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Nachdem ich mich eingerichtet hatte, entschied ich mich dazu mich zu meiner Mutter zu gesellen und lief ins Erdgeschoss. Am Ende der Treppe angekommen bemerkte ich das es sich die drei Frauen in der Sofalandschaft im Wohnzimmer gemütlich gemacht hatten. Jasmine hatte ihre Highheels ausgezogen und wackelte friedlich mit ihren rot-lackierten Zehen während sie ihre Fersen auf dem Tisch abgelegt hatte. Ihre kleinen Hände mit den langen und roten Gelnägeln umfassten ein Weinglas. Sollte ich mich wirklich dazu setzen? Ich hörte wie meine Tante stolz von ihren sexuellen Abenteuern erzählte und über alte Klassenkameradinnen wie über jetzige Arbeitskollegen lästerte. Langsam schlich ich weiter auf die Haustüre zu und entschied mich dazu ein wenig Zeit im Vorgarten zu verbringen. Das Wetter muss man einfach genießen. Und so lange ich das Grundstück hier nicht verlassen würde, kann mir doch nichts passieren. Mit meinen nackten Fußsohlen stieg ich auf die Motorhaube unseres Autos und setzte mich im Schneidersitz auf das Autodach, nachdem ich das Haus verlassen hatte. Das hatte ich schon als kleines Kind gemacht und es wurde nach den Jahren eine Gewohnheit. Also packte ich die Zigaretten und mein Handy aus um beides vor mir zu platzieren. Aus der Ferne hörte ich Songs von Don Omar spielen, aber zog es lieber vor meine Kopfhörer zu nutzen während ich mein Buch weiter lesen würde, das ich von oben mitgenommen hatte. Das graue Blech unter meinen nackten Beinen war noch warm von der Mittagssonne und ich streckte meine Beine aus um die komplette Hitze zu spüren. Ich konnte nicht verstehen warum Olivia und Diego mich so seriös gewarnt hatten, diese Nachbarschaft ist abgesehen von der Clique die Musik hörte, ziemlich ruhig.

...Ich meine, Jesus, wer hat noch überhaupt Lust auf Sex? Leute tun so, als ob es das Wichtigste ist, was Menschen tun, aber komm schon. Wie kann sich unser empfindungsfähiges Leben um etwas drehen, das Schnecken auch tun. Weißt du was wichtig ist ?Für wen würdest du sterben wollen? Für wen wachst du um fünf Uhr am morgen auf weil diese Person dich braucht? Welche betrunkene Nase würdest du wählen?!''

Las ich in meinem Lieblingsroman in dem es sich um eine typische Liebesgeschichte handelte. Ich schaute auf und blickte hinüber zu der Clique und mir fiel auf das diese aus gefährlich-aussehenden Typen bestand. Einige spielten ein Brettspiel, ein anderer hob schwere Hanteln und vor der Haustüre befanden sich ein paar andere die zur Musik mit rappten, rauchten und aus roten Plastikbechern tranken. Doch was mir sofort ins Auge stach, war die kleine Couch die sich mitten im Vorgarten befand. Wie eigenartig... Diego saß darauf und rauchte eine Zigarette. Sollte ich zu ihm hingehen? Wohnt er vielleicht dort mit seinem Bruder? Ich versuchte die einzelnen Gesichter der Typen zu analysieren, in der Hoffnung, einen zu finden der Diego ähnlich sah. Doch kein Erfolg.

