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Cataleya
Und so lagen wir da, mein Kopf auf seiner Brust, seine Hand auf meinem Rücken.
Es fühlte sich fremd an, dieses Gefühl in seinen Armen zu liegen und zu glauben, das in diesem Moment 100 bewaffnete Männer rein stürmen  könnten , und ich würde mich trotzdem am sichersten Ort der Welt fühlen?

Er atmete schwer, die Schusswunden hatten ihn stark zugerichtet. Was sollte ich jetzt tun? Vielleicht wäre es gut wenn ich mich mit Monse treffen würde, oder Carlos?
Ich brauchte definitiv jemanden zum reden, jemand der nicht austicken würde wenn er hören würde das ich auf einer Rettungsmission war die Fehlgeschlagen war.
Oscars Daumen bewegte sich an meinem Rücken auf und ab und sorgte für eine gewaltige Gänsehaut. Die Bilder aus meinem Traum kamen zurück und ich zuckte zusammen. Solch eine Zärtlichkeit hätte ich niemals von ihm erwartet.
,,Solche Dinge träumen also Leute die Todesangst vor mir haben...sehr interessant..", hörte ich Oscar sanft sagen.
Ich erhob mich, das war dass Stichwort dafür Abstand zu halten.
,,Todesangst? Träum weiter."
Mein Stolz baute sich in mir auf. Dachte er echt ich wär ein verängstigtes kleines Mäuschen?
Sein schelmisches Lächeln zeigte sich während seine Augen geschlossen waren.
,,Glaub mir ich träume von weitaus mehr als nur das. Du solltest Angst vor mir haben Cataleya.
Angst ist gut. Sie macht dich vorsichtig, lässt dich Abstand wahren. Und diesen Abstand solltest du von mir halten. Komm mir bloß nicht mehr in die Quere Kleines."
Spinnte der jetzt total?
Wie kann jemand , der nicht eine Frau im hochschwangerem Stadium ist, solche Stimmungsschwankungen haben? Ohne mich wäre er da nicht ein Mal rausgekommen! Jetzt erinnerte ich mich wieder daran wie sehr ich ihn eigentlich hasste.
So ein arrogantes Arschloch.
,,Schatz wohin gehst du?" Meine Mutter stand mitten im Zimmer mit einem Teller voller Aufschnitte in den Händen.
,,Raus hier. Ich bin eindeutig nicht mehr erwünscht."
Er hatte erreicht was er wollte und ich schlug hinter mir die Haustür zu. Ich kann mich nicht daran erinnern wann ich das letzte mal so tief durchgeatmet habe.
Nachdem ich mich wieder auf das Autodach gesetzt hatte, nahm ich mein Handy hervor um Monse's Namen in der Kontaktliste wählte.
,,Hi girl, lust spazieren zu gehen?"
Sie lachte kurz.
,,Klar bin bereits unterwegs. Bin in 10 Minuten bei dir."
Ich legte auf und zündete mir eine Zigarette an.
Und wieder sorgte mein Kopf für komische Bilder.
Oscar liegt gerade wirklich ohne Oberteil auf der Couch... Die Erinnerung an unserem kleinen Zusammentreffen in der Küche kam mir wieder in den Sinn und in mir brannte es.
Seine Hände an meinem Körper... dieser massive Körper der mich in die Luft hob... diese Dominanz die einen in den Wahnsinn treibt.
Er hatte die ausdruckvollsten Augen geschenkt bekommen die ich jemals gesehen habe. Manchmal hatte ich das Gefühl das er mich mit diesen Blicken ausziehen würde.
Ich hatte meine Leidenschaft für etwas animalisches in ihm gefunden. Eine Leidenschaft die mich zu einer anderen Person macht, wilder, mutiger, hungriger nach all den Geheimnissen die sich in diesem Mann befinden. Oder war ich nur hungrig danach was er mit mir tun könnte?
Mein Atem ging unregelmäßig und ich spürte aufeinmal meinen Körper noch intensiver. Gott ich wollte das mich dieser Mann berührt und das jetzt, überall, wo es nur möglich ist.
Das Tier war in mir geweckt und ich sprang vom Auto, völlig in Vergessenheit geraten das Monse auf dem Weg zu mir war, doch ich wollte es jetzt. Ich wollte Oscar.

,,Cataleya!!!"
Ich hörte ihre Stimme aus der Ferne während ich meine Hand bereits auf die Türklinke gelegt hatte.
Der Hunger in mir verschwand auf der Stelle und ich wachte aus einer Trance auf die ich zuvor noch nie erlebt hatte. Ein unglaubliches Gefühl, es machte mich süchtig.

