Hunger wie ein Bär

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Wie üblich kam ich nach der Schule nach Hause...

Nach Hause...

In so fern man diese Bruchbude als zuhause bezeichnen konnte.

Ich öffnete die Tür,
wie üblich kam mir der Geruch von Alkohol und Zigaretten entgegen,
wie ich diesen Geruch doch hasste.

Man konnte unsere Wohnung kaum noch betreten,
es herrschte das Chaos,
überall lagen Sachen auf dem Boden.

Glasflaschen,
Klamotten
und Müll...

Wie sehr ich es doch hasste,
das mein Vater so viel Müll produzierte.

Mein Vater lag schlafend auf dem Sofa und schnarchte.

Als eigentlich wie immer.

Der Aschenbecher auf dem Wohnzimmertisch rauchte
und die Woodkaflasche war nur bis zur hälfte geleert.

Leise,
um ihn nicht zu wecken,
schlich ich mich an ihm vorbei in die Küche,
ich hatte einen Bären Hunger.

Meine letzte richtige Mahlzeit war über 24 Stunden her.

Ich öffnete die Kühlschranktür und fand... nichts.

Was hatte ich auch erwartet?

Vor lauter saufen und rauchen hatte mein Vater sicher wieder keine Zeit gefunden Einkaufen zu gehen.

Und wenn er doch einkaufen war,
brachte er nur Alkohol und Zigaretten mit.

"Die Schule hat angerufen,
du hast schon widere geschwänzt"

Automatisch spannten sich alle meine Muskeln an,
als ich die Stimme meines Vaters hinter mir vernahm.

"Als würde es dich interessieren,
ob ich in der Schule bin oder nicht. "

Wütend funkelte ich meinen Vater an,
natürlich war ich in der Schule gewesen,
aber man hatte mich wie immer übersehen.

Ich hatte vor Jahren aufgegeben meinem Vater das zu erklären,
er verstand es ja doch nicht.

"Sei nicht so frech.

Ohne mich wärst du schon längst verhungert"

Nun war auch mein Vater wütend,
das konnte ich deutlich sehen,
aber es war mir egal.

In diesem Moment,
gewann der Rebell in mir die ober Hand

"Ich wusste gar nicht,
das Kinder sich nur von Bier und Zigaretten ernähren sollen,
das ist nämlich alles was du kaufst."

Mein Vater holte aus und wollte mich mal wieder schlagen,
wie immer wenn er nicht weiter wusste.

Aber die Jahre hatten mich schlauer gemacht,
ich wusste wie Papa tickte.

Und ich wusste darauf zu reagieren.

Mein Körper handelte blitzschnell,
wie aus einem Reflex war mein Arm oben 
und fing die meines Vaters auf.

Ohne je Selbstverteidigung gelernt zu haben,
könnte ich es.

Ich könnte es sogar ziemlich gut.

Wie immer wenn ich das tat,
sah Dad ziemlich dumm aus der Wäsche.

Und diesen Moment des Schockes,
nutzte ich um in mein Zimmer zu verschwinden
und die Tür hinter mir zu verschließen.

Ich hörte die Schritte meines Vaters,
der Versuchte meine Tür zu öffnen,
aber vergebens.

So kaputt diese Wohnung auch war,
die Türen hielten stand.

Auch in meinem Zimmer war es ziemlich unordentlich.

Aber das störte mich nicht weiter.

Ich hörte wie mein Vater zurück ins Wohnzimmer torkelte,
vermutlich um den Rest der Flasche zu leeren

Ich setzte mich derweil an  meinen alten Computer,
Papa hatten ihn mir geschenkt,
bevor der Alkohol mit ihm durch gegangen ist.

So zog ich mich also zurück in meine Virtuelle Welt,
die so viel besser was als die Realität,
bis ich die Tür hinter meinem Vater
und seinen Freunden ins Schloss fallen hörte.

Jetzt geht's los...

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