Kapitel 25 - Hoffen und Bangen

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Wir haben auf Sand aufgebaut, das hat uns viel Kraft gebraucht.

Doch alles davon, war es mir wert. Und ich dank dir für jeden Tag bei dir.

Denn ich bereue nichts. Nicht einen Schritt, nicht einen Augenblick davon.

Auch wenn's verloren ist. Auch wenn's für uns nicht reicht, es war doch nichts umsonst.

Nichts umsonst.

Silbermond – ICH BEREUE NICHTS

Die ersten Sonnenstrahlen kitzelten Faith an der Nase und fröhliches Vogelgezwitscher drang an ihr Ohr. Es war lange her, seitdem sie auf diese Art und Weise geweckt wurde. Sie öffnete die Augen. Ihr Blick fiel an die Holzdecke, an der ein wunderschönes buntes Mandala gemalt war. Faith schmunzelte. Sie selbst hatte es gemalt, da sie es in ihren jungen Jahren irgendwann Leid gewesen war, stets an die langweilige Decke zu starren.

Sie war wieder in ihrem alten Zimmer. Ein etwas befremdendes und doch schönes Gefühl. Sie hatte den gestrigen Tag bei Eric verbracht, ihn gepflegt und nicht aus den Augen gelassen. Doch irgendwann war sie von der Müdigkeit und Erschöpfung übermannt worden. Ihre Mutter hatte sie schließlich in ihr altes Zimmer gebracht, mit etwas Essen versorgt und dann ins Bett gesteckt. Obwohl Faith das Gefühl hatte, bei Eric sein zu müssen, war sie eingeschlafen, noch bevor ihr Kopf in die Kissen sank.

Jetzt streckte sie die Füße aus eben diesem Bett und stand auf. Ihre Mutter hatte ihr ein paar Klamotten zurecht gelegt. Plötzlich verspürte Faith den Drang nach einer heißen Dusche. Seit über zwei Tagen lief sie in ihren verschwitzen Ferox Klamotten rum. Fix schälte sie sich aus den schwarzen Kleidern, warf sie auf einen Stuhl, der in der Ecke stand und ging ins angrenzende kleine Bad. Während das heiße Wasser auf sie nieder prasselte, schloss Faith die Augen. Es fiel ihr schwer zu glauben, dass sie nun erst einmal in Sicherheit waren. Nach allem, was passiert war.

Während sie sich abtrocknete, fiel ihr Blick auf die Feder unter ihrem Schlüsselbein. Das Tattoo hatte über die Monate ein bisschen an Farbkraft verloren, doch seine Bedeutung hatte es nicht gemindert. Unbestimmte... Faith hatte sich in den vergangenen Wochen mehrmals gefragt, ob nicht alles einfacher gewesen wäre, wenn sie keine Unbestimmte wäre. Was wäre passiert, wenn sie wie alle anderen gewesen wäre. Vielleicht hätte sie andere Freunde gehabt, vielleicht wäre das alles mit Eric nie passiert. Aber in einem Punkt war Faith sich sicher. Nur durch ihre Unbestimmtheit war sie im Stande gewesen, dem Serum zu widerstehen. Sie wollte nicht daran denken, was sie getan hätte, wenn sie unter dem Einfluss gestanden hätte, wie alle anderen.

Als Faith wieder ins Zimmer trat, griff sie zu dem kleinen Klamottenstapel auf der Kommode. Eine dunkelrote Leinenhose und ein hellrotes, fast oranges Top. Die Farben der Amite. Etwas in ihr sträubte sich, diese Klamotten zu tragen. So als ob sie sich damit in ihr altes Leben zwängen würde. Ein Leben, das nicht mehr ihr gehörte. Doch schließlich zog sie die Sachen an. Sie sah an sich herunter und zu dem zwiespältigen Gefühl mischte sich mehr und mehr das Gefühl der Heimat. Es hatte etwas Beruhigendes an sich.

Barfuß verließ Faith das Zimmer und ging den langen Flur entlang. Von irgendwo her erklang das Lachen von Kindern. Im nächsten Moment hörte sie rennende Kinderfüße auf dem Holzboden und am Ende des Flurs sah sie drei kleine Mädchen, die kreischend nach draußen liefen, dicht gefolgt von zwei kleinen Jungs. Faith musste lächeln. Wie sehr hatte sie das vermisst...

Beim Frühstück im großen Saal entdeckte sie Tris und Christina. Eilig nahm sie sich etwas zu essen und ging dann zu den beiden. Ihre Freundinnen hatten ebenfalls Klamotten von den Amite bekommen und begrüßten Faith freudig lächelnd.

Irgendwas, das bleibt  (Divergent FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt