Noch immer etwas aufgebraust lehnte ich mich an die Wand der Toilettenkabine, in welche ich soeben verschwunden war. Ich wusste selbst, dass es total kindisch schien, wie ich vor meinem Problem wegrannte, anstatt mich ihm zu stellen. Doch war dieses Problem nicht irgendein Problem. Denn das Problem hieß Kim Taehyung und war definitiv nicht leicht zu lösen.
Ich wünschte mir wirklich, ich könnte ihm einfach alles erklären, doch kannte ich ihn in- und auswendig und konnte mir kaum vorstellen, dass er sich in diesen zwei Jahren so sehr verändert hatte, dass er nun anders reagieren und handeln würde als damals. Und das Risiko wollte und konnte ich einfach nicht eingehen. Dafür war er mir zu viel Wert. Und so sehr es auch wehtat, mich ihm nicht annähern zu dürfen und nicht wieder alles so wie früher werden zu lassen, musste ich da durch. Irgendwann würde er lernen, damit zu leben, mich vielleicht auch hassen und sich somit auch von mir fernhalten.
Ich dachte eigentlich, ich hätte das Ziel schon so gut wie erreicht. Sogar Jimin hatte mir schon mehrere Male klar gemacht, dass ich mich regelrecht wie ein Arschloch verhielt seit Taehyung wieder da war. Und genauso war es nicht zu übersehen, dass Yoongi und Namjoon nicht viel von mir hielten.
Wenn es doch meine ganze Klasse und Yoongi und Namjoon schafften, mich zu hassen, wieso schaffte es dann Taehyung immer noch nicht?
Wieso versuchte er es nun schon zum wiederholten Mal, mich anzusprechen und irgendwie mit mir ins Gespräch zu kommen? Wieso wollte er wieder den Kontakt zu mir suchen, wo ich doch so ein Arsch war. Wieso ließ er mich nicht einfach in Ruhe, so wie es richtig war?Ich verbrachte noch einige Zeit auf der Toilette und erst als es zum Pausenende klingelte, verließ ich den Raum und ging zurück zum Klassenzimmer, wo bereits nach und nach die restlichen Schüler eintrafen.
Ich erschrak, als ich sah, dass Taehyung noch immer am gleichen Punkt stand wie als ich gegangen war. Er lehnte an der Wand und sah auf seine Hände, spielte verträumt an den Ringen an seinen Fingern herum. Mit langsamen Schritten ging ich zu meinem Platz und hoffte innerlich, er würde mich nicht bemerken, wo er doch so in Gedanken versunken war. Doch sah er direkt auf, als ich mich wieder auf meinen Stuhl setzte, was meinen Herzschlag wieder mit einem Mal verschnellerte.
Zwar versuchte ich, den Blickkontakt zu ihm zu meiden, doch war das kaum möglich. Ich war zu sehr gefesselt von seinen Augen und egal, wie sehr ich es versuchte zu verhindern, ich liebte es, ihm in die Augen zu sehen."Geht's dir gut?", fragte er und sah mich besorgt an. "Du warst lange weg. Ist dir nicht gut?"
Ich schüttelte sofort den Kopf und wollte sogleich antworten, doch schloss ich meinen Mund wieder genauso schnell, wie ich ihn geöffnet hatte.
Ich durfte ihm nicht das Gefühl geben, es sei okay, sich um mich zu sorgen! Er durfte das nicht. Eigentlich sollte er nicht einmal vor mir sitzen!"Wenn du mich jetzt nicht in Ruhe lässt, ja.", gab ich in einem etwas schnippischen Ton von mir und hoffte, er würde endlich aufstehen und gehen. Mittlerweile kamen immer mehr Schüler ins Klassenzimmer und ich sah mich um, ob irgendjemand in unsere Richtung sah.
Taehyungs Blicke folgten meinen, das sah ich im Augenwinkel. Vielleicht hätte ich nicht so panisch umhersehen sollen. Nicht, dass er was ahnte..Unsere Blicke trafen sich wieder und er verzog seine Miene kein bisschen.
"Was geht bloß in deinem Kopf vor?", murmelte der schwarzhaarige, ehe er sich von der Wand abstieß.
Als dann Jimin wiederkam und sich neben mich setzte, drehte sich Taehyung endgültig um und ging zurück zu seinem Platz.
Er warf keinen Blick mehr nach hinten zu mir."Was war das? Habt ihr geredet?", fragte Jimin nun schon voller Freude, doch schüttelte ich sofort den Kopf, was ihn enttäuscht schauen ließ.
"Nein, Jimin, wie oft denn noch?", seufzte ich, ehe mein bester Freund die Arme verschränkte und genervt ausatmete.
"Okay, ich sag da nichts zu. Ich hab keine Lust, schon wieder deswegen zu diskutieren."Ich ließ seine Worte einfach unkommentiert und packte meine Tabletten aus, woraufhin ich eine schluckte. Ich war schon beinahe zu spät dran, denn 11 Uhr war bereits vergangen.
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Punkt Eins || taekook
FanfictionDieses berauschende Gefühl, wenn das Herz ganz schnell klopft, jede Faser des Körpers unter Strom steht und einen vollkommen lebendig fühlen lässt - der Nervenkitzel. Für ein paar Minuten dem lästigen Alltag entfliehen und leben, über nichts und ni...