You can't keep a secret forever...

Kapitel 3

Sicht Jewa:

Still sitze ich an meinem Stammsitzplatz im Bus: Vorne links. Meine Gedanken fahren Karussel. Wisst ihr, mit meinem Bruder habe ich abgeschlossen. Ich hab es... Ich hab es akzeptiert, dass ich ihn nie wieder sehen werde. Jedoch in manchen Situationen wünschte ich, er wäre bei mir. Jetzt ist dieser Moment. Mom und Dad, sie machen mir Sorgen. Naja nicht nur das, aber das andere bleibt noch mein Geheimnis, sowie viele andere Dinge. Mein Leben ist nicht annähernd perfekt, wie alle zu glauben scheinen. Das könnt ihr mir glauben! Noch einige weitere Minuten des Nachdenkens versteifen und schon hält der Bus bei der Schule. Mein Beruf sozusagen: Die 9a des Julius-Caesar-Gymnasiums in Köln.
Schon auf dem Parkplatz der Schule treffe ich auf meine Freundin Lena.
[Le=Lena, Am=Amelie]
J:"Hey!"
Le:"Hey und bereit für heute?"
J:"Heute? Was ist heute? Schreiben wir was? Scheiße! Was denn? Ich hab nichts gelernt!"
Beginne ich Panik zu bekommen. Eine schlechte Note ist das letzte, was meine Eltern jetzt nich wissen müssten.
Le:"Komm mal runter Jewa, wir schreiben nichts."
Lacht sie.
J:"Was dann?"
Frage ich sichtlich verwirrt.
Le:"Du weißt doch sonst immer alles. Hast du etwa nicht zugehört?!"
Erwidert sie gespielt entrüstet. Ich zucke nur ratlos mit den Schultern.
Le:"Du Dummerchen, wir gehen doch heute in die Klinik am Südring!"
Noch verwirrter suche ich Anzeichen für Ironie in ihrem Gesicht. Nichts.
Le:"Sag nicht du hast es vergessen. Hezte ist Ausflugstag."
Hilft sie mir auf die Sprünge und tatsächlich checke ich es endlich.
J:"Oh shit!"
Le:"Das wird voll cool!"
Innerlich durchdrehend nicke ich perfekt lächelnd. Dann machen  wir uns auch schon auf den Weg in die Klasse. Na toll , das fehlt mir ja noch! Ausflug in eine Klinik... Es ist nicht so, dass ich Angst vor Krankenhäusern direkt habe. Das wäre eine Lüge, schließlich will ich später mal selber Ärztin werden! Aber naja... Die Dinge sind wie sie sind und vielleicht sind meine Freunde und Mitmenschen, Lehrer, Familie, usw. blind, aber Ärzte... Das ist ein ganz heikles Thema. Wenige Minuten später laufen wir auch schon los.
Am:"Ihr wisst nicht, was gestern passiert ist... Omg ich hab so geheult! Daniel hat mir einfach geschrieben, dass er mich liebt, aber uch es ihm schwer mache, weil ich ihn hier in der Schule ignorieren würde, aber das tue ich ja gar nicht.... Und er beschuldigt mich vollkommen falsch!..."
Gesellt sich Amelie mit ihren 'dramatischen' Problemen mit ihrem 'Freund', ehr Internet/Social Media Freund, zu uns. Es ist nicht so, dass ich nicht zuhören kann. Eigentlich ist das eins meiner Stärken, aber irgendwann, wenn du jeden Tag ein neues Drama, wie dieses, was so unbedeutend, wie sonst was ist, weil sie unsere Ratschläge nicht will, hörst, verlierst auch du mal die Geduld und bist angekotzt davon. Vor allem an einem Tag, wie heute und wenn du selber viel schwerwiegendere Probleme hast und sie dir niemals zuhören würde. Amelie kann sowas nicht. Sie redet 24/7 über sich und ist sehr selbstüberzeugt. Wohlgemerkt im Gegensatz zu mir und Lena. Wir 2 sind still, hören gerne zu und stehen ungerne direkt im Mittelpunkt und ich bin sehr unselbstbewusst nach außen hin und habe viele Selbstzweifel. Aber wer hat die nicht? Auf jeden Fall beschäftigen wir uns den restlichen Weg damit uns Amelies Probleme anzuhören und innerlich die Augen zu verdrehen, während man nach außen hin sehr verständnisvoll wirkt. Ich schnappe Gesprächsfetzen der restlichen Klasse mit. Sie reden über mich, über uns. Ach keine Ahnung! Zwischendrin fällt mal der und mal der Name, aber im Verhältnis betrachtet, kommt mein Name oft vor. Ich habe keine direkten Konflikte mit irgendwem, aber beliebt bin ich auch nciht gerade. Ich bin dummerweise das typische Klische einer Streberin, wie sie in 'Erwachsenen Filmen' vorkommt, so teilen es mir die Jungen aus der Klasse oft genug mit. Ich will es gar nicht wissen... Und auch so bin ich die 1er Schülerin, die fast alle eigentlich hassen, aber nett zu ihr sind, weil man ja mal abschreiben wollen könnte. Ja so ist es... Ich hab es akzeptiert, also vom Schein her. Innerlich tut es verdammt stark weh! Jedes Mal auf's neue... Endlich haben wir den Klinik Park erreicht. Ich bin so erschöpft, ich weiß wo von es kommt, aber verraten werde ich es jetzt definitiv noch nicht. Ich sage nur, wer schlau ist sollte eigentlich frühstücken. Als ein paar Mädchen  unserer Klasse uns überholen, kriege ich ein Paar Kommentare, wie "die kleine fette Schl**pe", "Unser Streber Baby", "Geh doch und lass dich von allen Jungs auf einmal f***en!", ab. Man gewöhnt sich dran. Ich weiß nicht, ob Lena und Amelie es gekonnt ignorieren oder einfach nicht mitkriegen. Aber egal, zurück zum Thema: Wir sind da.