihr könnt uns begleiten, dann kann Lichtpfote gleich die Gerüche der verschiedenen Clans kennen lernen“, Dornenschweif war zu Eiskralle herangetrottet. Lichtpfote quietschte vor Aufregung auf, eine Patrouille, zusammen mit anderen Clankatzen. Natürlich hatte sie schon einen Teil des Territoriums gesehen, als sie immer wieder ausgebüchst war und alleine oder gemeinsam mit Schattenpfote auf Entdeckungstour gegangen war, aber bis zum See war sie noch nie gekommen. Die beige Schülerin hatte von der Ältesten Dreibein schon alles über die riesige Wasserfläche gehört, an dessen einer Seite sich ein kleines Tal befand, wo sich alle vier Clans jeden Vollmond in Frieden trafen.

„Aber das heißt, dass wir jetzt schlafen müssen“, stellte Lichtpfote fest.

„Natürlich, Schlaf ist wichtig, damit du groß und stark wirst. Sonst wirst du deinen Mentor niemals im Kampf besiegen“, Dornenschweif schnippte Lichtpfote liebevoll mit dem Schwanz über die Ohren und entfernte sich dann.

„Das ist was anderes… Ich werde jetzt gleich schlafen gehen, damit ich morgen so groß bin wie du!“

Eiskralle schnurrte belustigt und verabschiedete sich ebenfalls, um sich in den Kriegerbau zu begeben. Lichtpfote wandte sich um, um in die Kinderstube zu schlüpfen, da fiel ihr ein, dass sie ja jetzt im Schülerbau schlafen würde. Mit schnellen Sprüngen hüpfte sie zum Eingang des Baues, wo Schattenpfote schon auf sie wartete.

Gemeinsam schlüpften sie hinein und sahen sich um.

„Hallo, ihr Beiden!“, Maispfote wedelte mit dem Schwanz und auch ihre drei Geschwister begrüßten die neuen Schüler, wenngleich Moospfote und Kleepfote sich zurückhielten.

„Wo sollen wir schlafen?“, fragte Schattenpfote vorsichtig, während Lichtpfote gleich auf die Ecke zusprang, wo das meiste Moos lag.

„Da schlafe ich!“, knurrte der dunkelbraune Schüler Kleepfote sie mit funkelnden Augen an, aber Lichtpfote kümmerte sich nicht darum.

„Na und? Ist doch genug Platz für uns beide!“, erklärte sie und schob sich das Moos zurecht. Kleepfote knurrte und peitschte kampfbereit mit dem Schwanz. Erst Farnpfote schaffte es, seinen Bruder dazu zu bewegen, Ruhe zu bewahren und Kleepfote machte sich stattdessen am entferntesten Ende ein Nest zurecht.

„Macht euch nichts aus ihm, er ist immer so unfreundlich“, erklärte Maispfote und ließ sich ein Stück entfernt auf ihr Nest sinken. Moospfote, deren Pelz dunkelbraungestreift war, und Farnpfote, der heller und kräftiger war, sanken ebenfalls auf ihr weiches Moosnest und Schattenpfote kauerte sich eng an seine Schwester. Lichtpfote leckte ihrem Bruder noch einige Male über das Fell, und er tat dasselbe bei ihr. Es dauerte auch nicht lange, dann schliefen beide tief und fest.


Warrior Cats | Pfad des Sternenlichts - VerratWo Geschichten leben. Entdecke jetzt