Punkt Eins || taekook

39 • 7 Minutes in Heaven

Jeongguk und ich waren fleißig dabei unser Referat für die Schule vorzubereiten. Anfangs war die Stimmung noch etwas angespannt, weil ja eigentlich genau diese Thematik uns immer irgendwie im negativen begleitet hatte. 'LGBTQ'
Ich musste mir die letzten Stunden, in denen wir hier saßen, mehrmals ins Gedächtnis rufen, was damals eigentlich alles passiert war. Und desto mehr ich darüber nachdachte, umso weniger konnte ich verstehen, weshalb gerade Jeongguk diese Thematik behandeln und der Klasse vorstellen wollte.
Ich hatte bereits erwähnt, als ich es meinem Großvater erzählt hatte.. Jeongguk hat zur damaligen Zeit einen Haufen Bullshit abgezogen, aber in meinen Augen übertrifft diese Aktion nichts. Er hatte herumerzählt, ich hätte ihn sexuell belästigt und angefasst, ohne dass er es wollte. Und anfangs war ich der festen Überzeugung, es sei nur Blöff, dennoch hinterfragte ich alles, denn ich konnte mir nicht sicher sein. Ich konnte mir nicht sicher sein, ob er es wollte. Wir waren beide betrunken an diesem Abend...
Aber ich hatte keinen kompletten Blackout nach dem Ganzen. Ich konnte mich eigentlich an alles erinnern, genauso wie er. Daher verstand ich nicht, wieso er solche Behauptungen überhaupt aufstellte. Hätte er sich geweigert, weiter mit mir zu gehen, hätte ich sofort aufgehört. Er kennt mich doch, dachte ich. Niemals würde ich ihm oder generell irgendwem so etwas schlimmes antun. Es musste irgendwas dahinter stecken, denn er würde sich das nicht einfach so ausdenken, da war ich mir sicher.
Ich ließ das Ganze in meinem Kopf Revue passieren. Immer und immer wieder. Es machte einfach alles keinen Sinn.

Eigentlich ist alles wie immer gewesen. Zwischen Jeongguk und mir war alles super. Alles war wie gewohnt und gut so wie es war.
Bis zu dem Tag, als Jeongguk und ich unser erstes Mal hatten. Gemeinsam.
Oder eher gesagt bis zu den Tagen danach.. Ich bin mir da selber nicht mal wirklich sicher. Schließlich bekomme ich keinerlei Antworten auf meine unzähligen Fragen.

Es war eine Samstagnacht. Wir waren gerade mal 16 und 15 Jahre alt, aber wie ich schonmal erwähnt hatte, gab es sowas wie „illegal" bei Jeongguk und mir nicht. Wir waren irgendwie immer so auf dem Trip „Wir leben nur einmal", deswegen dachten wir, uns gehöre die Welt. Wir lebten teilweise echt wie in unserem eigenen Film. Uns war alles egal. Zumindest fast alles.
Wir waren auf einer Party, auf der wir wahrscheinlich nicht einmal hätten sein sollen. Irgendjemand aus der Oberstufe hatte für seinen 18. Geburtstag eine kleine Halle gemietet und sämtliche Leute eingeladen. Yoongi, der damals schon 17 war, hatte gute Connections zu dem Typen und hat somit die ganze Freundesgruppe auf diese Party gebracht. Wir hatten unfassbar Angst, nicht reingelassen zu werden wegen des Angebots an Alkohol (und wahrscheinlich auch anderem Zeugs...).
Es waren dennoch einige Minderjährige anwesend, auch wenn die trotzdem alle schon 16 waren. Immerhin konnte man in dem Alter wenigstens schon ein bisschen was trinken. Jeongguk war allerdings erst 15. Er gab sich als 16 aus und keinen interessierte es dann im Endeffekt mehr. Somit kamen wir dann doch ganz easy rein.
Und dann begann es.. Anfangs tranken wir nur etwas Bier, tanzten zur Musik und spielten ein paar Trinkspiele mit. Dann wurde es so langsam immer mehr.. Wir tranken zum ersten Mal härteren Alkohol. Eigentlich gab es sogar einen Typen, der die Getränke im Auge behielt und für die Bar verantwortlich war, doch als der mit irgendeinem Mädel im Nebenraum verschwunden war, nutzten wir die Gelegenheit und schnappten uns die erste Flasche, die nach hartem Zeug aussah, die wir sehen konnten und gingen damit zurück zu den Jungs. Die feierten uns natürlich dafür, dass wir was mitgebracht hatten und die Vodka-Flasche war schneller leer, als man schauen konnte.
Wir hatten nur nicht bedacht, dass wir so harten Alkohol natürlich nicht gewohnt waren. Vor allem die Menge hatten wir komplett unterschätzt. Dementsprechend waren wir ziemlich schnell ziemlich voll.
Den anderen ging es nicht anders und dann schlug Jimin die grandiose Idee vor „7 Minuten im Himmel" zu spielen, in welchem man durch Flaschendrehen mit einer beliebigen Person aus der Runde in einen anderen engen Raum oder Kleiderschrank gesteckt wird. Und das für 7 Minuten. Wir, was für horny Teenager wir nunmal waren, fanden den Vorschlag natürlich alle super, vor allem in unserem Zustand.
Und so kam es, dass (wer hätte das gedacht?) Jeongguk und ich in einem engen Schrank aneinander gepresst standen. So nah, dass wir den Atem der anderen Person auf unserer Haut spüren konnten.
Und dann.. Naja.. Man kann es sich wahrscheinlich bereits denken. Eins kam zum anderen. Erst witzelten wir nur ein wenig herum bis wir uns auf einmal wirklich küssten. Und dann wurde es zum rummachen und ich küsste seinen Hals und er zog mir beinahe das Shirt aus.
Und dann wurde die Schranktür aufgerissen und jeder lachte uns aus. Die 7 Minuten waren vorbei.
Wir standen da mit geschwollenen Lippen und Jeongguk hatte einen Knutschfleck am Hals. Beide eine Beule in der Hose und alle lachten. Teilweise machten sie sogar Fotos von uns. Es war so demütigend, dass wir uns kurzerhand dazu entschieden die Party zu verlassen.
Unsere Freunde hatten alles mitbekommen und waren uns gefolgt, hatten gefragt, ob alles in Ordnung sei. Bis auf Jimin, der war dort geblieben. Weshalb weiß ich nicht, doch ich sah es nie als relevant an, da wir alle endlos betrunken waren. Ich schob es auf den Alkohol.
Schließlich verabschiedeten sich Jeongguk und ich von den anderen, da uns wirklich du Lust am Feiern vergangen war. Anfangs schwiegen wir uns auf dem Heimweg nur an, doch auch das hielt nicht sonderlich lange an. Ab irgendeinem Punkt lachten wir nur noch über die letzten Geschehnisse und als wir bei meinem Zuhause angekommen waren, kam die Lust wieder auf. Nicht die Lust zu feiern.. sondern.. ihr wisst schon.
Ich denke, ab hier kann man sich sicherlich denken wie Story ihren Lauf nahm.
Wir fingen erst an uns zu küssen, dann zogen wir uns aus und dann.. passierte es.
Wir redeten währenddessen nicht. Es geschah einfach. Es ging alles so schnell.