Wir umarmten uns zur begrüßen und machten uns auf den Weg.
,,Was gibts neues? Ich hab das Gefühl ich bin seit Tagen nicht mehr auf dem neusten stand."
Ich nickte und musste lachen.
,,Kurz und knapp, Oscar liegt momentan halbnackt und mit Schusswunden auf unserer Couch."
Sie blieb stehen. Wie erstarrt schaute sie mich an und hörte sie schlucken.
,,Ich weiss nicht was mich gerade mehr beunruhigt, der Fakt das du als erstes halbnackt erwähnt hast , oder das er ohne Diego hier ist. Was in Gottesnamen ist passiert?"
Und dann fing ich an zu erzählen, mein Ausriss in das Gebiet der Black Jacks, mein erstes Treffen mit Jack, Oscars Zustand, meine Flucht. Ich ging auf jedes einzelne Detail ein , auch was meine erotischen Gedanken an ihn betrifft.
,,Damn... du hast es wirklich geschafft in nicht mal einem Jahr ein ganzes Abenteuer zu erleben. Das heißt du stehst auf Oscar?"
,,Ja...aber er zeigt mir immer wieder sein falsches Gesicht. Manchmal habe ich das Gefühl das er an Schizophrenie erkrankt ist. Aber das ist nicht das wichtigste. Was soll ich nur tun wegen den Black Jacks?"
Sie dachte nach, das sah ich in der Art wie sie ihr Gesicht verzog. 
,,Ich würde sagen du bestehst auf das Gespräch mit Oscar. Wenn Diego vielleicht noch leben sollte bin ich mir sicher das er einen Plan schmieden wird um seinen Bruder rauszuholen, oder Rache zu nehmen. Spooky schafft es in keinem Fall in nichtmal einer Woche etwas dagegen zu unternehmen.
Welcher Mensch lässt sich Monate lang foltern und hält die Füße still?"
Monse hatte recht, ich muss geduldig sein und vor allem bei Sinnen bleiben.
,,Hast du von dem neuen Music Shop  in der Stadt gehört? Die haben da eine unglaublich große Auswahl an Musik."
Ich wurde hörig. Ein Plattenladen?
Ein richtiger Musikshop?
War das vielleicht mein Ventil für den ganzen Frust der sich durch mich hindurch frisst?
Wir beschlossen sofort hin zu laufen.
,, The Musicguard ." Stand auf einem riesigen Schild über einen kleinen Laden.
Als wir eintraten, begrüßte mich der Duft von alten Schallplatten.
Vor uns erstreckten sich lange Regale mit unzähligen  Platten. Es waren sogar CD-Sammlungen vorhanden und sie hatten auch Schallplattenspieler in jeder Form und Farbe in Glasvitrinen an der Wand befestigt. Im Hintergrund lief leise let's Groove von Earth Wind and Fire. Ein tolles Lied.
Ich spürte wie mein Geist mit diesem Ort verschmolz...Ich gehörte hier her.
Ein junger Mann mit einem hellbraunen Lockenkopf und einem Schnauzer kam auf uns zu. Seine grünen Augen blitzten mir entgegen.
,,Hi Leute! Ich bin Liam, ihr seid einer unserer ersten Kunden. Wie kann ich euch behilflich sein?"
Er kam sehr unschuldig und sympathisch rüber.
,,Sucht ihr zufällig ein paar helfende Hände?"
Seine Miene veränderte sich in ein unerklärlich überraschtes Gesicht.
,,Du meinst als Aushilfe?"
Ich nickte heftig und flehte zu Gott das er mich einstellen würde.
Monse hielt nicht wirklich viel von meiner spontanen Aktionen, das sah ich an der Art wie sie sich zur Seite drehte.
,,Hast du denn auch Erfahrung mit den besondersten Musikkünstlern aus der Vergangenheit und natürlich der Gegenwart?"
Noch ein Nicken kam von mir und er schaute mich skeptisch an.
,,Na gut, aber das klappt auch nur weil du echt cool wirkst und ich mag deine Haare."
Ich grinste Monse fett an.
,,Deine spontanten Ideen sind genau das was dich irgendwann noch ins Grab bringt!"
Fauchte sie mir leise zu während wir Liam folgten.

Die Sünden des Santo //Oscar Diaz- aka. SpookyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt