Ich schaute noch ein Mal auf das Schreiben vor mir und setzte meine Unterschrift neben das überdimensionale rote Kreuz. Das war es also, eine einfache Unterschrift und ich war frei. Eine Freiheit die ich so nie gewollt hatte.
„Sergeant Samuels, bitte überreichen Sie mir ihr Abzeichen." Mein Lieutenant schaute mich gequält an, jedoch behielt er seine ausgestreckte Hand aufrecht vor mir. „Sie können jeder Zeit zurückkommen Samuels." Fügt er hinzu, auf seine typische väterliche Art.
Ich nickte nur und zog mein Abzeichen aus. Es war ein Teil von mir seit ich 17 war, ein einfaches Stück Metall, das mich in den letzten viereinhalb Jahren definiert hat. Ich legte es in seine Hand und drehte mich um. Während er die restlichen Seiten ausfüllte, stapfte ich nach draußen in die prallend heiße Sonne Texas.
Es war vorbei. Mein Leben, das ich mir aufgebaut hatte, war vorbei. Und jetzt würde ich aufbrechen in ein Land, das ich so gut wie gar nicht kannte. Eine Welt, die nicht hätte fremder sein können. Ich bereute es jetzt schon.***
Vor drei Wochen hatte ich meinen Stützpunkt verlassen. Den Ort, an dem ich seit kurz nach meiner Geburt gelebt hatte. Es war das einzige zu Hause für mich, das ich kannte. Und auch wenn ich den kleine Bungalow, meiner Tante Ruth am Rande von Tampa liebte, war es Zeit für mich aufzubrechen. Zum einen war der Sommer in Florida, nicht gerade das, was ich mir unter Erholung vorstellte und zum anderen hatte ich endgültig beschlossen wegzugehen. Zwar hatte ich mich bereits im Frühjahr in dem Internat angemeldet, doch hatte ich bis zuletzt mit meiner Entscheidung gehadert. Mich verband nichts mit Deutschland. Es war das Land meiner Mutter und selbst mit ihr verband mich, bis auf die gemeinsame Haarfarbe nichts. Und obwohl sie schon siebzehn Jahre tot war, hatte mein Vater sich stets bemüht mir ihre Muttersprache beizubringen. Mein Vater der an dem Wort ‚Streusel' schon scheitert. Es war liebenswert, ein bisschen peinlich, aber hauptsächlich unverständlich. Und so hatte ich bis zu meinem 16 Lebensjahr eine deutsche Schule besucht. Bis zu dem Tag, an dem ich offiziell zur Army durfte. Doch jetzt hielt mich nichts mehr. Weder dort noch hier im Land. Ein Land, für das ich noch vor kurzem fast mein Leben gegeben hätte. Und so würde ich meinen Anschluss nachholen, an einer "echten" deutschen Schule. An der, an der auch meine Mutter ihren Abschluss gemacht hatte. Ein Internat war im Grunde nichts anderes als eine Kaserne, oder nicht? Zumindest etwas, das ich kannte.
„Miss, ich bräuchte bitte ihr Ticket und ihren Pass." Der Mann am Flugschalter tippte genervt mit dem Finger auf die Ablage vor ihm. „Ihr Gepäck ist aber definitiv zu schwer."
„Sorry, ich hab da- Moment,- hier." Ich reichte ihm meinen Ausweis und sofort änderte sich seine Miene. Typisch.
„Oh Sergeant Samuels, Verzeihung bitte. Dann ist mit ihrem Gepäck selbstverständlich alles in Ordnung. Sie wissen, dass sie bei der ACA nicht an den normalen Schalter warten müssen, oder? Es ist uns eine Ehre das sie heute mit uns fliegen." Er tippte wieder auf seiner Tastatur und scannte meine Unterlagen. „Haben Sie Schusswaffen dabei Sergeant?"
„Ja, die die angemeldet ist." Ich hob den kleinen grauen Koffer auf die Ablage vor ihm und legte eine weitere kleine Tasche obendrauf.
„Dann werde ich jetzt jemanden kommen lasse, der sie für sie in Gewahrsam nimmt. Kennen Sie das Prozedere in Deutschland?" Er lächelte wieder als ich nickte. „Gut dann wird gleich Sergeant White ihre Waffe entgegennehmen. Einen Augenblick bitte."
er verschwand in hinter der Absperrung.
Die Schlange hinter mir fing an zu tuscheln und genervt aufzustöhnen. Sie hatten keine Geduld, verständlich, hatten sie doch schon 40 Minuten gewartet.
Doch Sergeant White kam schnell und mit ihm zwei weitere Soldaten.
„Oh oh, na das gibt noch Ärger." Gaffte die alte Frau ganz vorne.
Ich mied es sie anzusehen. Generell einen von ihnen.
„Staff Sergeant Samuels! Es ist mir eine Ehre Sie heute hier betreuen zu dürfen." Salutierend kam White vor mir zu stehen.
Ein letztes Mal noch, dann war ich ein niemand mehr. Dann war ich nur noch Amaryllis Samuels.
„Was ist den hier los?"
„Ah gar nichts. Irgend ein Militärkram auf den die Amis so abfahrt." Diese Stimme.
„Oh echt? Die da vorne oder was?"
„Schient so. Komm, es hat noch ein Schalter aufgemacht." Diese Stimme.
Ich schob meine Sonnenbrille hoch. Bevor ich mich umdrehen konnte, waren sie schon weg, blonde Haare waren das einzige, was ich noch sehen konnte. Jedoch halte ihre Stimme immer noch nach.
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Immer in liebe, A.
Romance"Hey Yankee, bekomme ich noch eine Antwort?" "Nein." Sie starrten sich an, voller Wut, die Verachtung spiegelte sich in ihren Augen. Keiner der beiden würde Nachgeben, so war es vom ersten Moment an. Amaryllis und Linnea. Zwei die nicht unterschied...