Kapitel 12 - Das Wiedersehen

5 0 0
                                    

Das Licht von Fackeln erhellte den Platz zwischen den alten Fabrikgebäuden und warfen Schatten auf die gruselige Szenerie, die sich ihnen bot. Claire und Zoe saßen auf einer Art Empore und blickten hinab auf einen freigeräumten Bereich in dem der Governor auf und ab lief und eine Rede an die Bewohner Woodburys hielt. Über seinem rechten Auge war eine Binde angebracht, die sich weiß von seinem Gesicht abhob. Die Freundinnen wussten wie er das Auge verloren hatte und warum, und Schauer rannen über ihren Rücken.

„Ich habe versagt, ich hatte euch Sicherheit versprochen. Und jetzt, seht mich an! Wisst ihr, ich sollte euch erzählen, dass alles gut wird, doch ich werde es NICHT! Weil ich es nicht kann..., weil ich Angst habe! Ich habe Angst vor Terroristen, die haben wollen was wir haben und uns verstören wollen!", rief er den Leuten zu und Claire würgte. Zoe hielt ihre Hand und drückte sie unbewusst so fest, dass es eigentlich wehtat, doch die Blonde achtete nicht einmal darauf.

„Einer dieser Terroristen ist einer unserer Leute! Merle!", schrie er nun und wies mit dem Arm auf den Besagten, auf den nun Waffen gerichtet wurden. Auch Martinez stand bei ihm und sah ihn kalt an. Von ihrem Platz aus versuchte Zoe seinen Blick aufzufangen, doch bemerkte sie nicht.

„Der Mann, auf den ich mich verließ, der Mann dem ich vertraute. Er führte sie her und ließ sie herein!", warf er dem Dunkelblonden vor. „Du warst es! Du hast gelogen, uns alle hintergangen!"

Ein Gefangener wurde auf den Platz geführt, einen Leinensack über dem Kopf und der fade Geschmack, den Claire auf der Zunge schmeckte, wurde noch intensiver. Zoe stockte der Atem, denn auch sie ahnte wer da gerade hereingeführt wurde.

Martinez schob Merle nach vorne, während der Governor die Leute weiter aufstachelte und dem Gefangenen den Sack vom Kopf riss. „Das ist einer der Terroristen: Merle's leiblicher Bruder!"

Keuchend riss Zoe die Augen auf und spürte wie auch Claire sichtlich zusammenzuckte. Beide blickten auf Merle hinab der nun fassungslos seinen kleinen Bruder anstarrte und erst einmal zu verarbeiten schien, dass dieser ausgerechnet hier vor ihm stand. Seine Augen blickten traurig, während Daryl den Blick wandern ließ und Andrea in den Reihen entdeckte. Die Menge wurde lauter, Schreie und Rufe erklangen und forderten den Tod der Beiden.

„Du wolltest deinen Bruder, jetzt hast du ihn, Merle!", zischte der Governor und beobachtete wie Merle und Daryl Blicke tauschten, während die Bewohner von Woodbury Blut gerochen hatten und allmählich lauthals „Tod" und „Bringt sie um!" forderten. Claire und Zoe hielten sich bei den Händen. „Wir müssen etwas tun, Zoe! Bitte!" In Claire's Augen sah man Panik aufblitzten. Ihre beste Freundin nickte, wirkte dabei aber wie abwesend und starrte auf den Platz hinab.

„Kämpft, bis zum Tod!", erklang in diesem Moment die Stimme des Governors. Merle richtete das Wort an die Menschen trat nach seinem Bruder.

In regelmäßigen stellten sich nun Mitglieder der Woodbury-Armee auf, die lange Eisenstäbe in den Händen hielten. Mit diesen Standen hielten sie Beißer fest, die hungrig zerrten und sich nach vorne warfen um beide Kämpfer in der Mitte zu erreichen, die sich gegenseitig zu besiegen versuchten. Claire würgte und sah weg. Zoe neben ihr sog scharf die Luft ein und biss dann die Zähne zusammen als die bemerkte wie der Governor zu ihnen beiden herübersah. „Sie hin, Claire!", zischte sie leise und deutete mit dem Kinn auf den Beobachter. Ihre blonde Freundin holte tief Luft, nickte und wandte den Blick wieder nach vorne auf die beiden Brüder, die sich bereits auf dem Boden wanden. Galle stieg den beiden Mädchen in der Kehle hoch, doch der fade Geschmack wurde noch intensiver als Daryl die Kehle seines Bruders umklammerte, der über ihm saß und ihn auf den Boden drückte. Sie schienen miteinander zu reden. Und da warf sich alle Beide herum, stellten sich Rücken an Rücken in der Mitte des Platzes auf, die Arme erhoben. Sie versuchten den Beißern auszuweichen, doch als dies nicht ging, schlugen sie zu und versuchten sich ihren Weg frei zu schlagen, als plötzlich Schüsse ertönten und Rauchbomben auf den Boden geworfen wurden. Alles wurde schlagartig in Rauch gehüllt. Die Menge geriet in Panik. Weitere Schüsse fielen und die Bewohner Woodburys brachten sich in Sicherheit, während der Governor mit erhobener Waffe durch den Nebel schritt und Andrea nach Daryl rief. Dieser lief mit seinem Bruder durch das Chaos und entriss Shumpert eine Armbrust, den Merle im nächsten Moment niederschlug. Zoe sah aus dem Augenwinkel wie Andrea auf dem Boden hockte, neben ihr lag Haley. Die Brünette konnte nur hoffen, dass die junge Frau noch lebte.