Ich wendete meinen Blick ab und dachte mir das meine unstillbare Neugier mich irgendwann noch ins Grab bringen wird. Während meine Füße auf der Windschutzscheibe hinunterbaumelten, wurde mir klar das ich bald mal wieder zur Pediküre müsste. Nicht das ich ein typisches Girly wäre die das jede zweite Woche machen würde, aber man muss sich trotzdem gepflegt halten. Seit dem Tod meines Vaters hatte ich das Gefühl dafür verloren mich hübsch zu machen oder mich um mein Äußerliches zu kümmern. Ein paar Autos fuhren vorbei in denen sich auch solche Typen wie diese, die sich auf Diegos Grundstück befanden, aussahen. Zu meiner Bestätigung hielten sie auch dort und stiegen aus. Man hörte durch die ganze Straße wie sich die Männer begrüßten und laut lachten. Auch Diego schlug sich bei diesen Leuten ein. Langsam schlich sich bei mir eine Vermutung an, die mich überlegen ließ ob das wohl eine dieser Gangs ist von denen mir erzählt wurde. Also ist Diego in einer Gang? So viele Fragen stauten sich in meinem Kopf an und ich wurde sie nicht mehr los. Der Drang in mir, dort hin zu gehen, stieg mit jeder Minute und ich bemerkte wie ich mich nicht mehr auf mein Buch konzentrieren konnte, also schlug ich es zu und sprang von unserem Auto hinunter. Bevor ich loslief stand ich noch eine Weile lang auf dem Bürgersteig und kämpfte mit mir selbst. Sollte ich da jetzt wirklich hinlaufen? Mir war klar das ich mich damit in Gefahr bringen könnte aber der Fluchtweg zurück zu unserem Haus war zum Glück nicht allzu lang. Langsam setzte ich einen Fuß vor den anderen und lief auf die gegenüberliegende Straßenseite. Die Blätter tanzten im schwülen Wind und die Sonnenstrahlen der untergehenden Sonne brachen durch die Bäume. Ich lief an dem Ersten Haus vorbei, und dann an dem Zweiten. Auf einmal stand ich beim Dritten und wollte gerade kehrt machen bis ich Inne hielt. Mir wurde klar das ich langsam lernen sollte mutiger zu werden und ich lief weiter. Ich versuchte jeden bösen Gedanken aus meinem Kopf zu ignorieren und während ich das tat, stand ich auch schon vor dem besagten Haus bei dem Diego abhing. Zuerst war ich noch unsichtbar, denn niemand bemerkte mich als ich ein paar Schritte auf den vertrockneten Rasen setzte. Die Typen standen alle gruppiert auf einem Fleck und mir fiel auf das sie aus näherer Betrachtung noch bedrohlicher aussahen. Das war so eine schlechte Idee...Auf einem Mal stand Diego vor mir, ,,Cataleya! Was machst du hier?'' Sagte er leise und sehr angespannt als er mich vom Platz zerren wollte indem er an meinem Arm zog. Bevor ich antworten konnte passierte alles ganz schnell. ,,Ai! Lil' Spooky! Wer ist die Kleine?'' Hörte ich jemanden rufen. Diego schloss die Augen und blickte auf den Boden. Ich konnte hören wie Schritte auf uns zukamen und auf einmal standen fast 15 große und breite Gangster vor uns. Jeder einzelne war tätowiert, hatte entweder eine Narbe im Gesicht oder einen Todesblick drauf. ,,Das ist eine Verwandte aus Mexiko-City,'' antwortete Diego zurück. Alle Augen waren auf mich gerichtet und ich fühlte mich bedroht. Meine Beine waren Pudding. ,,Wie lautet denn der Name der kleinen Mamacita?'' sagte ein etwas dickerer mit einer Augenbinde. ,,Cataleya,'' erwähnte ich leise meinen Vornamen und schluckte den Klos in meinem Hals hinunter. Zwei weitere von der Gang liefen um uns herum und kamen immer näher. Sie standen alle um mich herum wie ein Rudel Hyiänen die gerade erfolgreich eine neue Beute in ihrem Besitz gebracht hatten.Ich erschrak als ich merkte wie einer plötzlich neben mir stand und einer meiner Haarsträhnen zurückwarf. ,,Du bist ja zum anbeißen Babygirl sag mir wie alt bist du ?'' Diego stellte sich schützend vor mich. ,,Sie gehört zur Familie.'' Der fremde entfernte sich von mir. ,,Lil' Spooky! Was ist hier los?!'' Hörte ich eine dunkle und raue Stimme hinter den Männern sagen. Sie machten Platz und hervor trat ein großer Typ der langsam auf uns zu lief.

Die Sünden des Santo //Oscar Diaz- aka. SpookyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt