Das geht mir unter die Haut, wie ein warmer Sommerwind.
Ich hab das erst nicht geglaubt,
dass ich hier nicht alleine bin.
Das geht mir unter die Haut, dass wir verbunden sind.
Es zieht mich immer weiter gerade aus,
bis ich zu Hause bin.
Tim Bendzko – UNTER DIE HAUT
Es klopfte leise an ihrer Zimmertür.
„Herein", sagte Faith schwach. Sie saß auf ihrem Bett, den Rücken zur Wand, die Beine längs ausgestreckt. Ihre Mutter schlüpfte ins Zimmer und gesellte sich zu ihr.
„Ich habe eben mit Vincent gesprochen", begann sie nach einem kurzen Augenblick der Stille.
„Hmhm", machte Faith nur. Sie verspürte nicht wirklich den Drang nach einer Unterhaltung.
„Er scheint fest entschlossen, einen Neustart zu machen", fuhr ihre Mutter fort und sah ihre Tochter forschend an.
„Und? Was willst du von mir hören? Dass ich mit ihm gehen soll? Dass es das Beste für mich ist?" ihre Stimme wurde giftig. „Da ihr ja alle anscheinend besser wisst, was das Richtige für mich ist, nur zu. Sag's schon. Ihr kennt mich ja alle besser und wisst genau, was zu tun ist."
Ihre Mutter hob erstaunt eine Augenbraue. „Welche Laus lief dir denn über die Leber?"
Faith winkte ab. „Ich will nicht darüber reden."
„Na gut. Dann werde ich auch nicht darüber sprechen." Anya rutschte neben sie und lehnte sich ebenfalls an die Wand. Ihr Blick fiel zur Decke und sie lachte leise.
„Als du mir damals von deiner Idee mit dem Mandala erzählt hattest, habe ich dich für verrückt gehalten."
Auch Faith musste grinsen.
„Ich hätte nie gedacht, dass du es wirklich durchziehst. Und das auf so einem wackeligen Gerüst. Ich weiß nicht, wo du die ganzen Kisten hergeholt hast. Aber als ich in dein Zimmer kam und dich auf diesem Bauwerk stehen sah, so konzentriert am arbeiten, habe ich nicht gewusst, ob ich lachen, schreien oder weinen soll."
„Das stimmt", Faith lachte auf. „Stattdessen hast du Dad gerufen. Er kam so eilig ins Zimmer, als wäre jemand plötzlich tot umgefallen."
„Ja. Und anstatt mich zu beruhigen hat er laut los gelacht und ist zu dir geeilt, um dir zu helfen."
„In dem er die Kisten festgehalten hat."
Die beiden Frauen mussten lachen.
„Eines ist wohl mal klar. Deine Dickköpfigkeit und deinen Starrsinn hast du von deinem Vater." Anya griff nach Faiths Hand. „Was ich damit sagen will, Faith... lass dir von niemandem einreden, was du zu tun oder zu lassen hast. Das hast du schon als kleines Kind nicht getan, also fange jetzt nicht damit an." Ihre Blicke trafen sich. „Hör auf dein Herz. Es wird wissen, was in so einer Situation zu tun ist."
Faith schloss die Augen und bettete ihren Kopf auf die Schulter ihrer Mutter.
„Alles was ich immer wollte war, normal zu sein", sagte sie dann nach einer Weile. „Ein normales Leben, so wie jeder andere."
„Aber du bist nicht wie jeder andere", erwiderte ihre Mutter leise.
„Nein. Das bin ich nicht." Vor ihrem inneren Auge erschien Vincent. Er konnte ihr die Chance auf ein völlig normales Leben geben. Ihre Mutter schien ihren Gedankengang zu erahnen.
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Irgendwas, das bleibt (Divergent FF)
FantasiAls Faith den Ferox beitritt ahnt sie noch nicht, in was für Gefahren und Intrigen sie da hinein rutscht. Schon früh realisiert sie, dass Vertrauen etwas sehr Kostbares ist und dass nicht alles Gold ist, was glänzt. Umgeben von Raufbolden lernt sie...