Kapitel 1 - Wo sind wir?

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Es waren die Kopfschmerzen, die Claire nach einiger Zeit weckten. Stöhnend hob sie die Hand an die Stirn und bewegte den Kopf zur Seite. Ein schmerzerfülltes Stöhnen entwich ihren Lippen, die sich trocken anfühlten und ein seltsamer Geschmack hatte sich auf ihre Zunge gelegt, den sie auch nach mehrmaligem Schlucken nicht verdrängen konnte. Mit zusammengekniffenen Augen sah sie sich um; Zoe lag neben ihr, noch halb im Sitz hängend und schien bewusstlos zu sein. Erschrocken riss Claire die Augen auf und versuchte sich aufzurichten, was ihr erst nach mehreren Versuchen gelang; mit zitternden Fingern befreite sie sich vom Gurt und rutschte vom Sitz. Sie kroch zu ihrer besten Freundin herüber und legte die Finger an ihren Hals. Bitte lass dort einen Puls sein, bitte, bitte, bitte!, flehte sie innerlich und tastete nach der Halsschlagader. Als sie das regelmäßige Pulsieren spürte atmete sie erleichtert auf und berührte die schweißnasse Stirn, schob ein paar braune Strähnen zur Seite und begann Zoe zaghaft nach Verletzungen zu untersuchen. Das Dröhnen in ihrem Kopf und die eigenen Schmerzen im unteren Rücken ignorierend machte sie weiter bis sie wusste, dass Zoe wohl nur ohnmächtig aber ansonsten unverletzt war. Sie hatten Beide nur leichte Verletzungen und Blessuren, die blaue Flecken und vielleicht die eine oder andere kleinere Narbe geben würden. Sachte begann sie die Freundin zu schütteln indem sie sie an der Schulter packte. Mit einem gequälten Stöhnen wand sich Zoe und öffnete langsam die Augen, noch einen leichten Schleier über den Pupillen wie nach einem Schlaf.

Claire atmete erleichtert auf und zog ihre beste Freundin spontan in eine Umarmung: Sie spürte wie ihr heiße Tränen die Wange hinab liefen und den langen Kratzer brennen ließen. „Autsch!", zischte sie und lächelte dann als Zoe sie angrinste. „Warum heulst du denn? Bin ich tot? Ich fühle mich jedenfalls wie vom LKW überfahren.", erkundigte sich die Brünette und erhob sich nun ebenfalls aus dem Sitz, nicht ohne erst einmal wieder nieder zu rutschen als ihre Beine zu kribbeln begannen und sich an ihre Kraft erst wieder erinnern mussten.

Bevor Claire ihr antworten konnte hörten sie ein Geräusch, es klang wie ein Keuchen oder Stöhnen, doch mehr wie das eines verletzten Tieres als von einem Menschen. Claire ließ den Blick durch das zerstörte Flugzeug gleiten. Wie es schien waren alle Passagiere außer den beiden Mädchen bei dem Flugzeugabsturz umgekommen. Erschrocken wandte sich ab. Zoe, die ihre Stirn in Falten gelegt hatte, ansonsten aber recht gefasst wirkte, meinte:

„Wir sollten uns umsehen ob außer uns noch jemand den Absturz überlebt hat! Vielleicht braucht jemand Hilfe?!" und erhob sich nun endgültig aus dem Sitz, mit einer Hand auf der Lehne vor ihr abgestützt. Claire nickte, noch immer flossen Tränen über ihre Wange und ihr Herz raste, doch ihre Freundin hatte Recht. Gemeinsam kletterten sie über Handtaschen und kleinere Koffer durch den Gang und blieben bei jedem Menschen stehen um ihm oder ihr eventuell helfen zu können. Doch es schien aussichtslos, denn niemand hatte überlebt.

Plötzlich drang ein Stöhnen durch das Flugzeug, gerade als sich die beiden Mädchen den letzten Reihen zuwandten und sie erstarrten für einen Moment. Einer der Passagiere bewegte sich, warf den Kopf hin und her und gab ein röchelndes Geräusch von sich. Die Mädchen stürzten auf ihn zu.

„Hey, Sie! Warten Sie, wir kommen zu Ihnen!", rief Zoe und kletterte auf den Mann zu, er übel zugerichtet aussah. Etwas musste ihn am Kopf getroffen haben, doch die Wunde schien nicht mehr zu bluten. Dunkelrot klebte das Blut an seinem Gesicht. Claire sog scharf die Luft ein als sie die Wunde am Hals des fremden Mannes sah; es schien fast so als hätte ein Tier ihn angegriffen, denn der Kopf war beinahe nicht mehr mit dem Rumpf verbunden. Auch Zoe sah es und zuckte zurück, bevor sie sich zusammenriss und über ein letztes Gepäckstück auf den Mann zu kletterte. Neben ihm ging sie in die Hocke und wollte nach ihm greifen, als er plötzlich mit einer schnelleren Bewegung als die beiden Mädchen erwartet hätten, den Kopf in Zoe's Richtung warf und mit einem fast unmenschlichen Laut den Mund aufriss, seine Arme hochgerissen beugte er sich zu ihr und er schien wie von Sinnen als er versuchte das braunhaarige Mädchen zu packen. Zoe zuckte zusammen, und konnte nicht anders als einen Schritt zurück zu springen. Da klang er anderer Laut an ihre Ohren und sie riss die Augen auf, als hinter Claire eine Frau schwankend auf sie zu kam, das Gesicht zu einer Fratze verzogen, ein Arm hing leblos am Körper herab, den Anderen hatte sie nach Claire ausgestreckt.

You know I'm no goodWo Geschichten leben. Entdecke jetzt