Punkt Eins || taekook

24 • His Smell

Überraschenderweise lief ich, als ich zu Hause ankam, direkt Elin in die Arme. Ich war ein wenig verwirrt darüber, denn normalerweise war sie um die Uhrzeit immer noch auf Arbeit gewesen.
Als sie mich reinkommen hörte, stürmte sie sofort um die Ecke und musterte mich ziemlich aufgebracht.

"Kind, was machst du nur für Sachen?", entkam ihr sofort, während ich mich meinen Schuhen entledigte.
"Also erstens war das alles halb so wild. Und zweitens: ich bin kein Kind mehr. Schon vergessen, dass ich ab heute 18 Jahre alt bin?"
"Naja, genau genommen offiziell eigentlich erst um 21:08.. Aber ich lass das mal gelten."
Ich lachte auf und legte meinen Rucksack in den Flur, damit ich ihn später mit in mein Zimmer nehmen konnte.

"Stop mal, wie meinst du das 'halb so wild'? Die Schule hat mich total besorgt angerufen, dass du zusammengebrochen bist und sie fast den Notarzt rufen mussten! Was genau daran ist 'halb so wild'?"
Ich setzte mich auf die Couch und kniff die Augen zu. Elin wurde immer laut, wenn sie besorgt war. Ich meine, ich konnte es ihr nicht übel nehmen. Ich hatte ihr natürlich einen Schrecken eingejagt.. Ihre Reaktion war nachvollziehbar.

"Mein Chef hat mich extra früher gehen lassen, weil er von dem Telefonat mitbekommen hat. Ich hab mir wirklich Sorgen gemacht, Guk. Ich hatte echt Angst, dass du ins Krankenhaus musst.. Und dann auch noch an deinem 18. Geburtstag."
"Ich weiß, tut mir leid. Ich hatte verpeilt, meine Tablette rechtzeitig zu nehmen und dann hat mich auf einmal Yugyeom überfallen und dann waren da noch seine Freunde und so viel Aufregung und dann musste ich noch ewig viele Treppen hochlaufen, weil ich spät dran war und irgendwie wurde meinem Kreislauf das dann ein bisschen zu viel.. "
Mit zusammengezogenen Augenbrauen musterte meine Tante mich und tippte immer wieder aufgeregt mit ihrem Fuß auf dem Boden. Diese Geste ließ mich auch etwas nervös werden. Irgendwie konnte ich sie in dem Moment kaum ansehen, zu sehr drückten die Schuldgefühle meine Schultern runter, was meinen Kopf hängen ließ.
"Aber normalerweise musst du dich dann doch hinsetzen und kurz durchatmen, deine Tablette nehmen, etwas trinken.. Herr Tang.. Rang? Lang? Ahh Kang! Herr Kang meinte, du konntest kaum noch laufen und bist komplett abwesend gewesen.. Guk, bitte sag nicht..-"
Ich biss mir auf den Lippen herum und sah langsam zu ihr auf.
".. Ich hab Panik bekommen.", gab ich leise von mir, es war fast ein Flüstern. Sie seufzte.
Das war ein ganz schwieriges Thema.
"Du weißt doch, immer wenn ich aufgeregt bin, geht das schnell in Panik über.. Der ganze Stress und das Treppensteigen war total anstrengend und dann hab ich schlecht Luft bekommen..", erzählte ich ruhig, in der Hoffnung, sie würde sich endlich etwas beruhigen. Ihre aufgebrachte Stimmung ließ auch mein Herz unangenehm gegen meinen Brustkorb hämmern.

Es entstand kurz Stille, denn das Ganze war eine schwierige Angelegenheit. Elin und ich hatten schon unzählige Male darüber gesprochen, teilweise auch wirklich gestritten. Sie sorgte sich einfach nur extremst und konnte nicht verstehen, wie rücksichtslos ich manchmal gegenüber mir selbst war. Sie meinte immer, meine Gesundheit sollte bei mir ganz oben stehen, doch dachte ich wohl lieber öfter daran, anderen etwas gutes zutun..
Sie hatte mir schon so häufig Vorträge darüber gehalten, dass ich meine Tabeltteneinnahme einhalten muss und mehr auf mich selbst achten sollte und jedes Mal war es das gleiche.. Ich versuchte es ja, ich gab wirklich mein bestes. Aber irgendwie war das so ein Trubel an diesem Tag, da konnte ich doch gar nichts für..oder?
Eigentlich auch egal, denn die Schuldgefühle breiteten sich trotzdem in unzähligen Mengen in meinem Kopf aus.

"Du hattest wieder eine schlimme Panikattacke gehabt, stimmts? Es klingt so.. Du hast keine Luft mehr bekommen, deine Kräfte sind verschwunden,.. Und dein Kreislauf kam auch noch dazu.."
Vorsichtig nickte ich und sie schnaubte, ehe sie in die Küche lief.
Es war nicht ihre Intention, sauer auf mich zu sein und mich so anzugehen, das war mir bewusst. Die Sache ist die; sie hatte in der Vergangenheit auch oftmals mit Panikattacken zu kämpfen gehabt, wirklich schlimme sogar. Sie war ein paar Male sogar im Krankenhaus gelandet deswegen. Das war auch der Grund, weshalb sie bei der Thematik so empfindlich reagierte. Es belastete sie einfach noch immer sehr und sie wollte nicht, dass ich durch das gleiche gehen musste wie sie es einst tat.
Ich war ihr nicht böse, als sie den Raum verließ und mich auf dem Sofa zurückließ, denn ich wusste, sie würde ein paar Minuten brauchen, um sich zu beruhigen. Es wühlte sie jedes Mal sehr auf, wenn mir etwas derartiges passierte.