"Hey", sagt er gespielt beleidigt und verschränkt die Arme, nachdem ich ihn den Pilz aus der Hand geschlagen hatte.
"Los komm jetzt!", lächle ich, drehe mich um und gehe aus dem Haus.
Er folgt mir. Die raschelnden Steinchen unter unseren Schuhen brechen die Stille, die sich zwischen uns niedergelegt hatte. Der Weg führt uns hinter ein paar zerfallenen Ruinen, die sehr stark bepflanzt sind. Hier ist eine große runde offene Fläche, die stufenweise tief in den Boden geht. Wir staunen über was wir sehen.
"Das sieht aus, wie ein antikes Theater.", stelle ich fest, beim Anblick, der steinernen Sitzreihen und der Bühne aus nur einer runden Steinplatte, ganz unten im Zentrum.
Die Steine sind kalt, gräulich und aus jeder Ecke wächst verschiedenes Grünzeug, aber ich bin mir sicher, dass diese Bühne mal weiß gestrahlt hat. Hinter ihr ist eine große Steinmauer, über welcher mehrere weiß blühender Bäume wachsen und ihre Schatten der Bühne spenden.
"Ich wollte schon immer mal im Rampenlicht stehen!", steigt Phil heiter auf die Bühne.
"Warte! Wir sollten...", ignoriert er mich und springt auf der Steinplatte herum.
Er wedelt mit den Armen und verbeugt sich, als gebe es ein Publikum, dass ihn bejubelt.
"Danke, danke! EINE ZUGABE HÖRE ICH DA?!", guckt er mich lächelnd und hoch erwartungsvoll an.
"Ugh... Du Idiot. Bitte nicht", schüttle ich lächelnd den Kopf und steige ebenfalls auf die Bühne.
Von hier aus wirken all die Plätze überwältigend, wenn man sich vorstellt, wie viele Augen auf einem gerichtet sein werden, wenn man hier ein Stück aufführt.
"Wieso sollte jemand hier stehen wollen? Wenn man auch nur den kleinsten Fehler macht wird man sofort verspottet."
"Der große und starke Quinn macht Fehler?", guckt er überrascht zu mir.
"Nein.", antworte ich sofort und drehe mich mit verschränkten Armen um, "Natürlich nicht!"
Wir lachen. Er strahlt so sehr, wenn er lacht.
"Quinn?", setzt sich Phil am Rand der Steinplatte und schaut bedrückt nach vorn, "Ob es Oscar gut geht?"
Es wird dunkler nachdem er diese Worte aussprach. Zumindest kam es mir so vor.
"Ich weiß nicht.", antworte ich stumm.
"Was ist, wenn ihm was zustößt?"
"Ihn geht es sicher gut.", setze ich mich neben ihn.
"Aber was, wenn nicht? Weiß Gott, was Bill ihm antut. Ich konnte mich nicht mal verabschieden.", vergräbt er sein Gesicht in seinen Händen.
"Vielleicht ist er auch freigekommen, so wie wir?", lege ich eine Hand auf seine Schulter.
"Das ist ja so viel besser."
"Hey!"
"So meinte ich das doch nicht."
"Ich weiß. Ich weiß.", versichere ich ihm.
"Wie...", wischt er sich die Augen, "Wie geht es Maxmell?"
Diese Worte rissen mir das Herz aus der Brust. Mein Blick wird finster.
"Gut", zwinge ich zwischen meine Lippen, "Es ist ein gutes Kerlchen und ihm geht es super.", blicke ich zum Boden, während ich seine Augen auf mich spüre.
Es vergehen einige Sekunden, die sich eher nach Stunden anfühlen, eh er das Wort ergreift.
"Wenigstens das", wischt er sich erneut die Augen, dieses Mal mit einem kleinen Lächeln.
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Blutig Blaues Maiglöckchen
Mystery / ThrillerDer 17-jährige Phillipp Qlipper wird von einem Arzt adoptiert, der die Körper seiner Adoptivkinder zu illegaler Medizin verarbeitet. Nun muss er entkommen. Oder doch bleiben und sein Leben für das hundert Fremder aufgeben? Oder für einen einzigen Ve...