Es hätte ein ruhiger Sonntagmorgen werden können, hätte das Gepolter meines Vaters mich nicht aus dem Schlaf gerissen. Sanft viel das Licht der aufgehenden Sonne durch die Jalousien und zeichnete ein gepunktetes Muster an die Wand. Von unten vernahm ich ein wütendes Gebrüll, aber ich drehte mich trotzdem nochmal um. Ich wollte noch nicht aufstehen. Immerhin war ich erst seit drei Uhr im Bett. Doch alle meine Versuche entpuppten sich als vergebens. Die Wände unseres Hauses waren so dünn, dass ich viel zu viel mitbekam. Sollte ich je ein Haus bauen, würde ich nicht an den Wänden sparen. Ich schlurfte in Jogginghose die Treppe herunter. Es dröhnte unangenehm in meinen Ohren, Ich hätte doch nicht so viel trinken sollen gestern Abend. Schon von weitem begann der Wortbrei langsam verständlich zu werden.
„Dafür habe ich das nicht getan. Es hat Jahre gedauert, bis wir aus dieser Nummer raus waren, und was macht er? Reitet uns wieder mitten ins Schlamassel rein. Ich glaubt's nicht.", rief mein Vater fassungslos. „Jetzt beruhige dich doch mal. Du weißt ja gar nicht, was genau er vorhat.", versuchte meine Mutter ihn zu beschwichtigen. Was ist denn jetzt los, hatte ich wieder etwas verbrochen, und wusste nur nichts davon?
„Oh doch, ich weiß genau, was da los ist. Das ist ja wohl eindeutig. Seinen Sohn nach Prag schicken! Er denkt nur an das Geld was die Sache damals gebracht hat. Das wir dabei fast draufgegangen sind, hat er wohl vergessen. Dieser Kindskopf!", schrie mein Vater, jetzt umso lauter „Bitte! Rede dich nicht in Rage.", meinte Mama, diesmal bestimmter „Wir warten erstmal ab, und dann sehen wir weiter. Da findet sich schon eine Lösung."
Mittlerweile hatte ich die Tür zur Küche erreicht, wollte aber noch nicht eintreten. So würde ich nie erfahren, worum es eigentlich ging. Und irgendwie hatte mich dieses Gespräch neugierig gemacht. Ich ging als zu einem Schrank, und tat, als würde ich etwas suchen.
„Ich denke nicht, dass mein Bruder sich noch von der Idee abbringen lassen wird. Was er sich einmal in den Kopf gesetzt hat, macht er auch, und wenn wir mit ihm reden, macht er es erst recht, Anita. Was soll es da für eine Lösung geben?"
Augenblicklich musste ich grinsen. Mein Onkel Tom. Das schwarze Schaf der Familie. Er steckte fast ausnahmslos immer in Schwierigkeiten, war geschieden und meistens Pleite. Das hielt ihn aber nicht davon ab, fette Karren zu fahren und damit rumzuflexen. Auch wenn meine Eltern ihn nie ganz voll nahmen, mochte ich ihn irgendwie. Er ließ sich halt von niemandem was vorschreiben, hatte immer Sprüche auf Lager und war im Gegensatz zu meinem Vater wirklich jung geblieben. Heimlich hatte ich ihn immer bewundert. Das Gefasel meines Vaters von Vernunft ließ ihn kalt.
Versteht mich nicht falsch, ich mag meinen Vater, und vieles, was mein Onkel anstellte, war wirklich unsagbar dumm. Aber manchmal hatte mein Vater so einen Stock im Arsch, das es nervte. Denn es gibt ja schon Momente im Leben, wo man einfach nicht nachdenken sollte. Als ich klein war, hatten wir einmal mit Tom die Einkaufswagen vom Aldi geklaut und ein Wettrennen veranstaltet. Zugegeben, das Ganze endete damit, dass mein Cousin mit gebrochener Nase in die Notaufnahme musste. Meine Eltern waren stinksauer, aber um ehrlich zu sein, war es trotzdem echt lustig.
Wahrscheinlich hatte mein Onkel wieder einmal eine verrückte Geschäftsidee oder sonstiges. Mein Vater machte sich jetzt Sorgen, und würde verzweifelt versuchen, ihn von seiner Idee abzubringen. Die beiden würden sich furchtbar streiten, und mein Vater würde schwören, Tom nicht zu helfen, wenn alles schiefging. Aber spätestens in ein paar Monaten würde er diesen Vorsatz brechen, und seinem Bruder doch wieder Geld leihen.
Da ich mit nichts spektakulärem mehr rechnete, betrat ich schließlich die Küche. Mama stand mit einer Tasse Tee an die Arbeitsfläche gelehnt und mein Vater tigerte nervös durch den Raum. Als er mich sah, erhellte sich sein Gesichtsausdruck langsam. „Sag mal, Matteo, du weißt doch bestimmt immer noch nicht, was du nach der Schule machen willst, oder?", erkundigte er sich. Auf seinem Gesicht lag ein merkwürdig listiger Ausdruck.
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Das Geheimnis der Zeit
Tarihi KurguWenn Zeitreisen wirklich möglich wären, was würden die Menschen dann damit anstellen? Sicher nicht nur Gutes... "Das hier ist total albern", sagte Nouk." Ich meine, wir sind doch keine Team oder so. Wir sind...", sie machte eine unbestimmte Geste. "...