Da stand ich nun. Vor dem Mann der mir so viel Angst einjagte und gleichzeitig meine Sinne verrückt spielen ließ. Er schaute auf mich herab und zog die Augenbrauen zusammen. Mit seinem Daumen strich er mir über die Wange und nahm ihn in den Mund. ,,Warum hast du geweint?''
Wie kann man nur so seltsam sein? Natürlich antwortete ich nicht darauf und lief langsam los. Er trottete neben mir her und ich sah aus dem Augenwinkel wie er immer noch die Flasche in der Hand hatte. Die Stille wurde immer unangenehmer als wir die Straße entlang liefen. Ich spürte die Kieselsteine unter meinen nackten Füßen und dachte darüber nach warum ich nur mit Oscar mitgegangen sei. Was erhoffte ich mir eigentlich? War ich wirklich so blöd und war eben einem möglichen Kidnapper in die Arme gelaufen?
Seine Hand tauchte auf und ich sah das er mir eine Zigarette anbieten wollte. Als ich sie entgegen nahm und sie anzündete hörte ich seine dunkle Stimme sagen :,,Meine Mutter war nie für Diego und mich da. Die Drogen hatten sie mit in eine andere Welt verschleppt.'' Ich sah Oscar's verletzten Blick und blieb stehen. Ohne mit der Wimper zu zucken riss ich ihm die Flasche aus der Hand und schaute ihn wütend an. Wenn es eines gäbe was ich über alles hasste dann waren es Säufer. Er schaute mich wütend an während ich die Flasche umdrehte und die komplette Flüssigkeit auf die Straße plätscherte. Oscar packte mich am Arm doch bevor er noch fester zudrückte als er es sowieso schon tat, traute ich mich etwas , von dem ich niemals gedacht habe das ich es jemals tun würde. Langsam kam ich ihm näher und drückte mich gegen ihn. Leicht umgriff ich seinen Rücken und lehnte meinen Kopf an seine Brust. Mein Vater hatte mir einst beigebracht wie man mit schlecht gelaunten Menschen umgeht. Er erschrak unter meiner Berührung und stand ganz steif da. Doch ich ließ nicht locker.
Ich spürte wie sein Atem immer langsamer wurde und er seine großen Arme um mich legte. Oscar's Körperwärme umringte mich und in mir stieg auf ein Mal ein Gefühl hoch das ich seit einer langen Zeit nicht mehr gespürt hatte. Sicherheit. Er holte tief Luft und seine Hände vergruben sich fester in meinen Körper. Warum sagte er nichts? Wir standen sicherlich seit einer halben Minute Arm in Arm da und gaben keinen Ton, geschweige denn eine Bewegung von uns. Sein Duft stieg mir in die Nase und löste eine Gänsehaut aus. Langsam ließ ich meine Arme sinken und er löste sich von mir. Oscar steckte sich eine Zigarette zwischen die Lippen und ich sah wie er mit sich selbst kämpfte denn er brachte kein Wort mehr heraus. Mir fiel auf dass er seinen Verband ausgewechselt hatte und er roch wieder nach diesem unbekannten Parfüm. Er schaute mir in die Augen während er an der Zigarette zog und nickte mir zu. Was sollte das bedeuten? War das ein Dankschön? Oder war das ein Zeichen dafür das ich gehen sollte?
,,Ich bringe dich morgen früh zur Schule. Um kurz vor sieben stehe ich vor der Tür,'' sagte er und legte seine Hand auf meine Schulter. Danach lief er weiter und ließ mich stehen. Wo geht er wohl hin? Wollte ich das überhaupt wissen? Ich sah wie Oscar sich immer weiter von mir entfernte und die Dunkelheit seinen Körper verschwinden ließ. Hatte ich eben seinen schwachen Punkt getroffen? Ich hielt meinen Oberkörper mit meinen Armen und versuchte mich an das Gefühl zu erinnern wie er mich umarmt hatte. War das die Leidenschaft von der Carlos gesprochen hatte? Mir wurde immer klarer wie viel eine Berührung wie solche auslösen konnte. Ich spürte meinen Herzschlag bis in mein Gesicht und ein Lächeln erschien in meinem Gesicht. Oscar war ein ganz anderer Mensch.
Ich hatte vergessen das jeder Mensch , auch er eine Art von Verlust erlitten hat. Doch darüber zu reden schafft nicht jeder. Also vertraut mir Oscar?
Langsam drehte ich mich um und lief zurück zu unserem Haus. Dieser kurze Moment, erfüllt von Zärtlichkeit , hatte ich in auf dem Weg bis hoch in mein Zimmer, tausende Male wiederholt.
Die Freude stieg in mir hoch als ich meinen Kopf in das weiche Kissen meines Bettes niederlies, denn ich würde ihn morgen wieder sehen.
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Die Sünden des Santo //Oscar Diaz- aka. Spooky
FanfictionDie Gangs in Mexiko sind unberrechenbar und gefährlich. Was treibt wohl ein harmloses und braves Mädchen in solch eine Gegend? In dieser Geschichte trifft Cataleya auf neue Freunde, verschollene Familienmitglieder und den bedrohlichen Oscar, dessen...