Summer Sound

4. Türchen: Taehyung

4. Türchen: Taehyung
(by SweetRaspberryxXx)

Überrascht, dass ihm sofort jemand aus der Patsche hilft, versucht Taehyung so ruhig wie möglich zu bleiben, als sein Retter ihm auch noch mehr als deutlich klar macht, dass dessen Hilfsaktion nur von Erfolg gekrönt sein würde, wenn er aufhören würde zu zappeln. Also vertraut er dem Tun des Fremden und lässt sich von ihm aus dem Wasser ziehen.

Am liebsten hätte Taehyung sich selbst aus der misslichen Lage befreit, doch dass er nicht schwimmen kann, ist nun mal eine Tatsache und aus diesem Grund ist er gezwungen sich in diesem Moment helfen zu lassen, anstatt sich selbst aus der Misere zu befreien. Immerhin geht es hier um Leben und Tod. Da war das Leben doch um einiges attraktiver.

Der Mann, der ihn mit Leichtigkeit Richtung Ufer bugsiert, hat einen relativ entspannten Herzschlag dafür, dass er gerade spontan ins Wasser gesprungen ist, um ihm zu helfen.

Als sie endlich das Ufer erreichen, versucht Taehyung gar nicht erst großartig sich aufzurappeln, sondern bleibt einfach auf dem Rücken liegen, sodass das kühle Wasser noch immer seine Schuhsohlen berührt und er die feuchten Grashalme unter seinen Fingerspitzen spürt. Er schließt die Augen, genießt die wärmende Sonne auf seiner Haut und freut sich darüber, dass sein Arm mittlerweile nicht mehr gänzlich gefühlstaub ist. Der Krampf war wirklich unangenehm und dieses Erlebnis eindeutig eine Lektion, dass er seine Vorhaben besser durchplanen sollte.

"Willst du dich gar nicht bedanken?", reißt ihn eine Stimme aus der gerade einsetzenden Entspannung, "Ich fasse es nicht..."

Kaum macht Taehyung seine Augen auf, erblickt er den unbekannten jungen Mann, der ihm das Leben rettete. Aus dunklen Augen sieht er auf ihn herab und verzieht genervt seinen Mund. Er grummelt vor sich hin und scheint nicht erfreut zu sein, dass ihm kein Dank ausgesprochen wird. Dabei sieht er aus wie ein zerknautschter Welpe; zumindest in Taehyungs Augen, mit denen er den Fremden noch immer mustert, ohne wirklich über etwas nachzudenken. Die Person, die vor ihm steht, ist gerade viel interessanter, als dass er an eine Entschuldigung denken würde.

Die Kleidung des jungen Mannes ist völlig durchnässt und schmiegt sich fast wie eine zweite Haut an seinen Körper. Feine Wassertropfen bahnen sich ihren Weg über die Stoffe und fallen vom Bund seines dunklen T-Shirts sowie seiner kurzen Hose ins weichgrüne Gras.

Taehyung beobachtet gerade einen einzelnen Wassertropfen, der von den Haaren des Fremden auf seine Nase getropft ist und jetzt langsam von ihr herabgleitet, ehe Yoongi ihn wieder zurück in die Realität befördert, indem er ihn fragt: "Willst du mich noch länger angaffen, nachdem du meine Ruhe zerstört hast?"

Wie aus dem Nichts springt Taehyung plötzlich auf, woraufhin der Fremde kurz zusammenzuckt. Keine Minute später klappt auch noch die Kinnlade des Mannes herunter. Vermutlich hat er damit gerechnet, dass Taehyung sich bedanken will und dabei eventuell etwas zu stürmisch ist. Schließlich wäre Dankbarkeit angebracht und eine Sache der Höflichkeit, doch das ist nicht ganz das, was kurz darauf seinen Mund verlässt.

"AHHH SCHEIßE!!! WAS SOLL ICH TUN?! VERFICKTER MIST!!!"

Ohne Vorwarnung beginnt der schwarzhaarige Lockenkopf laut zu fluchen, reißt sich den Fischerhut vom Kopf und schmeißt ihn zu Boden. Panik kommt in Taehyung auf und automatisch krallen sich seine Finger in seine leicht zerzausten Haare. Nervös hüpft er von einem Bein aufs andere.

"Was ist denn jetzt wieder los?", entgegnet der Fremde genervt und verschränkt die Arme vor der Brust.

"Im Paddelboot befindet sich etwas sehr Wichtiges! ICH MUSS MEINEN RUCKSACK HOLEN!"

Wie von der Tarantel gestochen will Taehyung in den See stürmen, um sein Smartphone vor dem Untergang zu retten. Schließlich handelt es sich hier um seinen Arbeitsplatz, der ihm hilft, seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Er kann es nicht einfach auf dem Boot lassen. Was ist, wenn es zu weit hinaustreibt?

Mit beiden Beinen bereits im Wasser, spürt er auf einmal einen Ruck, gefolgt von einem Druck an seinem Handgelenk. Sofort geht sein Blick zu der Hand, die ihn zurückhält, lässt ihn weiterwandern und bleibt letztendlich am Gesicht seines Retters hängen. Seine Augen durchbohren ihn förmlich und er scheint ihn unter keinen Umständen loslassen zu wollen.