Zusammen rannten die beiden Brüder auf den Strahl einer Taschenlampe zu, die Rick Grimes in den undurchdringlichen Nebel hielt. Gemeinsam begannen sie zu fliehen.

Die Menge stob auseinander und panisch rannten die Menschen Woodburys vom Schauplatz des grausigen Ereignisses, während auch die beiden Freundinnen die Flucht ergriffen.

Sie holten die Gruppe ein, als diese sich bereits am Wellblechrand von Woodbury befand und durch ein von ihnen geschaffenes, menschengroßes Loch kletterten. Merle blieb vor dem Wall stehen, warf einen Blick zurück und sah aus als wolle er zurücklaufen. „Merle, komm schon!", rief ihm Daryl zu. Rick und Maggie gaben ihnen Rückendeckung, schossen auf jeden Beißer der sich ihnen näherte. Der ältere der Dixon-Brüder stand immer noch da wie ein erschrockener Hirsch.

„Ich... kann nicht. Da gibt es jemanden, den ich holen muss, kleiner Bruder.", murmelte er und wollte bereits zurücklaufen, als die beiden Mädchen in Sichtweite kamen und beinahe von Maggie erschossen wurden. „NEIN!", schrie Merle noch rechtzeitig. Wortlos rannte er auf die Freundinnen zu, packte Claire am Arm und zog sie mit sich. Zoe packte ihre andere Hand und folgte, Rick und Maggie hinter sich.

Der Morgen graute bereits als sie eine geteerte Straße erreichten auf der ein silbernes Auto stand, ein Mann und eine Frau warteten dort auf Rick und seine Leute. Zoe und Claire hielten einander noch immer an den Händen. „Rick!", rief Glenn und griff nach seiner Schusswaffe im selben Moment als Rick warnte: „jetzt kriegen wir ein Problem. Bitte bleibt zurück!" Er hatte den Arm mit der Waffe erhoben und versuchte ebenso wie Daryl die aufgebrachte Michonne und den wütenden Glenn zu beruhigen als sie Merle Dixon erblickten. Chaos brach aus, das erst nach ein paar Minuten endete als sich alle etwas beruhigt hatten. Natürlich musste Merle mal wieder einen gehässigen Kommentar abgeben und erwähnte gegenüber Michonne, dass Andrea und der Governor nun ein Paar waren. Daryl fuhr seinen Bruder an, als dieser den Mund nicht halten wollte. Claire schrie überrascht auf als er plötzlich ausholte und Merle k.o. schlug. Zoe lachte leise. „Na, das wurde aber mal Zeit!", warf sie ein und erntete überraschte Blicke. Eine Diskussion entstand als Daryl dafür und Glenn dagegen plädierte Merle mit zum Gefängnis zu nehmen.

Michonne lehnte am Wagen und wartete auf das Urteil, Zoe und Claire standen hinter Rick.

„Mann, ihr habt keine Ahnung! Na gut, wie ihr wollt: wir sorgen für uns selbst!", warf Daryl den Anderen nach einigen Minuten entgegen. „Ohne ihn bleibe ich nicht."

„Das musst du nicht tun.", warf Maggie ein. „Ist das dein Ernst? Du willst einfach so gehen? Und was sollen wir Carol erzählen?", fragte Glenn. „Du würdest das Gleiche tun. Sie versteht das.", befand Daryl und wandte sich. Die Anderen folgten ihm, Rick redete auf ihn ein, doch Daryl lief weiter und warf sich dann einen grünen Rucksack über die Schulter mit Proviant. Claire stellte sich vor ihn und zog damit auch die Aufmerksamkeit der gesamten Gruppe auf sich.

Zoe riss ebenso die Augen auf wie die Anderen, bevor sie sachte den Kopf schüttelte und ihre Freundin zu stoppen versuchte. „Seid ihr verrückt geworden? Das könnt ihr nicht tun!", warf sie ihnen allen entgegen und funkelte besonders Glenn sehr böse an. Ihre blauen Augen warfen beinahe Blitze auf die Umstehenden. Da legten sich zwei Hände um ihre Schultern und zogen sie sanft zurück. Claire wandte sich um und sah zu Merle hinauf, der sie mit einem Grinsen bedachte und eine Strähne hinter ihr Ohr schob. „Geht mit den Anderen, wir kommen schon klar!", meinte er und klang dabei recht sanft. Das blonde Mädchen atmete tief durch und wollte zu einer Antwort ansetzen, doch er hielt sie zurück indem er ihr einen Finger auf den Mund legte.

„Mach Dir keine Sorgen, Claire!", murmelte er und riss überrascht die Augen auf als sie unerwartet die Arme um seinen Hals schwang und sich an ihn drückte. Lachend vergrub er sein Gesicht in ihrem blonden Haar, das sich komplett aus dem Haargummi befreit hatte und atmete ihren Geruch ein. „Du hast mich noch nie so genannt.", stellte sie fest und spürte sein rollendes Lachen mehr als sie es hörte. „Ich komme zurück, versprochen!", murmelte er leise und gab ihr einen sanften Kuss aufs Ohr, was die Anderen nicht sehen konnten. Sie nickte schweigend und sah zu ihm hoch. „Ich nehme Dich beim Wort, Dixon! Und wenn du es nicht hältst, dann komme ich Dich holen!", drohte sie halblaut und grinste. Merle lachte und drehte sich um, gemeinsam mit seinem Bruder verschwand er zwischen den Bäumen.

You know I'm no goodWo Geschichten leben. Entdecke jetzt